Neckargemünder Naturbad: Gutachten ist endlich fertig

Neckargemünd. Jetzt muss die Stadt überlegen, ob sie den Planer verklagt. Dieser ist sich aber sicher, dass er keinen Fehler gemacht hat

13.07.2012 UPDATE: 13.07.2012 06:52 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Liegt die Ursache für die Probleme im Regenerationsteich des Naturbads? Foto: Alex
Von Christoph Moll

Neckargemünd. In den Streit zwischen der Stadt und dem Planer des Naturbads kommt wieder Bewegung: Nach fast zwei Jahren liegt das Gutachten über mögliche Planungsfehler jetzt vor, erklärte Philipp Zinkgräf, der Sprecher des Heidelberger Landgerichts, auf Anfrage der RNZ. Zum Inhalt der 65-seitigen Expertise konnte er aber keine Angaben machen, da das Gericht auch keine Bewertung vornehme, so Zinkgräf weiter. Nun werde das Gutachten an die Stadt und den Planer mit der Gelegenheit zur Stellungnahme geschickt. Das von der Stadt angestrengte selbstständige Beweisverfahren sei abgeschlossen, wenn die Parteien innerhalb der vom Landgericht gesetzten Frist - in der Regel sind das vier Wochen - keine Einwände beziehungsweise Ergänzungsfragen haben.

Das scheint aber unwahrscheinlich - erst recht, wenn das Gutachten zu dem Schluss kommt, dass der Planer Fehler gemacht hat. Bürgermeister Horst Althoff ist jedenfalls erst einmal froh, dass die Expertise endlich fertig ist. Die Stadt werde mit ihrem Rechtsbeistand das weitere Vorgehen beraten. Das Gutachten werde zunächst in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Gemeinderats thematisiert. Althoff befürchtet, dass die Expertise streitig gestellt werden könnte und es ein Gegengutachten gibt. Und bis dieses dann fertig ist, könnte noch einmal viel Wasser den Neckar hinuntergeflossen sein. Dabei würde man lieber gestern als heute mit einem Umbau beginnen. Dass dieser notwendig ist, daran hat die Stadt keinen Zweifel. Sie wirft Naturbadplaner Rainer Grafinger Fehler vor. Möglicherweise sei ein Kiesfilter falsch eingebaut worden, glaubt die Stadt.

Grafinger sieht das selbstverständlich ganz anders. "Ich bin überzeugt, dass das Naturbad funktioniert", sagte der Diplom-Ingenieur aus Bergkirchen bei München gegenüber der RNZ. Man solle eher in die Ursachenforschung gehen und sich fragen, wie die Keime ins Wasser kommen und nicht, wie man sie wieder herausbekommt, so Grafinger. Dass das Naturbad in dieser Saison noch nicht wegen Keimbelastungen geschlossen werden musste, dürfte ihn bestärken. Stadtbaumeister Dr. Franz-Georg Scheffczyk sprach zu Beginn der Badesaison sogar einmal von "Trinkwasserqualität".

Das war aber nicht immer so. Zur Erinnerung: Das Naturbad musste in allen vier Saisons seit der Wiedereröffnung im Jahr 2008 mehrmals und teils über mehrere Wochen wegen Keimbelastungen geschlossen werden. Jetzt scheint eine Besserung in Sicht - obwohl baulich gar nichts verändert wurde. Das durfte die Stadt in dem Beweissicherungsverfahren auch nicht. Das Rätselraten um die Keimbelastungen geht also weiter.

Der Gutachter Guido Manzke hatte seine Arbeit im Naturbad bereits im Frühjahr 2011 beendet. Seine Expertise ließ aber auf sich warten. Zuletzt machte das Landgericht ihm Druck, weil er nicht auf eine Sachstandsanfrage reagiert habe, erklärte Gerichtssprecher Zinkgräf. Eine Frist wurde gesetzt und ein Zwangsgeld angedroht. Und dies zeigt offenbar Wirkung. Die Dauer des Verfahrens sorgte im Rathaus und auch beim Planer für Verwunderung. Das Ganze sei "eine ärgerliche Sache", ja sogar "eine Frechheit", meint Planer Rainer Grafinger.

Wie geht es nun weiter? Das Beweisverfahren endet nicht mit einem Urteil. Es hat das Ziel, dass sich Stadt und Planer einigen. Sollte dies jedoch nicht passieren, kommt es wohl zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Die Stadt muss jetzt entscheiden, ob sie Klage gegen den Planer des Naturbads erhebt.