Naturbad: Gutachter geht von Millionenschaden aus

Neckargemünd. Schiefes Becken, Mängel im Regenerationsbereich: Planer und Baufirma sollen gepfuscht haben

23.07.2012 UPDATE: 23.07.2012 07:07 Uhr 1 Minute, 5 Sekunden
Der Badespaß im chlorfreien Wasser in Neckargemünder Terrassen-Freibad ist Badegästen und Stadt in der Vergangenheit allzu oft vergangen. Archivfoto: Alex
Von Anna Haasemann-Dunka und Christoph Moll

Neckargemünd. Das Rätselraten um die Ursache der immer wieder auftretenden Keimbelastungen im Naturbad hat ein Ende: Bei der Planung und bei den Arbeiten zum Umbau des Freibads vor vier Jahren ist gepfuscht worden. Zu diesem Schluss kommt das 65-seitige Gutachten, das vom Heidelberger Landgericht in Auftrag gegeben wurde und jetzt vorliegt. Die Expertise beziffert den Schadenswert auf 1,3 Millionen Euro.

Beim Schwimmbadfest am Wochenende ließ Horst Althoff die Katze aus dem Sack und berichtete über den Inhalt des mit Spannung erwarteten Gutachtens. Der Bürgermeister sagte, dass die Expertise Planer und Baufirma als Verantwortliche benenne. Mängel seien im Regenerationsbereich und in einer Schieflage des Naturbeckens ausgemacht worden. Letztere führt offenbar dazu, dass das Wasser nicht gleichmäßig auf allen Seiten überläuft und somit Probleme bei der biologischen Wiederaufbereitung entstehen. Näher wollte sich Horst Althoff nicht zu dem Gutachten äußern.

Zur Erinnerung: Die Probleme mit dem Naturbad begannen schon wenige Wochen nach der Wiedereröffnung des für fast fünf Millionen Euro sanierten Terrassenfreibads im Jahr 2008. Immer wieder musste das Naturbad mehrmals in einer Saison und teils über mehrere Wochen wegen zu hoher Keimzahlen dichtgemacht werden (die RNZ berichtete). Als alle Maßnahmen nicht zu einer Besserung führten, beantragte die Stadt ein Beweissicherungsverfahren beim Heidelberger Landgericht. Sie warf dem Planer Fehler vor und vermutete, dass ein Kiesfilter falsch eingebaut worden sein könnte. Ein Gutachter wurde eingesetzt, der das Naturbad unter die Lupe nahm. Doch die Expertise ließ fast zwei Jahre auf sich warten.

Horst Althoff kündigte am Samstag an, dass die Stadt Schadenswertforderungen vor Gericht erheben wird. Der Rathauschef befürchtet aber, dass es erst noch ein zeitaufwändiges Gegengutachten geben könnte. Der Ärger mit dem Naturbad geht also in eine neue Runde.