Neue Ortsmitte nimmt bald Gestalt an
Gespräch zum Jahreswechsel mit Malschs Bürgermeisterin Sibylle Würfel - Rück- und Ausblick - Bewegende Momente

Freut sich zusammen mit der Bürgermeisterin über eine Attraktivitätssteigerung der Malscher Gemeindebücherei, die nun Mitglied im Bibliotheksverbund der Metropolregion Rhein-Neckar ist: die Leiterin der Gemeindebücherei, Iris Laier. Foto: Pfeifer
Malsch. (oé) Ein kommunalpolitisches Thema hat in der Letzenberggemeinde das ganze Jahr 2018 beherrscht. Wie ein roter Faden zog es sich durch Gemeinderatssitzungen und war auch Hauptgegenstand einer Bürgerversammlung. Gemeint ist die Frage, wie Malschs künftige Dorfmitte aussehen soll. Der vordere Dorfplatz ist ja schon seit einigen Jahren fertig, nun ging es um die Frage, wie der hintere Dorfplatz gestaltet werden und was mit der alten Dorfscheune geschehen soll. Inzwischen sind alle Entscheidungen gefallen. "Jetzt ist alles auf dem Weg. Wir müssen diesen Weg nur noch zu Ende gehen", sagt Bürgermeisterin Sibylle Würfel in ihrem Jahresabschlussgespräch.
Schon in diesem Monat soll der Bürgermeisterin zufolge die letzte Auftragsvergabe für den Ausbau der historischen Dorfscheune erfolgen. Die Rathaus-Chefin hofft, dass man mit den veranschlagten rund 450.000 Euro (inklusive Zuschüssen) "plus minus" hinkommt. Mit dem Geld soll die Dorfscheune dauerhaft erhalten und mit einer Toilettenanlage sowie mit Spülküche, Lagerraum und Stromversorgung ausgestattet werden. Der Tennen-Raum wird ebenfalls hergerichtet. Wünschenswert wäre es Sibylle Würfel zufolge, wenn die Bauarbeiten bis zum kommenden Mälscher Markt im Juni abgeschlossen wären. Dann nämlich könnten die Vereine die neue Infrastruktur bereits nutzen. Der Zehntscheuer soll damit aber keine Konkurrenz entstehen. "Sie bleibt unsere gute Stube", betont die Bürgermeisterin.

Idyllischer Weinort am Fuße des Letzenbergs: die Gemeinde Malsch mit ihrer Kirche St. Juliana im Winterkleid (im Hintergrund ist Rettigheim sichtbar). Archiv-Foto: Kloé
Als Nächstes steht dann der hintere Dorfplatz auf der Agenda. "Wir haben jetzt die Zusage, dass die Ortskernsanierung bis 2021 verlängert wird", freut sich die Bürgermeisterin. Bis dahin müsste also die Maßnahme endgültig abgerechnet sein. Das nimmt den allergrößten Zeitdruck, gleichwohl bleibt der Zeitplan ambitioniert. Nach dem Mälscher Markt 2019 sollen die Arbeiten beginnen, wünschenswert wäre ein Abschluss bis zum Mälscher Markt 2020, notfalls hätte man aber einen Puffer bis 2021. Das hänge auch von den Ausschreibungsergebnissen ab, sagt die Bürgermeisterin. "Zu unrealistischen Preisen werden wir nicht vergeben wollen." Eingeplant sind knapp eine halbe Million Euro.
Über die Form der Neugestaltung des hinteren Dorfplatzes ist im Gemeinderat lange diskutiert worden - vor allem über die Frage zusätzlicher Parkplätze. Die ei-nen hielten ein weiteres Angebot an Stellplätzen für erforderlich und wollten dafür zwei ehemals bebaute Grundstücke nutzen, welche die Gemeinde in der Vergangenheit erworben hatte. Die anderen betrachteten zusätzliche Parkplätze angesichts des vorhandenen Angebots entlang der Hauptstraße als überflüssig und plädierten für eine Vermarktung der ehemals bebauten Grundstücke.
Am Ende entschied sich das Gremium mehrheitlich, das kleinere Grundstück in die Platzgestaltung einzubeziehen, das größere aber für einen künftigen Verkauf aufzusparen. Wie realistisch dies ist - auch darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Bürgermeisterin selbst ist skeptisch: Addiere man alle Kosten vom Erwerb des Grundstücks bis zum Abriss des Gebäudes, erreiche man eine Summe, die wohl über den Marktpreisen liege, so die Befürchtung der Bürgermeisterin. Andere im Gemeinderat teilen diese Befürchtung nicht. Deshalb sollen nun intern "alle Zahlen auf den Tisch gelegt" werden. Danach wird es sich entscheiden. Für die Bürgermeisterin jedenfalls steht fest, dass die Gemeinde "keinen Schaden erfahren darf". Sprich: Der Verkaufspreis muss über den entstandenen Kosten liegen. Darunter könne die Gemeinde nicht verkaufen.
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Glück und Gesundheit im neuen Jahr wünscht Malschs Bürgermeister Sibylle Würfel ihren Mitbürgern. Foto: Pfeifer
Dass der Platz selber mit seiner Pflasterung und Gestaltung der Begegnung, dem Feiern (die technische Infrastruktur für Vereinsfeste wird geschaffen) und auch als Ruhezone dienen soll - darüber war sich der Gemeinderat immer einig. Auch darüber, dass Malschs jüdisches Erbe sichtbar gemacht werden soll. An diesem Ort befanden sich einst Synagoge und Mikwe (rituelles Bad) der jüdischen Gemeinde. Der Grundriss der Synagoge soll künftig in der Pflasterung erkennbar sein und auch der Gedenkstein, der an die Synagoge erinnert, soll aufgewertet werden.
Das jüdische Erbe bewahren will auch die Malscher Stolperstein-Initiative, die in den zurückliegenden Jahren die jüdische Geschichte Malschs und deren Ende intensiv erforscht sowie die individuellen Schicksale der Holocaust-Opfer geklärt hat. Ein erstes Ergebnis dieser "unglaublich guten Recherche-Arbeit" (so die Bürgermeisterin) war die Verlegung der ersten acht Stolpersteine im vergangenen Frühjahr. Daran teilgenommen haben auch Nachkommen einer der betroffenen Familien, die diese Form des Gedenkens ausdrücklich begrüßt haben. Für die Bürgermeisterin war es ein "emotionales und bewegendes" Ereignis, eine Mahnung und ein "Höhepunkt des Jahres 2018" (weitere Stolperstein-Verlegungen sollen folgen).
Ein anderes, nicht minder bewegendes kommunalpolitisches "Highlight" war für Sibylle Würfel die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Alfons Stegmüller, der sich über Jahrzehnte in beispielloser Weise und "mit Herzblut" für den Ort ehrenamtlich engagiert hat. Ihn ehren zu dürfen, sei ihr eine Freude und eine "große Ehre" gewesen, unterstreicht die Bürgermeisterin.
Freude gemacht hat der Rathaus-Chefin auch ein anderes Ereignis des Jahres 2018: die Einweihung des neugestalteten Schulhofs. 79.000 Euro hat das Vorhaben am Ende gekostet, das für die Bürgermeisterin "eines der schönsten Projekte" ihrer bisherigen Amtszeit war - angefangen bei der intensiven Bürgerbeteiligung bis hin zum "tollen Ergebnis". Der Schulhof mit seinen zahlreichen Spielangeboten werde sehr gut angenommen und es herrsche "große Zufriedenheit", so der Eindruck des Gemeindeoberhaupts.
In der Schule (genauer in der inzwischen leer geräumten ehemaligen Schulwerkstatt) haben auch Malschs "Helfer vor Ort" ihr Domizil gefunden, die als Ersthelfer bei medizinischen Notfällen unbedingt gebraucht werden, wie die zahlreichen Einsätze der Bürgermeisterin zufolge beweisen. Gleiches gilt für die Feuerwehr. Umso erfreulicher, dass die 2018 gestartete Werbeaktion für ein Engagement bei den Helfern erfolgreich war und neue Aktive gewonnen werden konnten - für die Feuerwehr ebenso wie für die "Helfer vor Ort", die 2018 auch ein neues Einsatzfahrzeug erhielten. Um Bedeutung und Wert des ehrenamtlichen Engagements ins Bewusstsein zu rufen, fand 2018 auch erstmals ein gemeinsamer Aktionstag von Feuerwehr und DRK statt. Und für 2019 (genauer: am 6. April) ist ein Gemeindefest zugunsten der "Helfer vor Ort" mit vielen Aktionen in der und rund um die Letzenberghalle geplant.
Von einer "entspannten Situation" kann Sibylle Würfel bei den beiden Kitas der Gemeinde berichten: dem katholischen Kindergarten St. Franziskus und dem Verein "Kindernest". Dort seien "tolle Teams" am Werk, die "das richtig gut machen", und es seien auch ausreichend Betreuungsplätze vorhanden. Mithilfe der Gemeinde (und auch der Dietmar-Hopp-Stiftung sowie der Eltern) konnte zudem der Spielbereich des Franziskus-Kindergartens neu gestaltet werden; und schließlich gehört auch das Parkplatzproblem am katholischen Kindergarten seit Mitte 2018 der Vergangenheit an. Dies Dank des Wohltäters Kurt Laier, der den Bau von zwölf Parkplätzen aus privaten Mitteln finanzierte (und dafür wie für sein sonstiges, großes bürgerschaftliche Engagement die Bürgermedaille in Gold empfing).
Auch anderen Altersgruppen macht die Gemeinde Angebote: So wurde ein Kinder- und Jugendforum gegründet, das sich regelmäßig trifft und die kommunalpolitische Teilhabe bei Jugendbelangen gewährleisten soll. Was die Beteiligung anbelangt, ist der Bürgermeisterin zufolge aber noch "Luft nach oben". Im Vorfeld der Kommunalwahl (an der man ab 16 teilnehmen darf) will die Kommune zudem eine Informationsveranstaltung für Jugendliche anbieten, für die noch ein "neutraler Referent" gesucht wird. Was die Senioren angeht, so standen neben Ausflügen und dem Seniorennachmittag der Gemeinde auch die Teilnahme am Filmfestival der Generationen und ein spezielles Mobilitätstraining für Senioren auf dem Programm. Nicht zu vergessen die Arbeit des Asyl-Arbeitskreises, der eine Begegnungsstätte für alle Bürger (mit und ohne Migrationshintergrund) eingerichtet hat. Immer donnerstags trifft man sich im Obergeschoss der Gemeindebücherei.
Apropos Gemeindebücherei: 2018 wurde die Einrichtung Teil des Büchereiverbunds in der Metropolregion Rhein-Neckar (Metropolbib/Metropolcard), sodass die Nutzer künftig Zugriff auf einen großen Online-Bestand an digitalen Medien haben und obendrein auch andere Bibliotheken des Verbunds nutzen können (den Besitz des entsprechenden Ausweises vorausgesetzt). Die Bürgermeisterin hofft damit auf mehr Nutzer und eine höhere Frequenz für Malschs Gemeindebücherei, die sich die Kommune jährlich immerhin gut 43.000 Euro kosten lässt. Für eine Gemeinde dieser Größenordnung sei ein solches Angebot nicht unbedingt selbstverständlich, findet die Rathaus-Chefin.
Einige Anstrengungen unternimmt die Gemeinde auch zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs. So steht im Haushalt eine Planungsrate von 180.000 Euro für den barrierefreien Ausbau weiterer Bushaltestellen bereit (vier der insgesamt 15 Haltestellen sind schon fertig). Knapp 200.000 Euro beträgt zudem der Anteil der Gemeinde an der Verlängerung der Bahnsteige am Bahnhof Rot-Malsch, damit die S-Bahnen künftig in Dreifach-Traktion fahren können (Gesamtkosten: 3,1 Millionen Euro). Zwar schmerzen die Kostensteigerungen (Sibylle Würfel: "So viel Geld hätte ich gerne mal für was anderes übrig"), doch ist die Investition aus Sicht der Bürgermeisterin "sicher auch gut angelegtes Geld". Gerade den Schienenverkehr müsse man bei den Verkehrskonzepten favorisieren, denn der "steht nicht im Stau".
Bleibt noch eine letzte große Aufgabe für 2019: die Überprüfung innerörtlicher Bebauungspläne unter der Fragestellung, wie aus vorhandenen Flächenressourcen im Altbestand "noch Wohnraum herauszukitzeln ist". Dabei ist der Bürgermeisterin zufolge Sensibilität gefragt. Schließlich soll die Verdichtung verträglich gestaltet werden und auch von den Anwohnern mitgetragen werden. Malschs Städteplaner hat Frau Würfel zufolge bereits mit der Überprüfung der Bebauungspläne begonnen und will nun Vorschläge machen, "was geht und was nicht" und was am Ende am sinnvollsten ist. Dann entscheidet der Gemeinderat. An einem lässt die Bürgermeisterin dabei keinen Zweifel: am Bedarf. Der ist ihren Worten zufolge "enorm".



