Ein Gesicht des Ehrenamtes
Bei der Matinee des Verkehrs- und Heimatvereins wurde Alfons Stegmüller zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt

Alfons Stegmüller (im Bild mit Ehefrau Hannelore, li.) wurde von Bürgermeisterin Sibylle Würfel zum Ehrenbürger der Gemeinde Malsch ernannt. Foto: Pfeifer
Malsch. (oé) Zum zweiten Mal hatte der Verkehrs- und Heimatverein Malsch (VHV) zu einer Matinee in die Zehntscheuer eingeladen. Und diesmal stand der Sonntagvormittag unter einem ganz besonderen Vorzeichen - galt es doch, einen Mitbürger zu ehren, der sich seit mehr als 50 Jahren beispielhaft für das Gemeinwesen einsetzt. Dafür empfing Alfons Stegmüller, Ehrenvorsitzender der Verkehrs- und Heimatvereins und ehemaliger Rektor der Malscher Schule, aus den Händen von Bürgermeisterin Sibylle Würfel und unter dem stehenden Applaus des Publikums die Ehrenbürgerurkunde: die höchste Auszeichnung, welche die Gemeinde zu vergeben hat.
Die Rathauschefin würdigte Alfons Stegmüller dabei als jemandem, der "dem bürgerschaftlichen Engagement ein Gesicht gegeben" habe. Menschen wie er hielten eine Gesellschaft "funktionstüchtig", unterstrich die Bürgermeisterin, indem sie sich im Alltag für ihr Gemeinwesen einsetzten und Verantwortung für ihr Umfeld übernähmen. Solche Menschen zu ehren, sei deshalb "top-aktuell" - auch wenn mancher den Begriff "ehren" vielleicht für altmodisch halte.
Dass die hohe Auszeichnung einen Würdigen treffe, stand für den Gemeinderat, der die Entscheidung im Konsens traf, und die Bürgermeisterin von Anfang an außer Zweifel. Zu lang, zu herausragend und zu nachhaltig ist der ehrenamtliche Einsatz des Geehrten neben seinem beruflichen Engagement als ehemaliger Konrektor und Rektor der Malscher Schule.
Alfons Stegmüller prägte als Moderator und Festredner unzählige Veranstaltungen von Gemeinde und Vereinen, er ist Ehrenmitglied vieler Vereine in Malsch, war Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, engagierte sich im Kulturtreff, gestaltete Festbücher, wirkte immer wieder als Ideengeber und helfende Hand und förderte das Brauchtum, seien es Fastnacht, Pferdewallfahrt, Sommertags- und Martinsumzüge, Weinwanderweg oder Weinwanderung.
Die Liste wäre zu lang, um alles zu erwähnen, meinte die Bürgermeisterin in ihrer Laudatio. Einen Punkt aber hob sie doch besonders hervor: die federführende Rolle, die Alfons Stegmüller als Redakteur und Autor (zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Dionys Wipfler sowie dem Freund und Weggefährten Horst Hill) bei der Herausgabe des Heimatbuchs "1200 Jahre Malsch" im Jahr 1983 spielte. Für die Bürgermeisterin ist dieser Band noch immer ein unverzichtbares Nachschlagewerk.
Würdigende Worte sprachen auch die Gemeinderäte Konrad Fleckenstein (für seine Freien Wähler und die Grünen) sowie Robert Krippl für die CDU. Beide unterstrichen ebenfalls, wie sehr das Gemeinwesen auf Menschen angewiesen sei, "die mehr tun als ihre Pflicht", so wie Alfons Stegmüller. Dabei hob Konrad Fleckenstein hervor, dass der Geehrte oftmals auch "im Hintergrund" und gar nicht so sehr in der Öffentlichkeit gewirkt habe. Dies schmälere die Bedeutung aber keineswegs. Robert Krippl brachte es bündig auf den Punkt: "Ehre, wem Ehre gebührt."

Der Verkehrs- und Heimatverein Malsch ernannte zwei Mitglieder zu Ehrenmitgliedern, im Bild von links: Bürgermeisterin Sibylle Würfel, VHV-Vorsitzender Werner Keßler, sein Stellvertreter Peter Dohmeier, der geehrte Bernd Kolmer mit Ehefrau Inge sowie Elisabeth Fölkl und ihr Ehemann Josef Fölkl (mit Urkunde). Foto: Pfeifer
Alfons Stegmüller selbst bekannte, dass bei der Nachricht von der Auszeichnung der Schreck zunächst enorm gewesen sei. Mittlerweile überwiegen jedoch ganz die Freude und vor allem die Dankbarkeit. "Ich kann nicht mehr sagen als ein schlichtes, herzliches Dankeschön", meinte er. In seinen Dank schloss der Ehrenbürger die vielen Weggefährten ein, mit denen er über Jahre und Jahrzehnte zusammenarbeitete, und er dankte auch dem Schicksal, dass es ihn 1963 von seinem Heimatort Rot nach Malsch, "vum Sand uff de Berg", in seine zweite Heimat, geführt habe. "Heute fühle ich mich als Mälscher." Sein größter Dank aber galt Ehefrau Hannelore, die ihm stets die "ideale Partnerin" gewesen sei.
Die Ehrenbürgerwürde für Alfons Stegmüller war indes nicht die einzige Ehrung dieses Vormittags. Zuvor hatte der VHV-Vorsitzende Werner Keßler im voll besetzten Saal (darunter VHV-Gründungsmitglied Klaus Kilian) zwei Männer zu Ehrenmitgliedern ernannt, die sich in vielfältiger Weise um den Verkehrs- und Heimatverein verdient gemacht haben: Josef Fölkl, der Farben und Materialien aus seinem Geschäft stiftete, wann immer es benötigt wurde (etwa zum Schmuck der Fastnachtswagen); und Bernd Kolmer als Heimatbuchautor, Beirat und Vorstand, dessen "gute Ideen" für den Verein Gold wert waren. Josef Fölkl dankte für die "große Ehre" und nannte es schön, nicht vergessen zu sein, obwohl er nun doch schon zehn Jahre "im Ausland" (in Mingolsheim) lebe, wie er schmunzelnd anmerkte.

Gänsehaut erzeugten Matthias Böhringer (Flügel) und Martin Fleckenstein (Gesang). Foto: Pfeifer
Eingebettet waren die Ehrungen in ein musikalisches Rahmenprogramm, das das Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hinriss und eindrucksvoll vor Augen führte, welch musikalische Qualität die Gemeinde zu bieten hat, wie es der stellvertretende VHV-Vorsitzende, Peter Dohmeier, in seinem Schlusswort formulierte. Den Auftakt machte Sebastian Hotz, ein Mitglied der Badischen Brassband, mit einem virtuosen Vortrag am Euphonium (Bariton-Horn), gefolgt von dem nicht minder beeindruckenden Spiel der Flötistin und Musikverein-Dirigentin Christiane Weinmann.
Gänsehaut erzeugten danach zwei Malscher Sänger mit ihren glänzend dargebotenen Liedvorträgen: Bassbariton Martin Fleckenstein mit Sinatras "My Way" und Tenor Günter Becker mit zwei wahren Bravourstücken: dem "Rattenfänger" und Lehárs "Gern hab ich die Frau’n geküsst". Ein besonderer Beitrag kam von Manuel Stegmüller, dem Neffen des neuen Ehrenbürgers, der auf einer Maccaferri-Gitarre (ein Instrument, das Django Reinhardt berühmt machte) in die bezaubernde Klangwelt der jüdischen Musik entführte.

Das musikalische Rahmenprogramm gestaltete unter anderem Christiane Weinmann an der Querflöte. Foto: Pfeifer
Ebenso einfühlsam wie ausdrucksstark begleitet wurden die Solisten von Frohsinn-Dirigent Matthias Böhringer am Flügel. Den glanzvollen Schlusspunkt setzte das Flötenquartett des Musikvereins mit Raphaela Kleinhenz, Silke Potschies, Barbara Stroh und Christiane Weinmann und klassischer Musik von Boccherini und Mozart (Türkischer Marsch). In gelöster Stimmung traf man sich hernach im Foyer bei guten Tropfen der Malscher Winzer.



