Kriminalitätsstatistik

Walldorf bleibt trotz positivem Trend "Spitzenreiter"

Deutlicher Rückgang der Einbrüche - Sorgen machen Rauschgiftkriminalität und Zahl der Jungtäter

29.05.2018 UPDATE: 30.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Symbolfoto: dpa​

Walldorf. (rö) Den Wermutstropfen gab’s ganz am Ende der Kriminalitätsstatistik, die Uwe Schrötel, Leiter des Polizeireviers Wiesloch, gemeinsam mit Postenleiter Klaus Österreicher dem Gemeinderat vorstellte: "Walldorf nimmt wie im Vorjahr die Spitzenrolle ein", sagte Schrötel.

Mit einer Häufigkeitsziffer von 5821 (zur besseren Vergleichbarkeit werden die Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet) ist die Astorstadt im Revier die Kommune mit der höchsten Kriminalitätsbelastung. Schrötel relativierte das allerdings gleich, bestehe Walldorf doch nur aus dem Stadtgebiet und gebe es hier keine Teilgemeinden, die die Statistik schönen könnten. Unterm Strich sei man auf dem Niveau des Landesdurchschnitts, unter dem von Großen Kreisstädten wie Hockenheim und Weinheim und noch weit entfernt von Städten wie Heidelberg oder gar Mannheim.

Zu Beginn sprach Schrötel an, dass die Vorfälle der Halloween-Nacht im Oktober (als Molotowcocktails gegen Polizeiposten und Sporthalle geworfen wurden) nicht in der Statistik enthalten seien, da die Ermittlungen erst 2018 abgeschlossen wurden. Mittlerweile, so ergänzte Österreicher, gebe es eine Anklageschrift: "Da haben sich einige Herrschaften kräftig verhoben", meinte er und dankte Verwaltung und Gemeinderat. Man habe besonnen reagiert und sei "vorbildlich" mit dem Thema umgegangen.

Schrötel hatte einige erfreuliche Nachrichten im Gepäck: So ist in Walldorf die Zahl der Straftaten um knapp drei Prozent auf 900 Fälle zurückgegangen, die Aufklärungsquote von 47,1 auf 51,1 Prozent gestiegen.

Besonders konnte er hervorheben, dass die Zahl der Einbrüche von 51 auf 22 Fälle zurückgegangen ist. Das sei ein "sehr guter Wert" und ein "großer Erfolg", der nicht nur auf der Arbeit der Polizei beruhe. So habe sich Walldorf mit der Einführung der "Schlossprämie", der finanziellen Unterstützung technischer Sicherungen, positiv hervorgetan.

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Das werde auch dadurch belegt, dass 41 Prozent der Einbrüche im Versuchsstadium stecken geblieben sind. Schrötel verwies auch darauf, dass die Polizei "massiv den Kontrolldruck erhöht" habe und "etliche der ermittelten Tatverdächtigen für Jahre in Haft" säßen. Er hoffe, "dass wir diesen Trend halten können", derzeit sehe es erfolgversprechend aus. Ebenfalls eine positive Entwicklung: Die Zahl der Kraftfahrzeugaufbrüche ist von 41 auf 19 Fälle gesunken.

Fünf von sechs Sexualdelikten, von der Belästigung bis zur Vergewaltigung, wurden laut Schrötel aufgeklärt. Einen leichten Rückgang gab es bei den Rohheitsdelikten (von 104 auf 98), in den darin enthaltenen Körperverletzungen aber einen Zuwachs (von 63 auf 72) - für Schrötel "leider" dem gesellschaftlichen Trend entsprechend. Rückläufig sind die Diebstähle (von 416 auf 331), wobei die Zahl der Fahrraddiebstähle (von 77 auf 71) immer noch deutlich zu hoch sei. Hier hätten die Fahrradcodieraktionen und die Sensibilisierung der Bürger, selbst für besseren Schutz zu sorgen, noch nicht den gewünschten Effekt gezeigt.

Angestiegen sind die Vermögens- und Fälschungsdelikte (von 129 auf 158) und vor allem die Rauschgiftkriminalität (von 56 auf 79), die auf einem "Zehn-Jahres-Höchststand" sei - 14 der Walldorfer Fälle haben sich auf der Autobahn ereignet.

Schrötel erklärte die hohen Zahlen zum einen mit den aus anderen Gründen verschärften Kontrollen, kritisierte aber auch, dass heute das "Unrechtsbewusstsein nahezu grenzenlos" zu sein scheine. Er kündigte an: "Wir werden unsere Anstrengungen nicht einstellen." Sorgen macht dem Revierleiter die steigende Zahl der Jungtäter unter 21 Jahren (von 87 auf 122). Bei Einzelnen ist nach seinen Worten "eine durchgängige Karriere" zu beobachten, auch deshalb müsse man der Jugendkriminalität mit allen Mitteln entgegentreten.

Bürgermeisterin Christiane Staab nahm den Ball auf: "Wir haben bei den Jugendlichen eine Aufgabe, wir sind da dran." Rückläufig war laut Schrötel die Zahl der nicht-deutschen Straftäter (von 152 auf 144). Darunter seien 45 Flüchtlinge gewesen, allerdings allein 18 wegen "ausländerrechtlicher Straftaten".

"Es bleibt die Hoffnung auf eine weitere Verringerung der Straftaten", sagte Uwe Lindner (CDU), der als städtischen Beitrag zur positiven Entwicklung die "Schlossprämie" hervorhob. Auch Christian Schick (SPD) war zuversichtlich, "den positiven Trend fortsetzen zu können".

Was "Straftat-gesteuerte Jugendliche" angehe, habe man im Gemeinderat umfangreiche Maßnahmen beschlossen, auch um das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu stärken. Walter Hecker (Grüne) sah "eine gute Entwicklung", dafür sei die Präsenz der Polizei sehr wichtig. Und die FDP vertraut laut Günter Lukey darauf, dass "die Polizeibeamten ihr Möglichstes tun, um die Stadt sicher zu halten".

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