Die Straftaten in der Region Wiesloch-Walldorf nahmen deutlich ab
Polizeirevier Wiesloch stellt die Kriminalitätsstatistik für das abgelaufene Jahr vor

Wiesloch. (seb) "Zufrieden können wir nie sein" – aber den Rückgang der Straftaten in Wiesloch, Walldorf und Umgebung um knapp elf Prozent und den Anstieg der Aufklärungsquote auf mehr als 58 Prozent hervorheben, das konnte Wieslochs Polizeirevierleiter Uwe Schrötel schon, als er gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Polizeihauptkommissar Thomas Fänderich, und Polizeioberkommissar Jürgen Engelhardt, die Kriminalitätsstatistik fürs vergangene Jahr vorstellte.
628 Fälle weniger gegenüber 2016 "ist schon erstaunlich viel", so Schrötel: 5211 Straftaten wurden 2017 im Revierbereich registriert. Von der Kriminalitätsbelastung her, also auf die Einwohnerzahl bezogen, liegt das Revier unterm Landesschnitt, "das ist ein Top-Wert, der ein friedliches und sicheres Zusammenleben absolut möglich macht". Dabei befindet sich Mühlhausen ganz unten mit 131 Straftaten, während Walldorf unrühmlicher Spitzenreiter mit 900 Fällen ist. In Wiesloch (1272 Fälle) und Leimen (931) wurden mehr Straftaten gemeldet, die Einwohnerzahlen sind aber auch höher, und in beiden Städten wurde ein merklicher Rückgang registriert. Derweil verzeichneten Dielheim, St. Leon-Rot und Nußloch zwar Steigerungen, aber auf insgesamt niedrigem Niveau. Weiterhin dringender Wunsch der Polizei an mögliche Zeugen: "Sofort die 110 rufen – und möglichst nicht selber einschreiten."
Schwerste Vorfälle waren laut Schrötel eine Tötung in Leimen, ein Mann stach dabei mehrfach auf sein Opfer ein, außerdem eine versuchte Vergiftung in Dielheim, eine Beziehungstat, die das Opfer überlebte, und eine Messerstecherei mit mehreren Beteiligten in Wiesloch – ebenfalls ohne Todesopfer.
Der Anstieg der Sexualstraftaten von 52 auf 73 Taten insgesamt ist teilweise auf die neue Gesetzeslage zurückzuführen: Galten Grapschen oder Po-Tätscheln früher als "Beleidigung", gelten sie jetzt als sexuelle Belästigung. "Dazu hat es bis 2017 gedauert", so Schrötel. Schlimmste Vorfälle waren jeweils eine Vergewaltigung in Walldorf und Nußloch sowie Fälle von sexuellem Missbrauch in Wiesloch (13), Walldorf (drei), Dielheim (zwei), Leimen (sechs) und Nußloch (fünf): Opfer seien hier Minderjährige gewesen, die Täter hätten es aber bei Anfassen oder Entblößen belassen, sexuelle Handlungen habe es nicht gegeben.
Mit 547 Fällen bewegt sich die Körperverletzung ungefähr auf Vorjahresniveau, ein rundes Drittel davon macht Uwe Schrötel zufolge die häusliche Gewalt aus. Hier lautet sein dringender Appell, die Hilfsangebote zu nutzen – und nicht zu warten, "bis das Martyrium zu groß wird".
"Sehr positiv" sind die Werte bei Diebstahlsdelikten mit einer Reduktion um 21 Prozent auf 468 Fälle. Wohnungseinbrüche, die die Bevölkerung 2016 mit insgesamt 292 Fällen erheblich belastet hatten, sind gerade dank der massiv intensivierten Ermittlungsarbeit des gesamten Polizeipräsidiums aufs Niveau von 2014 gesunken, 160 Fälle nämlich.
Weniger Wohnungseinbrüche
Und: "Die Aufklärungsquote von fast 57 Prozent ist der absolute Spitzenwert landesweit", so Schrötel. Ein Grund ist, dass hauptsächlich Banden für die Einbrüche verantwortlich sind, so konnten in Wiesloch 45 Einbrüche einem einzigen Trio zugeordnet werden. "Wir haben ein klares Signal gesandt", so Schrötel: "Hier wird ermittelt und die Täter kommen hinter Schloss und Riegel."
Bei den Autoaufbrüchen sieht es ähnlich aus, um 30 Prozent ging die Zahl zurück, von 222 auf 156 Fälle. Die Aufklärungsquote von 19 Prozent wertet der Revierleiter angesichts der schwierigen Spurenlage als Erfolg. "Kein Ruhekissen", versichert Schrötel bezüglich Einbrüchen und Autoaufbrüchen gleichermaßen, so seien in Wiesloch die Werte nur wenig zurückgegangen. "Wir setzen alles daran, die Zahlen weiter zu senken."
Sorge bereitet dem Revierleiter die stete Steigerung der Rauschgiftdelikte (plus sechs Prozent auf 453 Fälle), "das Unrechtsbewusstsein tendiert gegen null". Amphetamine, um sich anzuregen, Cannabis zum "Herunterkommen", das könne einerseits die Aggressivität enorm steigern, andererseits "irreparable Hirnschäden" verursachen. Noch nicht verbotene, aber gefährliche Rauschmittel beunruhigen Schrötel ebenfalls.
Die Zahl der jugendlichen Täter insgesamt ist laut Schrötel wenig auffällig, außer in Walldorf, wo 28 Prozent der Täter unter 21 Jahre sind – und dabei sind die Exzesse der Halloween-Nacht noch nicht erfasst. Die Polizei weist, um Vorurteilen entgegenzuwirken, den Anteil der Flüchtlinge unter den Tätern aus: 280 von 2667 (und 926 "nichtdeutschen" Tätern) begingen 53 Körperverletzungen, meist gegen andere Flüchtlinge, 47 Diebstähle und weitere Delikte wie Schwarzfahren oder Ausweisfälschung.



