Kriminalstatistik Rhein-Neckar

Hoher Anteil junger Täter

Die Kurpfalz ist insgesamt etwas sicherer geworden - Weniger Straftaten, höhere Aufklärungsquote

21.03.2018 UPDATE: 22.03.2018 08:20 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde
Symbolfoto: dpa​

Von Alexander Albrecht

Mannheim/Heidelberg. Es ist nach harten Jahren ein Silberstreif am Horizont. Der Mannheimer Polizeipräsident Thomas Köber spricht von einer "leichten Trendwende". Doch steckt der Teufel wie immer im Detail - oder bei der Kriminalitätsstatistik 2017 in den einzelnen Deliktfeldern. Die guten Nachrichten zuerst: Die Zahl der Straftaten ist im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim, zu dem auch Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis gehören, um 2,5 Prozent auf 74.838 zurückgegangen. Erstmals seit 2014 zeigt die Kurve damit wieder nach unten.

Ansteigend ist die Aufklärungsquote (57,7 Prozent). Dass sich die Menschen in der Region ein wenig sicherer fühlen können, dafür spricht zudem die moderat abnehmende Häufigkeitsziffer. Dieser Wert sagt aus, wie wahrscheinlich es ist, Opfer einer Straftat zu werden - und liegt im Rhein-Neckar-Kreis sogar deutlich unter dem Landesdurchschnitt. "Im ländlichen Raum ist die soziale Kontrolle viel größer als in der Stadt", erklärt Köber. Wären da nicht die deutlich zunehmenden Verstöße gegen das Asylgesetz von Flüchtlingen, die im Heidelberger Patrick Henry Village untergebracht sind, würde die Statistik insgesamt noch besser aussehen. Ein Blick auf die Delikte:

Diebstähle von und aus Autos: Trotz eines Rückgangs der Taten um insgesamt 19 Prozent ist Kripochef Siegfried Kollmar nicht ganz zufrieden. So wurde jeder vierte aufgebrochene Wagen in Baden-Württemberg im Bereich des Mannheimer Präsidiums gezählt. "Die Belastung ist immer noch sehr hoch", sagt Kollmar. Was ihn ärgert: In 450 Fällen lagen Bargeld, in 325 Geldbörsen und in 189 Handtaschen gut sichtbar für die Diebe in den Autos. "Fast all diese Taten wären vermeidbar gewesen", so der frustrierte Kripochef. "Wir haben schon im letzten Jahr darauf hingewiesen, doch leider ist es nicht besser geworden." Maßgeblich für den Anstieg sind Serienaufbrüche im Bereich des Reviers Heidelberg Süd. Dort hatten es die Beamten mit 211 Fällen (Vorjahr: 92) zu tun bekommen. Die Aufklärungsquote ist mit knapp zwölf Prozent eher bescheiden. Doch Kollmar hat auch Grund zur Freude: So gab es deutlich weniger Navi-Diebstähle in der Region. Die Zahl sank von 433 im Jahr 2016 auf 178.

Gewaltkriminalität: Sie ist in der Region und vor allem im Rhein-Neckar-Kreis stark rückläufig. Sehr hoch ist dagegen weiterhin der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen. Sie waren an jedem zweiten Verbrechen beteiligt. Weniger Gewalt verübt wird im Vergleich zum Vorjahr von Asylbewerbern, was laut Polizeipräsident Köber daran liegt, dass sie von den Großstädten auf kleinere Kommunen verteilt worden sind und nicht mehr so eng aufeinander sitzen. Streit unter unterschiedlichen ethnischen Gruppen hatte 2016 zu mehreren größeren Polizeieinsätzen geführt.

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Mord und Totschlag: Alle Taten - auch die versuchten - sind aufgeklärt worden. Offen ist nach Angaben Kollmars ein Fall, bei dem auf Bitten von Angehörigen eine Leiche untersucht wird. Das Ergebnis des Gutachtens steht aus.

Sexualstraftaten: Die Polizei verzeichnet hier einen Zuwachs von mehr als zehn Prozent, was einer Änderung des Sexualstrafrechts geschuldet ist. So fallen hier erstmals "sexuelle Übergriffe" und "sexuelle Belästigung" in diese Kategorie. Und: "Seit der Kölner Silvesternacht trauen sich mehr Frauen, Anzeige zu erstatten", sagt Kollmar. Traditionell hoch ist die Aufklärungsquote (78,5 Prozent), da sich Täter und Opfer meistens kennen.

Raubdelikte: Auch hier zeigen sich Erfolge. Die Polizei klärte mehr als 60 Prozent der Taten auf. Gleichzeitig sank die Zahl der Fälle - im Rhein-Neckar-Kreis um sage und schreibe 34,5 Prozent.

Wohnungseinbrüche: Mit Präventionskonzepten und ihrer Präsenz auf den Straßen haben die Beamten ganze Arbeit geleistet. Die Zahl der Einbrüche ist um fast ein Drittel gesunken, und die Aufklärungsquote (knapp 30 Prozent) hat sich ebenfalls verbessert - auch dank einer im Präsidium aufgebauten "Besonderen Aufbauorganisation". Kollmar hofft, die Fälle auf unter 1000 drücken zu können. Optimistisch stimmt ihn, dass es die Hausbewohner den Einbrechern immer schwerer machten. Letztere sähen es in der Regel auf die schnelle Beute ab und wollten keine Spuren hinterlassen.

Drogen: Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist gestiegen. "Doch dafür müssen wir uns keinesfalls schämen", sagt Köber. Schließlich trage dies der Tatsache Rechnung, dass die Beamten ihre Einsätze im Drogenmilieu etwa auf den Neckarwiesen in Heidelberg und Mannheim verstärkt hätten.

Gewalt gegen Polizeibeamte: Sie ging um circa drei Prozent auf 441 Fälle zurück, bewegt sich allerdings weiter auf hohem Niveau. Noch in diesem Jahr sollen die Polizisten mit Bodycams ausgestattet werden. Die Maßnahme verzögert sich, weil die technische Ausrüstung aktuell nicht mit dem Datensystem im Mannheimer Präsidium kompatibel ist.

Die Tatverdächtigen: Auffällig ist der überproportionale Anteil der unter 21-Jährigen. Mehr als ein Drittel der Verbrechen wird von Ausländern begangen.

Videoüberwachung: Köber rechnet damit, dass es in Mannheim "im Sommer" am Hauptbahnhof losgeht, danach soll der Bereich zwischen dem Alten Messplatz und der Innenstadt folgen. Der Kopf der Planken gegenüber des Wasserturms gehört nicht dazu, weil die Einkaufsstraße umgebaut wird.

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