Spendenbereitschaft für die Ukraine sehr hoch
Auch knapp ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn ist die Hilfsbereitschaft für die Ukraine sehr hoch.
Von Moritz Bayer
Eberbach. Bei schlimmen Nachrichten oder Tatsachen setzt nach einiger Zeit häufig eine Art Gewöhnungseffekt ein. Was anfangs für Aufregung sorgte, wird zur Routine. Der Ukrainekrieg aber beschäftigt die Eberbacher nach wie vor sehr: Gestern machten Sandra Wäsch und ein gutes Dutzend fleißige Helfer den bereits zehnten Hilfsgütertransport in das kriegsgebeutelte Land fertig, noch heute sollen mehr als 14 Paletten ankommen und direkt vor Ort verteilt werden.
Im Dr.-Schmeisser-Stift wurde gesammelt, seit einer knappen Woche hieß es für Wäsch und Co. dann: Paletten packen. Keine leichte Aufgabe, die schwersten der Holzkonstrukte brachten, beladen rund 600 Kilogramm auf die Waage. Dick mit Folie umwickelt, konnte Lkw-Fahrer Thomas Pfleger von der LD Logistik Weinheim GmbH & Co. KG dann seinen elektronischen Hubwagen einsetzen und die Paletten in den Lastwagen fahren.
Als Dämpfung wurden Matratzen, Bettlaken und Kissen oben auf den Paletten platziert, im Laster war kein bisschen Platz mehr. Hätte nicht alles hineingepasst, wären die zunächst entbehrlicheren Spenden mit privaten Autos nachgefahren worden. "Lebensmittel, Hygieneartikel, Putzsachen, das alles muss auf jeden Fall mit", gab Wäsch die Anweisungen, natürlich nicht, ohne selbst mit anzupacken. Dank der zahlreichen helfenden Hände ging das Verladen schnell vonstatten. Unter den Helfern waren viele Ukrainer, die froh sind, von hier aus etwas für ihre Heimat tun zu können. Etwa 300 bis 350 Pakete fanden so gestern aus Eberbach ihren Weg ins Krisengebiet.
Den Lkw fährt Pfleger bis nach Nagold, dort wird seine Ladung, zusammen mit anderen Ladungen, auf große 40-Tonner umgeladen. Diese fahren bis an die ukrainische Grenze. Den Kontakt zur Deutschen Humanitären Hilfe Nagold (DHHN) hatte Wäsch selbst im Internet recherchiert und gute Erfahrungen gemacht.
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An der ukrainischen Grenze wird es dann schwierig: Aus den 40-Tonnen-Großlieferungen werden zahlreiche kleinere gemacht. Das hat Sicherheitsgründe. Oft bekommen die Fahrer der kleinen Transporter erst ein bis zwei Stunden vor Abfahrt mitgeteilt, welchen Weg sie genau nehmen sollen. Die Hilfskorridore sind für bestimmte Zeiten dann sichere Zonen, oder vielmehr: sollten es sein. Denn beim letzten Mal wurde einer der Transporter dennoch beschossen! "Zum Glück gab es keinen Personenschaden und der größte Teil der Lieferung kam nach abermaliger Umladung letzten Endes doch bei den Bedürftigen an", weiß Wäsch zu berichten.
Die Mühen und Widrigkeiten schrecken Wäsch aber nicht ab: "Den Menschen muss geholfen werden", lautet der klare Tenor in der Gruppe.
Daher stehen die nächsten Hilfsprojekte auch schon wieder an: Nach dem Transport ist vor dem Transport. Da aber in den Ferienzeiten eine feste Belegung des Dr.-Schmeisser-Stifts weniger Sinn machen würde und auch die heldenhafteste Helferin irgendwann mal durchschnaufen muss, gibt es bis Mitte September keine fixen Tage zum Anliefern oder Abgeben weiterer Spenden.
Das heißt freilich nicht, dass Wäsch untätig sei. Wer etwas Gutes tun will, erreicht sie unter der Mobilnummer 0176/83014706 täglich. Und bei Bedarf ist der Weg zur Spendenzentrale im Stift dann kurz. Eberbach hilft – auch weiterhin – mit großem Engagement und Mühe.