Das Team steht in den Startlöchern
Am 2. Januar nimmt das freie Notariat Manzke in Buchen die Arbeit auf – Die staatlichen Notariate sind zum Jahresende Geschichte

Das Team des freien Notariats Buchen nimmt am 2. Januar die Arbeit auf (v. l.): Sabina Dietz, Teresa Hagendorn, Elisabeth Oehlwein, Jasmin Richter, Notar Thomas Manzke, Sara Manzke, Dr. Alice Schubert, Christine Folhoffer, Eleonore Tausch und Sahran Cicek. Fotos: Rüdiger Busch
Buchen/Walldürn. (rüb) Die letzten vorbereitenden Arbeiten werden mit Hochdruck erledigt, das Team steht schon in den Startlöchern und freut sich auf die neue Aufgabe: Im Schafstallweg in Buchen wird das freie Notariat Manzke am 2. Januar die Arbeit aufnehmen. Hintergrund ist die Notariatsreform in Baden-Württemberg. Bis Jahresende werden alle bisherigen rund 300 staatlichen Notariate im Land aufgelöst, sodass Beurkundungen künftig ausschließlich von freiberuflich tätigen Notaren wahrgenommen werden.
Im Bezirk des Landgerichts Mosbach sind dann die Notariate Adelsheim, Aglasterhausen, Boxberg, Buchen, Mosbach, Tauberbischofsheim, Walldürn und Wertheim Geschichte. Stattdessen werden an den Standorten Buchen, Mosbach, Tauberbischofsheim und Wertheim freie Notare bestellt. In Buchen wird dies der bisherige Walldürner Notar Thomas Manzke sein, der sich mit seinem derzeit aus elf Mitarbeitern bestehenden Team um Beurkundungen kümmern wird.
Hintergrund
> Beim Rundgang durch den Neubau stellte Generalunternehmer Volker Eckert (Gerichstetten) im Gespräch mit der RNZ das gute Miteinander, das von gegenseitigem Vertrauen geprägt gewesen sei, heraus. In nur halbjähriger Bauzeit - vom Spatenstich bis zur
> Beim Rundgang durch den Neubau stellte Generalunternehmer Volker Eckert (Gerichstetten) im Gespräch mit der RNZ das gute Miteinander, das von gegenseitigem Vertrauen geprägt gewesen sei, heraus. In nur halbjähriger Bauzeit - vom Spatenstich bis zur Übergabe - wurde der zweigeschossige Bau mit einer Bruttofläche von 330 Quadratmetern errichtet.
> Barrierefrei: Der Neubau ist komplett barrierefrei und wurde in ökologischer Bauweise erstellt. Neben den Mitarbeitern des Eckert-Bauteams trugen dazu weitere renommierte Unternehmen aus der Region bei. Neben dem regionalen Gedanken wurde großer Wert auf hohe Qualität und eine nachhaltige Bauweise gelegt.
> Moderne Büros: Bei der Ausstattung der Arbeitsplätze wurde viel an die Beschäftigten gedacht - von einer angenehmen Beleuchtung des Schreibtischs bis hin zu vielen praktischen Details. Zudem ist das Gebäude auf die Digitalisierung vorbereitet, und auch an die Vernetzung zwischen Büro- und Heimarbeitsplätzen wurde gedacht, um eine möglichst gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen. (rüb)
Der 37-jährige Thomas Manzke wurde in Görlitz geboren und legte sein Abitur 1999 am Gymnasium Neustadt/Weinstraße ab. Anschließend studierte er in Trier und Paris Jura. Beim Studium in Trier lernte er seine spätere Frau Sara kennen, mit der er seit 2007 verheiratet ist und zwei Kinder hat. Nach dem Examen arbeitete er für zwei große Kanzleien in Frankfurt am Main. 2011 kam Manzke dann erstmals mit Walldürn in Kontakt, da er sich für die damals frei werdende Notarstelle interessierte. Mit Blick auf die berufliche Karriere seiner Frau, die ebenfalls als Anwältin arbeitete, schlug Thomas Manzke das Angebot jedoch aus. "Dass wir dann aber doch in Walldürn gelandet sind, muss wohl Bestimmung gewesen sein", sagt der Notar lächelnd. Gut zwei Jahre später hatten sich die Vorzeichen komplett geändert: Thomas und Sara Manzke waren inzwischen Eltern eines kleinen Sohnes, und sie stellten sich die Fragen, wie sich Beruf und Familienleben besser vereinbaren lassen und wo ihre Kinder einmal aufwachsen sollen. Wieder erkundigte sich Thomas Manzke nach frei werdenden Notarstellen, und wieder stand der Name Walldürn auf der Liste. Und diesmal entschieden sich seine Frau und er für die Wallfahrtsstadt.
"Das war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben", sagt Thomas Manzke, der seit März 2014 Notar in Walldürn ist. Sowohl beruflich wie privat habe sich der Schritt von der Großstadt in den ländlich geprägten Odenwald als der richtige erwiesen. Nun steht die nächste Veränderung an: Für den Neuanfang als freier Notar hat sich Thomas Manzke kompetente Unterstützung gesichert. Neben seiner Ehefrau Sara Manzke, Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Familien- und Erbrecht, gehört auch der seitherige Buchener Notar Manfred Zwick an zwei Tagen pro Woche zu den Mitarbeitern. Am 1. Februar wird zudem Rechtsanwalt Sahran Cicek, ein früherer Kollege Manzkes aus Frankfurter Tagen, im Buchener Notariat anfangen.
Auch die Arbeitsabläufe sind neu: Die Vorarbeiten werden von drei Teams sowie dem künftigen Notar a. D. Manfred Zwick erledigt. Jedem Team steht ein Sachbearbeiter vor, der die Verträge soweit vorbereitet, dass der Notar "nur noch" vorlesen und beurkunden muss. Der Sachbearbeiter hat jeweils ein Team aus Mitarbeitern zur Verfügung, das die beurkundeten Verträge entsprechend abarbeitet und im Vorfeld der Beurkundung die notwendigen Unterlagen sammelt (wie Datenblatt, Grundbuchauszüge, Testamente etc). Des Weiteren bearbeiten die Teammitglieder jeweils kleinere Urkunden, z. B. eine Unterschriftsbeglaubigung, selbst.
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Eine schnellere Erledigung der Vorgänge, mehr Zeit für die einzelnen Kunden und ein besserer Service - das alles verspricht sich Thomas Manzke vom Personalzuwachs und den weiteren Änderungen. Damit soll auch erreicht werden, dass die seit Jahren festzustellende Abwanderung der Kundschaft nach Bayern und Hessen gestoppt werden kann. Einhergehend sieht der Jurist weitere Vorteile durch die Reform, da zusätzliche hochwertige Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden und die Wertschöpfung in der Region verbleibt.
Die Region stärken zu wollen, ist für Sara und Thomas Manzke ein echtes Anliegen und ein Beweis für die Verbundenheit mit ihrer neuen Heimat: "Wir sind gekommen, um zu bleiben", sagt Sara Manzke und gibt Einblick in ihre weiteren Pläne. So möchten sie auf dem Grundstück des Notariats ein Wohnhaus errichten und in der dortigen Einliegerwohnung eine kleine Kinderkrippe einrichten, in der der eigene Nachwuchs und der ihrer Mitarbeiter von einer Tagesmutter betreut werden kann. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird in unserer Gesellschaft nun einmal immer wichtiger: Die "Notariatskrippe" könnte bei der Suche nach qualifiziertem Personal zur Trumpfkarte werden.