Sozialkaufhaus der Caritas schließt nach zehn Jahren im "Schlappen-Müller"
An der Nachfrage fehlte es nicht - Ein Kunde kam sogar aus Freiburg

Nach zehn Jahren schließt das Caritas-Sozialkaufhaus "Möbel & Mehr." Der Rückbau hat bereits begonnen. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. "Mit dem Second-Hand-Laden haben Sie vielen Menschen geholfen und Freude gemacht. Könnten Sie diese ‚Tradition’ nicht weiterführen?" So klingt es, wenn Kunden mit einem Angebot rundum zufrieden sind. Diesen kurzen Brief erhielt Meinrad Edinger, Mosbacher Geschäftsführer der Caritas, am Mittwoch bei einem Vor-Ort-Termin im Caritas-Sozialkaufhaus "Möbel & Mehr". Auch wenn offiziell die Räumlichkeiten des ehemaligen "Schlappen-Müller" noch bis 31. Dezember angemietet sind, ist der Verkauf mittlerweile beendet. Nach zehn Jahren.
Auf 1000 Quadratmetern und zwei Stockwerken gab es ein breites Angebot: Haushaltsgegenstände, Möbel, Textilien, Spielwaren, Bücher und CDs wurden zu sozial verträglichen Preisen verkauft. Willkommen war hier jeder, denn ganz bewusst verzichteten die Verantwortlichen auf eine Bedürftigkeitsprüfung. Not sei nicht nur an Einkommensverhältnissen ablesbar, sondern könne auch beispielsweise durch eine Überschuldung entstehen.
Bis zu zehn Mitarbeiter waren im Sozialkaufhaus beschäftigt. Gefördert vom Europäischen Sozialfonds, kooperierte die Caritas mit dem Jobcenter, was die "Rekrutierung" der Mitarbeiter anging. Das Handling von Öffnungszeiten, Kassenablauf, Terminierung sowie das Organisieren der Abholung und Zufahrt von Haushaltsgegenständen, Möbeln und Kücheneinrichtungen ermöglichte es vielen, wieder auf dem sogenannten "ersten Arbeitsmarkt" Fuß zu fassen.
So konnten zuletzt vier Teilnehmer durch das Jobcenter in eine Umschulung oder Weiterbildung vermittelt werden - und wurden nach einer Probezeit fest übernommen. Drei weitere Mitarbeiter wurden während ihrer Zeit bei "Möbel & Mehr" auf dem Arbeitsmarkt fündig und wechselten ebenfalls in Festanstellungen. Neben den Mitarbeitern unterstützten bis zu acht Ehrenamtliche der Caritas das Team.
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Enorm war der "Kundenzulauf" bis zuletzt. "Der weiteste Kunde kam aus Freiburg", erinnert sich Projektleiter Jochen Keim, der von Anfang an mit dabei war. Überhaupt war der Einzugsbereich des Sozialkaufhauses erstaunlich groß. Was andererseits kaum verwundert. Gibt es die nächsten vergleichbaren Angebote - besonders, was Möbel angeht - doch erst wieder in einer gewissen Entfernung. "Wir waren das größte Sozialkaufhaus auf dem Land", unterstreicht Meinrad Edinger.
Gut die Hälfte der Kunden kam zu Fuß, also aus der direkten Umgebung. Zwischen 30 und 50 Menschen fanden an jedem Öffnungstag ihren Weg ins Caritas-Sozialkaufhaus. Im Jahr 2015 waren es 7835 Kunden, dieses Jahr - bis zur Schließung - immerhin auch noch 6065.
"Nachfrage war immer da", weiß Edinger und kommt damit auf die Gründe der Schließung zu sprechen. Tatsächlich sei es in Zeiten der Nahezu-Vollbeschäftigung immer schwieriger gefallen, geeignete Mitarbeiter zu finden; besonders für die körperlich anspruchsvollen Abholdienste. Nachdem in der letzten Woche so ziemlich alles "raus" kam, sind nun die letzten Rückbau-Maßnahmen zu bewerkstelligen. Dabei kommen auch wieder die Original-Umkleidekabinen vom "Schlappen-Müller" zur Geltung, fast historische Regale und rundum verspiegelte Säulen, die den Charme der 1970er-Jahre ausstrahlen. Was sie wohl als nächstes spiegeln werden?