Dilo-Monteure bekommen künftig mehr Geld
Erstmals wurde beim Eberbacher Maschinenbauer ein Tarifvertrag ausgehandelt - Verhandlungen zogen sich über elf Monate

Im Februar streikten Dilo-Mitarbeiter beim Autozulieferer KS Gleitlager in St. Leon-Rot mit. Fotos: privat
Von Christofer Menges
Eberbach. Fast ein Jahr dauerten die Verhandlungen: Jetzt haben die Beschäftigten der Eberbacher Maschinenbaufirma Dilo einen Tarifvertrag. Für etliche der Dilo-Mitarbeiter bedeutet der erstmals ausgehandelte Vertrag ein deutliches Gehaltsplus, wie Türker Baloglu, Gewerkschaftssekretär der IG Metall aus Heidelberg sagt. In Kraft treten die neuen Regelungen zum 1. Januar.
Herausgekommen ist nach elfmonatigem Ringen ein 80-seitiger Tarifvertrag, in den laut Baloglu alle Verbandstarifverträge integriert wurden. Das bedeutet vor allem für die gewerblich bei Dilo Beschäftigten einen Gehaltszuwachs. "Es wird für die Kollegen im Monat wesentlich mehr Geld sein", sagt Baloglu.
Bei selbstständigen Monteuren der neuen Lohngruppe 6 kann der Zuwachs dem Gewerkschafter schon direkt nach der Ausbildung beim Grundgehalt rund 170 Euro im Monat ausmachen. Dazu gibt es bei Außeneinsätzen wie bisher Montagezulagen. Gekürzt wird dagegen beim Weihnachtsgeld: Gab es bei Dilo bislang ein volles Monatsgehalt, wird es künftig für die meisten Mitarbeiter nur noch ein halbes sein. Unterm Strich bleibt dennoch ein Plus. Auch für die kaufmännischen Angestellten, die neu anfangen, sei ein Gehaltszuwachs vereinbart worden.
Hart verhandelt wurde auch bei den sonstigen Leistungen: Künftig gibt es für Dilo-Mitarbeiter einen Zuschuss zum Krankengeld, Beschäftigte über 54 Jahre genießen besonderen Kündigungsschutz, Auszubildende erhalten einen Fahrtkostenzuschuss zur Berufsschule. Außerdem wurden Kündigungsfristen verlängert, ein Abgruppierungsschutz für 18 Monate vereinbart und aus Sicht der Gewerkschaft noch einige weitere Verbesserungen erzielt.
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Was die Gewerkschaft noch nicht ausgehandelt hat, ist eine Regelung für die kaufmännischen Angestellten, vor allem Büro- und Industriekaufleute, die schon länger im Betrieb sind. Laut Baloglu sind davon aber deutlich weniger Mitarbeiter betroffen als bei den Monteuren.
Jetzt erst einmal eine Einigung zu erzielen, sei der Gewerkschaft wichtiger gewesen, als noch weitere Wochen zu verhandeln, sagt der Gewerkschaftssekretär. Zudem sei der Betriebsrat derzeit noch mit der Eingruppierung der rund 150 gewerblichen Mitarbeiter in die jeweiligen Lohngruppen beschäftigt. Im jetzt ausgehandelten Tarifvertrag stehe aber bereits, dass 2020 auch über die Angestellten verhandelt werde.
Keine Einigung wurde laut Baloglu über einen Zuschuss zum Kurzarbei- tergeld erzielt, den die Gewerkschaft gerne gehabt hätte. Bei Dilo gibt es stattdessen firmeneigene Regelungen mit Stundenkonten um Zeiten abpuffern zu können, in denen das Geschäft schlechter läuft; neben einem Auftragsschwankungskonto gehören dazu auch persönliche Gleitzeitkonten und ein Lebensarbeitszeitkonto.
Auch die unbefristete Übernahme von Auszubildenden nach Abschluss ihrer Lehre brachte die Gewerkschaft nicht im Tarifwerk unter. Das liegt laut Baloglu aber auch daran, dass Dilo mit rund 50 Azubis bei über 300 Beschäftigten überdurchschnittlich viel ausbildet.
Gewerkschafter Baloglu geht davon aus, dass der neue Tarifvertrag als Basis für "die nächsten Jahrzehnte" halten wird. Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter des Maschinenbauers hätten ihm einstimmig zugestimmt. Erstmals gekündigt werden könne der Vertrag in drei Jahren.
Mit dem jetzt erzielten Ergebnis zeigt sich die IG Metall "sehr, sehr zufrieden". Geschäftsführer Johann Philipp Dilo habe sich bei den Verhandlungen "sehr kooperativ" gezeigt. Gewerkschaftssekretär Baloglu sieht den neuen Tarifvertrag als "Erfolg für beide Seiten", hat aber auch schon den Blick auf die nächste Verhandlungsrunde: "Jetzt soll sich das erstmal einspielen, später verfeinern wir das Ganze", kündigt der Gewerkschafter an.

Jetzt präsentieren die Betriebsräte (v.l.) Sven Polmann, Dieter Steinbauer, Thomas Henrich, Jannis Schubert, Klaus Beldermann und Ingrid Dalibor den neuen Tarifvertrag. Fotos: privat