Metropolink-Festival Heidelberg: Kunst ist ernst, Graffiti nicht
Cédric Pintarelli, alias "Sweetuno", und sein Wandbild im Heidelberger Stadtteil Kirchheim

Schon im vergangenen Jahr begann "Sweetuno" die Arbeit an der Fassade. Jetzt hat er sie fortgesetzt und ein effektreiches Graffito geschaffen. Foto: Chlumsky
Von Milan Chlumsky
Die Serie mit Kunstwerken des Metropolink-Festivals geht weiter: Heute stellen wir das Wandbild von "Sweetuno" in Kirchheim vor.
In einem kleinen Video erzählt Cédric Pintarelli alias "Sweetuno", wie er mit 13 Jahren Anfang der 1990er Jahre zum ersten Mal ein handgemachtes Heftchen mit Graffiti aus verschiedenen europäischen Ländern sah. Die Faszination für solch große Bilder war sofort da und weckte den Wunsch, selbst zu zeichnen und mit Schriften zu experimentieren: "Schönschreiben, Coolschreiben, Blödschreiben, Sauklaue, dann wieder ganz edel, Hochformat, Querformat". In der Dunkelheit, in der viele seiner Bilder in der Anfangszeit entstanden, gab es keine Grenzen: "Die einzige Begrenzung bist du selber. Aber du darfst dich nie ernst nehmen. Graffiti darf keine Kunst sein, denn Kunst muss sich immer ernst nehmen."
In der Baseler Graffitiszene wurde er unter dem Künstlernamen "Ricks" groß, bevor er nach Heidelberg kam, wo er seitdem lebt und als "Sweetuno" einen eigenen unverwechselbaren Stil entwickelte - mit Ausstellungen im Heidelberger Theater, im Romanischen Keller oder in der Alten Feuerwache in Mannheim. Und da er seit 2008 auch in vielen angesehenen Galerien ausstellt, hebt er selbst seine strikte Unterscheidung zwischen ernst (die Kunst) und unernst (Graffiti) auf.
In Kirchheim hat er die im vergangenen Jahr angefangene Wand im gleichen Stil und mit den gleichen Farben fortgesetzt und doch einen ganz anderen Effekt erzielt: Es wirkt, als ob geschwungene Linien und Kreise ein technisches Universum bilden würden, in dem sich verschiedene Metallteile überlagern. "Sweetuno" hat hier ein Bild entworfen, das man lange auf sich wirken lassen sollte.



