Festival "Metropolink" startete am ehemaligen Bahnstadt-Bordell in Heidelberg

Noch größer, noch bunter, noch rätselhafter 

10.07.2016 UPDATE: 11.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Der Hamburger Sprayer "TenTen" gestaltete die Wand des ehemaligen Bordells. Fotos: Chlumsky

Von Milan Chlumsky

In der Vergangenheit galten sie zuweilen als Kleinkriminelle, weil sie angeblich jede zugängliche Fläche beschmierten. Doch schon vor über 30 Jahren hat sich die Szene gespalten - zwischen jenen Sprayern, denen es um Kunst geht, und jenen, die aus welchem Grund auch immer durch ihre "Tags", also die Kritzeleien, schlicht Aufmerksamkeit erhaschen wollen. Wenn es um "Street Art" geht, sind eine sorgfältige Planung und genaue Ausarbeitung binnen kurzer Zeit nötig, um ein aussagekräftiges und dabei einmaliges Bild auf einer meist riesengroßen Fläche zu kreieren. Wie das geht, war schon im letzten Jahr bei der ersten Ausgabe des Metropolink-Festivals zu sehen, als etwa "WOW 123" (alias Markus Genesius) die über 100 Meter lange Rückwand des Straßenbahndepots in der Emil-Maier-Straße bemalte.

Am Freitag wurde die zweite Ausgabe des inzwischen auch außerhalb Heidelbergs bekannten Street-Art-Festivals von Theresia Bauer, Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, und Kulturamtsleiterin Andrea Edel eröffnet. Das jetzige Festival ist ambitionierter und vielfältiger als das erste. Die Kuratoren Pascal Baumgärtner und Daniel Thouw haben mit 14 hier arbeitenden Künstlern die Palette der verschiedenen Stile beachtlich vergrößert.

Das Festival startete am ehemaligen Bordell am Czernyring, hier gestaltete der Hamburger Sprayer "1010" (oder "TenTen", wie er sich nennt) eine erste Wand. Er hatte im letzten Jahr einen furiosen Auftritt mit seinem großen "Mural" in San Francisco. "TenTen" ist seit 1994 in der Street-Art-Szene aktiv; seine Arbeit aus der "Abyss-Serie" zählt zu den zehn besten "Urban Art Walls" in Hamburg. Er zeigte Arbeiten in Mailand, Galerieausstellungen in New York, San Francisco und Zürich. Auch eine rätselhafte Intervention am Pariser Boulevard Périphérique stammt von ihm, wo er ein scheinbar unendlich tiefes Loch in der Erdoberfläche geschaffen hat. 400 Liter Farbe waren notwendig, um diese Arbeit zu verwirklichen. Auch in Heidelberg hat "TenTen" eine rätselhafte Wand gestaltet, die zugleich eine illusorische Welt aus hochgezogenen Wänden ist und dabei eine seltsame Verästelung zwischen ihren Teilen, die im Begriff sind zu zerbrechen, andeutet.

Was bleibt, ist ein Symbol in Form eines Pfeiles auf der nächsten Wand, das auf das Ungewisse hinweist. "TenTen" gehört mit Sicherheit zu den interessantesten Künstlern seines Fachs.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.