Graffiti-Künstler Daniel Thouw polarisiert immer noch

Jungreporter beim Interviewtermin mit Graffiti-Künstler Daniel Thouw - Als Jugendlicher wurde er ein paar Mal festgenommen

24.11.2015 UPDATE: 25.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Früher war die Fassade in der Uferstraße völlig nackt, doch dann kam Daniel Thouw (links). Beim Interviewtermin mit den Schülern berichtet der Künstler vom Festival "Metropolink" und seinen ersten Gehversuchen als Sprayer. Foto: Hentschel

Von Holger Buchwald

Graffiti und "Urbane Kunst" polarisieren. Doch mit solch einer heftigen Reaktion hatten die Nachwuchsreporter nicht gerechnet. Gerade als die Jugendlichen den Künstler Daniel Thouw zu der von ihm gestalteten Fassade in der Neuenheimer Uferstraße befragen, stapft ein aufgebrachter Rentner vorbei. "So eine Schmiererei", schimpft der Passant: "Das passt doch überhaupt nicht hierher."

13 Schüler vom Hölderlin- und Helmholtzgymnasium sowie vom Englischen Institut dürfen Thouw eine Stunde lang mit Fragen löchern. Es ist der erste Recherchetermin für "Schüler machen Zeitung" in diesem Jahr. Birgit Bosnic von der Sparkasse Heidelberg hat ihn organisiert. Die Neuntklässler sind bestens vorbereitet und haben viele Fragen an den 40-Jährigen: Ob er selbst viel Kunst in seiner Wohnung habe, und ob er mit seinem Job zufrieden sei, wollen sie von ihm wissen. Und natürlich, wie lange er für die ganze Fassade in der Uferstraße gebraucht habe.

Bei Thouw zu Hause hängen einige Bilder. "Viele sind von mir selbst, darunter einige alte Sachen", sagt der Mann, der sich selbst als "Kreativer" bezeichnet. Der 40-Jährige ist zwar ein Star der internationalen Szene, allein von der künstlerischen Gestaltung von Hausfassaden könnte er aber nicht leben. Deshalb arbeitet Thouw auch als Illustrator, Grafik- und Webdesigner. Außerdem malt er auf Leinwänden. Ein Quadratmeter von ihm kostet 1400 Euro. Zusammen mit Pascal Baumgärtner hat er in diesem Jahr "Metropolink", ein Festival für Urbane Kunst, organisiert. Acht Fassaden in ganz Heidelberg wurden dabei von international bekannten Künstlern umgestaltet.

Beinahe sechs Tage lang hat Thouw für die Hauswand in der Uferstraße gebraucht. Er hat Sprühdosen, aber auch Pinsel und Farbrolle benutzt. Die Schüler finden, der Einsatz hat sich gelohnt. Sie hätten von dem 40-Jährigen trotzdem zu gerne gewusst, was sein Bild darstellt. Doch das überlässt der Künstler lieber dem Betrachter. Nur so viel verrät er: "Die erste Skizze hieß ,One Day‘."

Mit Graffiti hat Thouw schon als 16-Jähriger angefangen. Im Schutz der Dunkelheit schlich er mit Freunden durch die Stadt, um möglichst viele seiner "Tags", also seiner Signaturen mit seinem Szenenamen, auf Wände zu sprühen. Er gibt zu, dass er dabei auch ein paar Mal von der Polizei erwischt und mit aufs Revier genommen wurde. "Verurteilt wurde ich aber nie." Auch er selbst hätte es damals nie für möglich gehalten, dass er, Jahre später, in Hongkong oder São Paulo arbeiten würde.

Auch wenn er inzwischen nur noch legal arbeitet, langweilig sind seine Bilder deshalb noch lange nicht. "Kunst muss wachrütteln", meint Thouw. Und deshalb ist er sogar ein bisschen froh, dass es immer noch Spaziergänger gibt, die sich über seine Kunst so richtig aufregen können. So wie der Rentner beim Interview für "Schüler machen Zeitung".

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