Heidelberg

In der Emmertsgrundpassage ist seit Wochen die Heizung ausgefallen

Etliche Bewohner des Stadtteils gehen derzeit mit Jacke und Schal ins Bett. Die Mieter der Passage frieren und beschweren sich.

29.12.2023 UPDATE: 29.12.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Die Wohnungen in der Emmertsgrundpassage werden von der städtischen Wohnungsgesellschaft GGH betreut. Seit Wochen versuchen Techniker, die defekte Heiz- und Warmwasseranlage zu reparieren – bislang erfolglos.. Foto: RNZ-Archiv

Von Karla Sommer

Heidelberg. "Ich gehe mit der gefütterten Jacke und Schal ins Bett", klagt Denis Hofmann. Er wohnt in der Emmertsgrundpassage, wo seit nun sechs Wochen die Heizung ausgefallen ist. Und zwar nicht in einzelnen Wohnungen, sondern in den Hausnummernummern 9 bis 23.

"Wir arbeiten mit Hochdruck an der Reparatur, und können Ihnen leider noch keinen Zeitraum der Fertigung nennen", heißt es auf dem Aushang der Heizungsfirma, die von der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) beauftragt wurde, den Schaden zu beheben. Was, wie man von einigen Hausbewohnern hörte, mit denen die RNZ vor Ort sprach, bisher nicht gelang.

Und Heizungsausfall bedeutet nicht nur kalte Räume, sondern auch meistens kein oder manchmal kaum warmes, geschweige denn heißes Wasser. "Ich zittere jetzt noch", meint Viktor Schiefer, der gerade aus dem kalten Badezimmer kommt, wo er kalt duschen musste. Und er zeigt, wie er mit seiner Frau zurzeit lebt – mit einem kleinen Heizkörper, der "nur die Füße wärmt" im Wohnzimmer sowie mehreren Decken und einer Heizdecke im Schlafzimmer.

Nicht besser geht es Alischa Müller mit ihren sechs Kindern, die den wenig tröstlichen Rat der Heizungsfirma bekam, Kerzen anzuzünden und Wärmflaschen mit ins Bett zu nehmen. Die Kinder, so erzählt sie, seien alle erkältet, und von deren Schule wurde ihr geraten, sie dorthin zu geben, "wo es warm ist".

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Auch Jasmin Kryezin klagt, dass ihre vier Kinder erkältet seien. Sie heizt im Wohnzimmer mit einem elektrischen Ofen, die anderen Zimmer sind kalt – so kalt, dass "wir alle kalte Nasen, Hände und Füße haben". Und noch ein Problem taucht auf – die Gefahr der Schimmelbildung. Deshalb muss man ständig lüften, was die Zimmertemperaturen mitunter auf unangenehme und auf Dauer ungesunde 14 oder 15 Grad absenkt.

Einige Parteien in dem von der RNZ besuchten Haus mit seinen Sozialwohnungen hätten schon versucht, Rechtsanwälte einzuschalten, was angeblich von deren Seite abgelehnt wurde. Vom Heidelberger Mieterverein bekommt man die Auskunft, dass bei Heizungsausfall jedoch ein Anspruch auf Mietminderung besteht.

Genaueres müsste aber über einen Fachanwalt für Mietrecht im Einzelfall besprochen werden – und auch bezahlt. Aber kaum jemand kann sich das in den betroffenen Gebäuden leisten.

Deshalb wollte Mik Dudly, der Schwager der Bewohnerin Kryezin, sich direkt vor Ort bei der GGH für sie einsetzen. Er sei jedoch von der Polizei aus dem Verwaltungsgebäude geführt worden, berichtet er der RNZ. Und dazu sei ihm noch "ein lebenslanges Hausverbot" ausgesprochen worden.

Das jedoch dementiert die Pressestelle der GGH: "Ein Polizeieinsatz oder Hausverbot ist uns nicht bekannt." Im Übrigen lägen nur drei Beschwerden vor, die einer der 80 Mietparteien zugeordnet werden könnten. Die Objektbetreuer seien vor Ort gewesen und hätten die betreffende Partei über den Sachstand informiert, schreibt die GGH-Pressestelle.

Beim Verlassen des Gebäudekomplexes auf dem Emmertsgrund, dessen Innenleben auch optisch keinen guten Eindruck macht, traf die RNZ-Mitarbeiterin auf einen Handwerker der Heizungsfirma, die gerade wieder einmal zu einem Reparaturversuch vor Ort war. Man habe einiges an der Heizung gemacht, erfährt man, und auch, dass sie "jetzt gehen müsste".

Kurz danach gab es eine relativ gute Information. "Nach über drei Wochen hatten wir wieder heißes Wasser, aber leider noch kalte Heizungen", schrieb Denis Hofmann der RNZ und einen Tag später, dass nun beides gehe. Wie lange wohl? Einige Tage später, waren Heizung und Wasser wieder kalt. Christian Böttger ist zuständig für die Technik in allen Gebäuden der GGH und berichtet auf RNZ-Nachfrage von Problemen mit der Fernwärmestation, die, wie er sagt, "über Nacht aussteigt".

Deshalb wäre die ganze Mannschaft der beauftragten Heizungsfirma fast jeden Tag im Emmertsgrund, um das Problem in den Griff zu bekommen. Obwohl eine neue Pumpe eingebaut worden sei, sei das aber leider noch nicht gelöst. Eventuell müsse eine neue Heizungsanlage installiert werden, berichtet Böttger. Wann das passiert, wurde auf RNZ-Anfrage von der Pressestelle der GGH nicht beantwortet. Lediglich wurde auf "temporäre Ausfälle" hingewiesen.

Darum steht weiter die Befürchtung im Raum, dass es für viele Menschen in der Emmertsgrundpassage diesmal einen nicht so schönen, weil eiskalten Silvesterabend geben wird.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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