Wespen im Anflug

Ein Sommer wie dieser kommt den Stechinsekten zugute - Von einer Plage könne man aber noch nicht reden

14.07.2015 UPDATE: 15.07.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Symbolbild: dpa

Von Jasper Rothfels

Sie krabbeln beim Bäcker über Schneckennudeln, erkunden summend das Kuchenbuffet und peilen unermüdlich den Steakteller an: Wespen gehören zu den warmen Tagen wie das Grillen und Eis am Stiel. Dieser Sommer scheint den gelb-schwarzen Insekten besonders gut zu bekommen, wie Fachleute stellenweise beobachten.

"Es gibt mehr Wespen als sonst", sagt Herbert Riebel, ein Hobby-Imker und Hautflügler-Experte aus dem südpfälzischen Ilbesheim. "Bei uns in der Gegend hat sich die Sächsische Wespe stärker etabliert." Sie gilt im Vergleich zu anderen Arten - etwa der Deutschen oder der Gemeinen Wespe aber als friedfertig - und nicht interessiert an menschlichen Süßigkeiten.

Auch für die Feuerwehr sind die gelb-schwarzen Flieger, von denen einige gerne in Rollladenkästen nisten, ein Thema. "Gefühlt" gingen viele Hilfeersuchen ein, die mit Wespen zusammenhingen, berichtet der stellvertretende Direktor der Feuerwehr Kaiserslautern, Michael Ufer. Zum einen habe das sicher mit dem Wetter zu tun, zum anderen sei möglicherweise die Personalsituation bei einigen Schädlingsbekämpfern der Grund.

Von der Leitstelle höre er mitunter, dass manche bis zu 14 Tage Wartezeit hätten. Bei einigen Schädlingsbekämpfern gibt es derzeit gar keine Angaben zur Lage - sie haben Hochsaison und viel zu tun. Fünf Leute müssten täglich 200 Anrufe annehmen, heißt es bei einem, und man möge doch im Winter wieder nachfragen bei einem anderen.

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Auch die Fachleute im BASF-Werk Ludwigshafen haben bemerkt, dass es mehr Wespen gibt. Das sei typisch für ein trockenes Jahr, sagt eine Sprecherin nach Rückfrage bei dem werksinternen Schädlingsbekämpfer. Die Anzahl sei aber nicht besonders auffällig. "Es bewegt sich im normalen Mittel."

"Ein Sommer, der so trocken ist, kommt der Wespe zugute", sagt Insektenfachmann Riebel. Sie hätten trockenes Holz als Baustoff und lange Licht zum Arbeiten. Allerdings: "Dramatisch" sei die Lage nicht. "Von einer Plage kann man noch nicht reden." Man bemerke die Tiere beispielsweise, wenn man den "Quetschenkuchen" zum Abkühlen auf die Terrasse stelle.

Im August und September brächen die Völker zusammen, die Tiere bekämen nicht mehr so viel "Rückfütterung" vom eigenen Volk und entwickelten einen verstärkten Hunger nach Süßem. "Das ist die Zeit, wo sie uns lästig werden." Etwa auf der Kirmes, wo viel Süßes angeboten wird. Nach und nach sterben die Wespen dann ab, die letzten verhungerten, erklärt er. Nur die begatteten Jungköniginnen überlebten.

Wer bis dahin Wespen bei sich entdeckt, kann nur in bestimmten Fällen auf die Feuerwehr bauen. "Wir als Feuerwehr dürfen nur tätig werden, wenn eine Gefahr vorliegt, die ein sofortiges Handeln erfordert", sagt Ufer. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn sich die Tiere durch das Holz eines Rollladenkastens in ein Zimmer fräßen, in dem ein kranker Mensch liege, der sofort gerettet werden müsse. Dann würden die Wehrleute die Tiere töten. "Ohne diese Möglichkeit geht es bei Wespen nicht", sagt Ufer.

Anders ist es bei den unter Naturschutz stehenden Hornissen, die allerdings auch weniger aggressiv sind als die Wespen. Die siedele man um, "was einen großen Aufwand bedeutet", sagt Ufer. Aber nicht überall herrscht der Eindruck vor, dass es mehr Wespen gibt.

Ein Sprecher der Wormser Feuerwehr hat nichts von einer gestiegenen Zahl an Anrufen gehört. "Es kommen immer mal wieder Anfragen", sagt er. Und ansonsten verweise man auf das Branchenbuch und das Internet.

Und auch die Feuerwehr Heidelberg stellt auf ihrer Homepage klar: "Da das Entfernen von Stechinsekten eine besondere Aufgabe ist, entfernt die Feuerwehr Heidelberg keine Wespen, Bienen oder Hornissen". Allerdings gibt sie im Internet hilfreiche Tipps und Informationen über die "Hautflügler".