Walldorf. (agdo) Das Schild im Las-Vegas-Stil war nicht zu übersehen: "Welcome to the fabulous Rock’n’Roll-Weekender Walldorf" stand direkt am Eingang der Astoria-Halle zu lesen. Grandios war die mittlerweile 19. Ausgabe des Festes, das von Andy Widder, dem Chef der "Rockin’ Rollin’ Products" und des Veranstalter-Vereins "Rockin Retro", organisiert wurde in der Tat: schwingende Petticoats, Männer mit Tollen, Rock’n’Roll-Musik, polierte Straßenkreuzer - über Pfingsten ging es zurück in die Vergangenheit, die Astorstadt machte eine kleine Zeitreise zurück in die 50er Jahre, denn rund 1000 Fans aus der Rock’n’Roll-Szene feierten diese Ära. "Es waren aber auch viele Walldorfer da und feierten mit", sagte Andy Widder, der sich darüber sehr freute.
Das Festival fand an verschiedenen Orten statt, überall sah man Mädels im Stil der 50er Jahre gekleidet mit Petticoats, schön geschminkt und mit frisierten Haaren, in denen eine Blume oder gar ein kleines Hütchen befestigt war. Auch die Jungs waren im Stil dieser Ära gekleidet, die Haare waren mit Pomade frisiert. Im großen und ganzen hatte man Glück mit dem Wetter, lediglich am Pfingstsonntag regnete es und so verlegte man die Programmpunkte, die eigentlich auf der Seebühne im Aqwa- und Bäderpark stattfinden sollten, kurzerhand in die Astoria-Halle, die auch dieses Jahr wieder Dreh- und Angelpunkt war. Auf der Seebühne trat dennoch eine Band auf, als das Wetter wieder besser war.
In der Astoria-Halle steppte der Bär. Rund 25 Bands der Szene aus den USA, Frankreich, Norwegen oder Australien sorgten für die musikalische Unterhaltung, es waren aber auch vier deutsche Gruppen mit dabei. Die aus Italien stammende Band "Los Terribles de Tijuana" machte mächtig Stimmung, die Musiker trugen Sombreros. "Where is my sombrero" hieß passenderweise ein Song, die Antwort konnte man ja sehen. Weitere Songs darunter "Hey Muchacita", "Bandoleira" oder "Jambalaia" hallten durch die Astoria-Halle und die Fans schwangen ihre Hüften dazu. Die Songs klangen zwar lateinamerikanisch, jedoch im Stil der 50er Jahre. Weitere Bands waren unter anderem "Texabilly Rockets", "Ringstones" oder "Crystalairs". Es gab auch Tanzkurse.
Während die einen tanzten, flanierten andere durch den "50s Market", der alles bot, was das Rockabillyherz sich wünschte. Es gab Röcke, Kleider, Oberteile, Schallplatten, Schmuck, Haarschmuck, Schuhe und noch vieles mehr aus dieser Ära. Wer Lust hatte, ließ sich frisieren - Frauen und Männer gleichermaßen. "Die Frisuren waren damals einfach toll", sagte eine Besucherin. Einige Stände waren neu, darunter einer, bei dem man Leuchtreklame im Stil der 50er erwerben konnte. "Angekündigt" wurde etwa "Elvis today im Blue Hawaii". Einige Besucher ließen sich an verschiedenen Ständen tätowieren.
Auch der Flohmarkt am Leonardo-Hotel zog etliche Besucher an, dort gab es teilweise Originalsachen, etwa ein Tonbandgerät aus den 60er Jahren. Oder ein Heimtrainerfahrrad mit Gangschaltung aus den frühen 70ern. "Der Heimtrainer war der Vorläufer der heutigen Spinning-Fahrräder", berichtete die Standbetreiberin. Auch eine junge Mutter war mit einem Kinderwagen aus den 50ern unterwegs: Sie habe den Kinderwagen erworben und finde ihn einfach toll, sagte Deborah Scheu, die in dem Wagen ihr kleines Baby schob.
Flotte Straßenkreuzer aus den 60er und 70er Jahren gab es auf dem Parkplatz des Luxor-Kinos zu sehen, darunter ein Leichenwagen Baujahr 1964. In dem Wagen sei noch nie ein Leichnam transportiert worden, erzählte dessen Besitzer Bernd Gartner. Der damalige Besitzer habe den Wagen gekauft und sei nur 96 Kilometer gefahren und das auch nur, weil er den Leichenwagen nach Hause gefahren habe. Am "Harry’s" spielte zudem eine Band und man genoss dort die Sonnenstrahlen. Man sei sehr zufrieden, sagte Andy Widder in seiner Bilanz am Ende der Veranstaltung.
