Kliniken der Region

Pieks dringend empfohlen - aber freiwillig

Klinik-Verantwortliche aus der Region lehnen harte Konsequenzen gegen nicht geimpftes Personal wie in Ludwigshafen ab

22.06.2021 UPDATE: 23.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Für Beschäftigte des Klinikums Ludwigshafen, die eine Impfung ablehnen, wird es ungemütlich. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Rhein-Neckar. Das Klinikum in Ludwigshafen sorgt für mächtig Wallung. Dort sollen offenbar nur nachweislich Geimpfte neu eingestellt beziehungsweise deren bestehende Arbeitsverträge verlängert oder entfristet werden. Wer sich nicht mindestens einmal gegen das Corona-Virus immunisieren lässt, muss noch während der Probezeit mit der Kündigung rechnen. Die RNZ wollte wissen, wie andere Krankenhäuser in der Region mit dem nicht geimpften Personal umgehen.

Nach Angaben einer Sprecherin des Universitätsklinikums Heidelberg sind drei Viertel der Beschäftigten vollständig geimpft. In diese Zahl seien Mitarbeiter, die sich von ihrem Hausarzt oder in anderen Bundesländern haben pieksen lassen, nicht eingerechnet. "Da die Impfbereitschaft schon sehr hoch ist, sind Maßnahmen, diese zu erhöhen, nicht notwendig", so die Sprecherin. Ende dieses Monats starte die nächste Runde Erstimpfungen.

Konkreter fallen die Antworten von anderen Krankenhäusern aus. "Unsere Mitarbeiter entscheiden selbst, ob sie sich gegen das Corona-Virus impfen lassen oder (noch) nicht. Die Entscheidung muss jeder für sich treffen", sagt Rüdiger Burger, Geschäftsführer der GRN-Gesundheitszentren Rhein-Neckar, einem Verbund von vier Kliniken im Rhein-Neckar-Kreis.

Dem Personal werde "ganz klar" eine Impfung empfohlen, was auch mehrfach angeboten worden sei. "Ein Zwang besteht aber nicht. Und es folgen unsererseits keine Konsequenzen für diejenigen, die nicht geimpft sind oder sich nicht impfen lassen möchten", so Burger. Sprich: Es muss sich deshalb niemand um seinen Arbeitsplatz Sorgen machen.

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Der Klinikchef erinnert daran, dass sich Mitarbeiter und Patienten vor der Möglichkeit einer Impfung mit einer Schutzausrüstung und strengen Hygieneregeln gegen eine Infektion mit dem Corona-Virus gewappnet hätten. "Auf diese Maßnahmen setzen wir neben der Impfung auch weiterhin", erklärt Rüdiger Burger.

"Sehr nachdrücklich" rät die Mannheimer Uniklinik ihren Ärzten und Pflegern zur Impfung, wie Sprecher Dirk Schuhmann auf Anfrage sagt. "Es ist ja derzeit die einzige Möglichkeit, einer Infektion vorzubeugen und schwere Verläufe zu vermeiden." Termine dafür könnten hausintern sehr kurzfristig angeboten werden, erklärt der Sprecher. Nichtgeimpfte müssen aber keine Sanktionen fürchten.

"Die Impfung ist für alle Mitarbeiter – auch bei Neueinstellungen, Vertragsverlängerungen oder Entfristungen – freiwillig, es werden keine Unterschiede gemacht", versichert Schuhmann. Unabhängig vom Impfstatus muss das Personal entsprechende Schutzkleidung tragen, um sich und Patienten nicht anzustecken. Für die Aufklärung gibt es in allen Abteilungen "impfbeauftragte Ärzte", die laut Schuhmann als persönliche Ansprechpartner fungieren.

Darüber hinaus unterrichte man die Mitarbeiter im Internet, wo auch Links zu vertrauenswürdigen, externen Quellen wie dem Robert-Koch-Institut hinterlegt seien. Zudem gibt es ein Video mit dem Impfexperten der Klinik, Professor Tobias Tenenbaum, das auch auf Youtube abrufbar ist. Die Impfquote liegt nach Angaben Schuhmanns beim ärztlichen Dienst bei über 90 Prozent, im Pflegedienst etwas darunter. "Ziel ist es, möglichst alle Mitarbeiter zu impfen", sagt der Sprecher.

Zu der Quote an den GRN-Kliniken kann Burger keine verlässlichen Angaben machen, "weil wir nur die bei uns durchgeführten Impfungen dokumentieren". Einige Mitarbeiter hätten eigenständig Termine vereinbart, zum Beispiel über die Impfzentren, andere die internen Angebote genutzt. "Der Bedarf war sehr groß. Die Impftermine wurden immer gut angenommen" , betont Burger. "Wir gehen davon aus, dass ein Großteil unserer Beschäftigten sich hat impfen lassen. Der Geschäftsführer vermutet je nach Einrichtung etwa 75 bis 80 Prozent.

Der Chef des Klinikums in Ludwigshafen, Hans-Friedrich Günther, hatte die vom Betriebsrat des Hauses in die Öffentlichkeit getragenen Konsequenzen für "Impfverweigerer" nicht dementiert. Diese aber zum Nachdenken aufgefordert, ob ein Krankenhaus "mit einer sehr großen Verantwortung für die Menschen dieser Region" der passende Arbeitsplatz sei. Unentschlossene und Unwillige seien ein Problem. Denn die sichere Annahme des Hauses laute: "Wer nicht geimpft ist, wird sich früher oder später infizieren." Mit seiner harten Linie steht Günther zumindest in der Kurpfalz ziemlich alleine da.

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