Leere Läden verändern Heidelbergs Gesicht
Derzeit gibt es allein in der Neuenheimer Brückenstraße fünf Leerstände. In der Hauptstraße gibt es zwei Modegeschäfte weniger. Die städtische Wirtschaftsförderung ist dennoch optimistisch.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Die Geschäfte des Einzelhandels bleiben zu, und der Lockdown verändert seit vielen Wochen das Gesicht der Stadt. Einige Geschäfte haben auch schon dauerhaft ihre Pforten geschlossen. In der Brückenstraße in Neuenheim, einer der exklusiven Einkaufsstraßen der Stadt, stehen inzwischen fünf Ladengeschäfte leer – und das fällt auf. Ein Grund zur Sorge?
Matthias Friedrich, Abteilungsleiter im Amt für Wirtschaftsförderung, schaut stets mit Argusaugen auf die Entwicklung des Einzelhandels. Leerstände sind ihm naturgemäß ein Dorn im Auge. Friedrich empfiehlt aber, die Situation in den richtigen Kontext zu setzen. Die Situation in der Brückenstraße könnte ein Frühwarnsystem sein, doch gebe es insgesamt 50 Geschäfte zwischen Brücke und Mönchhof. Wegen eines Leerstands von zehn Prozent müssten noch nicht sämtliche Alarmglocken schrillen. Die Gründe liegen für Friedrich auf der Hand: "Miete und Corona". Wobei der Wirtschaftsförderer betont, dass die Schließungen nicht unbedingt Corona geschuldet sein müssen. "Aber wenn man in dieser Zeit ein Geschäft schließt – und ganz legitime Gründe können dazu führen –, dann kann man auch nicht erwarten, dass in dieser Phase sofort wieder ein neuer Laden einzieht."

Gerade die Brückenstraße sei nun auch kein Pflaster für große Filialisten, sondern eher attraktiv für Existenzgründer. "Aber die müssen sich etwas trauen. Und letztlich brauchen sie auch Geld im Rücken." Es sei aber schon vor Corona nicht einfach gewesen, ein Investment für einen stationären Handel zu bekommen – und aktuell fehle zusätzlich die Perspektive, erklärt Friedrich. Er ist aber optimistisch, dass sich auch die Lage in der Brückenstraße wieder ändert, sobald die Aussichten in Sachen Corona- und Wirtschaftskrise sich wieder verbessern. "Die Brückenstraße hat eine super Lage." Überdies sei man bereits mit Existenzgründern im Gespräch. Dass die Stadt insgesamt ein nachgefragter Handelsstandort ist, davon ist Friedrich überzeugt – dafür spricht auch die Studie "Vitale Innenstädte". Aber Heidelberg befinde sich derzeit eben in der gleichen Situation wie jede andere Stadt auch.

Auch in der Hauptstraße in der Altstadt, Heidelbergs längste Shoppingmeile, stehen im Moment zehn Ladengeschäfte leer. Zuletzt machten gleich zwei Bekleidungsgeschäfte zu: Bonita und Promod – Letzteres für immer. Die deutsche Gesellschaft des französischen Modehändlers stellt nach knapp 30 Jahren den stationären Handel ein – ein Opfer der Corona-Krise. "Aber wir haben eine gute Ausgangslage, weil die Filialisten grundsätzlich Interesse haben, in die Stadt zu kommen – nur eben im Moment noch nicht", beruhigt Friedrich. Trotzdem sieht er, dass einige Einzelhändler in der Krise mit dem Rücken zur Wand stehen. "Auch Douglas schließt in vielen Städten, immerhin hier noch nicht", so Friedrich. Ebenfalls positiv für Heidelberg: Aus Karstadt Sport werde wohl eine Sportcheck-Filiale – damit behält die Innenstadt ihr Sportgeschäft.
Auch interessant
"Leerstandsprobleme haben wir aber erst dann, wenn sich eine Ladenfläche wirklich nicht mehr vermieten lässt", macht der Wirtschaftsförderer deutlich. Er hofft überdies, "dass auch die Heidelbergerinnen und Heidelberger erkennen, dass es wichtig ist, den hiesigen Handel zu unterstützen und etwa Click and Collect zu nutzen. Amazon ist verlockend. Aber die Frage ist: Wo will ich morgen wieder einkaufen?"