Im Juli soll klar sein, wo es lang geht
Bürger haben 400 Anregungen eingebracht - Vorplanung vor dem Abschluss

Von Carsten Blaue
Mannheim/Heidelberg. Lange hat man nichts mehr gehört von den Planungen für die Radschnellverbindung zwischen Mannheim und Heidelberg. Die RNZ hat im federführenden Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) bei Projektleiterin Stephanie Schumann sowie bei Katharina Kuch angefragt, die für die Öffentlichkeitsbeteiligung zuständig ist. Hier die wichtigsten Antworten zum Stand der Dinge.
Worum geht es? Die Rheinebene soll ein Netz schneller Radwege bekommen. Diese Radschnellverbindungen sollen das Fahrrad auf längeren Distanzen attraktiv machen – und dazu animieren, das Auto öfter mal stehen zu lassen. In der Planung am weitesten ist die Radschnellverbindung zwischen Heidelberg und Mannheim. Die in einer Machbarkeitsstudie erarbeitete Vorzugstrasse ist etwa 23 Kilometer lang. Erstmals wurde das Projekt der Öffentlichkeit im Juli 2018 vorgestellt. Die sogenannte "Onlinebeteiligung" war von Juli bis September 2019. Interessierte konnten hier Anregungen und Kritik zur Vorzugstrasse einbringen. Es gab rund 400 Beiträge. Das Karlsruher RP ist in den letzten Zügen der Auswertung.
Was bewegt die Bürger? Innerhalb der Städte und Gemeinden die Sorge um die Sicherheit vor Schulen und Kindergärten. Die Geschwindigkeit der Radfahrer wird hinterfragt – immerhin soll die Fahrbahn so gestaltet werden, dass 30 km/h möglich sind, und nicht selten werden Radschnellverbindungen auch als "Fahrradautobahnen" bezeichnet. Zudem gibt es Befürchtungen, es könnten sich regelrechte Fahrradkolonnen bilden, zumal die Behörden bis zu 2000 Nutzer pro Tag auf den Teilstrecken anpeilen. Außerorts ist der Ausgleich der Interessen der Radfahrer und des landwirtschaftlichen Verkehrs von Bedeutung. Grundsätzlich wurde auch gefragt, wie sich der Straßenraum verändern wird und ob der Radschnellweg durch die Orte oder an ihnen vorbei geführt werden sollte. Dazu sagt das RP generell, dass die Trasse gut erreichbar sein muss, um attraktiv zu sein. Jedoch seien städtebauliche Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen.
Gibt es aufgrund der "Onlinebeteiligung" Änderungen an der Vorzugstrasse? Nur im Detail. An der grundsätzlichen Route hält das RP fest: nördlich des Neckars von Mannheim über Ilvesheim nach Ladenburg und von dort südlich des Flusses an Neckarhausen vorbei über Edingen nach Heidelberg. Zur Streckenführung hat das RP allerdings aufgrund der Anregungen zahlreiche Untervarianten entwickelt – etwa für den Bereich am Ilvesheimer Neckarkanal oder (hier alleine sieben Routen) von Edingen nach Wieblingen. In Wieblingen selbst gibt es vier mögliche Wege.
Auch interessant
Wie geht es jetzt weiter? Im Juli soll die überarbeitete Vorzugstrasse dem sogenannten Projektbegleitkreis vorgestellt werden. Zu diesem gehören unter anderem Vertreter der Anrainer-Kommunen, Behörden und Hochschulen sowie Naturschützer, Landwirte und Fahrrad-Lobbyisten. Zeitgleich wird ein Katalog der Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung auf der Homepage radschnellweg-hd-ma.de veröffentlicht, um über die Ergebnisse zu informieren. Nach der Bewertung steht der genaue Verlauf der Vorzugstrasse fest. Im Frühherbst will das RP zudem bei Terminen vor Ort mit den Bürgern über den Trassenverlauf ins Gespräch kommen. Dieses Angebot gab es schon mal im vergangenen Jahr. Nach Abschluss der Vorplanung geht es in die Detailplanung des Radschnellwegs. Mitte 2021 soll das Planfeststellungsverfahren beginnen. Zuvor soll es eine weitere Info-Veranstaltung mit "Workshop-Charakter" geben.
Wann soll der Radschnellweg fertig sein? Das Ziel ist, den Radschnellweg bis 2026 zu vollenden. Diese Aussage, so die RP-Vertreterinnen, sei jedoch "mit Vorsicht zu genießen". Fest steht: Durch die intensive Ausarbeitung weiterer Untervarianten der Trasse hat sich der Zeitplan um etwa ein halbes Jahr nach hinten verschoben. Zudem wird der Radschnellweg wohl nicht in einem Rutsch gebaut. Einzelne Abschnitte können vorgezogen werden, weil sie nicht dem Planfeststellungsverfahren unterliegen, sondern lediglich einer Umwidmung bedürfen.
Wie viel soll der Radschnellweg kosten? Das steht noch nicht fest. Die Kosten werden erstmals nach Ende der Vorplanung grob geschätzt werden können. So lange muss man sich an einer Prognose des Verbands Region Rhein-Neckar (VRRN) orientieren. Dieser geht davon aus, dass ein Kilometer etwa 500.000 bis 600.000 Euro kosten wird. Bei einer Streckenlänge von 23 Kilometern wäre man also bei 11,5 bis 13,8 Millionen Euro. Die Planungskosten wurden mit etwa 1,2 Millionen Euro kalkuliert, von denen der Bund 765.000 Euro beisteuert, das Land den Rest. Schließlich gilt die Radschnellverbindung Mannheim-Heidelberg als "Leuchtturmprojekt" im Land.
Welche Fragen sind noch offen? Noch ist nicht klar, wie das Beleuchtungskonzept für den Radschnellweg aussehen soll. Das RP betont, dass es sich hierbei um einen Sicherheitsstandard handele. Daher habe man diese Frage "auf dem Schirm". Offen ist ebenfalls, wie der Radschnellweg ausgeschildert wird – auch auf den Zufahrtswegen zur Trasse. Sicher ist jedoch, dass die Trasse in das landesweite "RadNETZ" integriert werden soll. Noch nicht zu beantworten ist überdies die Frage, wie viel Fläche (auch landwirtschaftliche) für den Radschnellweg zusätzlich überbaut werden muss. Das wird erst die Detailplanung ergeben.
Welche Radschnellverbindungen soll es in der Rheinebene noch geben? Geplant sind durchgehende Verbindungen von Darmstadt bis Mannheim sowie von Darmstadt bis Heidelberg. Von Darmstadt aus soll die Trasse über Zwingenberg, Bensheim und Heppenheim nach Weinheim (38 Kilometer) führen. In Weinheim gabeln sich die Strecken – nach Westen über Viernheim nach Mannheim (16 Kilometer), nach Süden entlang der Bergstraße über Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim nach Heidelberg (17 Kilometer). Von Mannheim aus soll der Radschnellweg bis nach Schifferstadt in der Pfalz weitergeführt werden.