Eher Skepsis als Ablehnung - Besser die Mannheimer Straße?
In Wieblingen fürchtet man am meisten um die Sicherheit der Schüler

Rund 50 Wieblinger kamen gestern zur Vor-Ort-Begehung zum geplanten Radschnellweg. Foto: Alex
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Viermal wurde der Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg jetzt den Bürgern in den betroffenen Kommunen vorgestellt, aber so richtige Euphorie brach - außer vielleicht in Ilvesheim - nirgendwo aus. Auch nicht gestern, als das Regierungspräsidium Karlsruhe, die Stadt und das Planungsbüro Schüßler die Wieblinger mit den Entwürfen konfrontierten.
Aber es gab auch keine prinzipielle Ablehnung in diesem Stadtteil, in dem nach derzeitigem Stand der Radschnellweg vor allem entlang der OEG-Schienen geführt werden soll, um dann mit einem Schwenk zum Neckar in Richtung Bismarckplatz zu führen. Damit wird zugleich die alternative Planung durch den Wieblinger Weg (Ochsenkopf) erst einmal aufgegeben, was viele der 50 Teilnehmer der Vor-Ort-Begehung sichtlich erleichterte.
Die meisten Bedenken betrafen die Sicherheit gerade der vielen Schüler, die den geplanten Radschnellweg überqueren müssten, um zur OEG-Haltestelle zu kommen. Auch Walter Petschan vom Stadtteilverein Wieblingen teilt diese Sorge: "Es ist doch auffallend, dass die Angst um die Sicherheit gerade der Schüler so ausgeprägt ist. Ich habe das Gefühl, dass die Konzepte noch nicht so ausgereift sind und vieles im Unklaren liegt." Karin Zima von Schüßler-Plan versucht, zu beruhigen: "Ein Radschnellweg beruhigt doch eher den Verkehr. Wenn wir davon sprechen, dass 2000 Personen am Tag diesen Weg benutzen, dann entzerrt sich das doch." Und auch Simon Börlin, der lange Zeit von Mannheim nach Heidelberg per Rad gependelt ist, findet: "Ehrlich gesagt: Mich befremdet es, dass man vor den Radfahrern mehr Angst hat als vor den Autofahrern."
Überhaupt befürchteten viele eine Radachse, die gerade für die Fußgänger Probleme schafft - zumindest mehr als für die Autos. Denn in Wieblingen wird, allein schon wegen der Anlieger, kein extrem breiter reiner Radweg möglich sein. Hier sind, so sagte Planerin Zima, Fahrradstraßen geplant, in denen die Radler zwar Vorrang haben und sogar nebeneinander fahren dürfen, aber auch Pkws (also immerhin keine Laster) mit maximal Tempo 30 zugelassen sind. "Wenn man bei den Autos nicht viel ändert, was sind dann die wirklichen Vorteile für die Radfahrer", fragte eine Besucherin. "Wozu dann der ganze Aufwand?" Und auch Norbert Schön vom Fahrradclub sah die ganzen schönen Träume vom sorgenfreien Radeln langsam verwässert: "Da werden zu viele Ausnahmen gemacht und Standards gesenkt."
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Tatsächlich, so konstatierte auch Planerin Zima, ist das ganz große Problem der Platz und der viele Verkehr. Durch die sowieso nicht so breite Neckarhäuser Straße am Wieblinger OEG-Bahnhof - ebenfalls ein Teil der geplanten Radschnellstraße - fährt sowieso schon ein Bus, da sind Konflikte mit den Radlern programmiert. Und weil die Bürger so schön am Planen waren, schlugen sie statt der schmalen Sträßchen entlang der OEG gleich die Hauptstraße, also die Mannheimer Straße als direkteste Verbindung für die Radler vor. SPD-Stadträtin Monika Meißner fand das eine gute Idee, da für die Radler am unkompliziertesten und für die Schüler am sichersten: "Wenn die mal losrennen, kann man da nichts mehr kontrollieren:"
Mit am meisten Irritation löste der Begriff "Radschnellweg" aus: Viele stellten sich rücksichtslos rasende Radler vor, die auch noch bevorrechtigt sind. "Radschnellweg heißt nicht, dass man schnell fahren muss", sagte Katharina Kuch vom städtischen Amt für Verkehrsmanagement. Und Axel Speer vom Regierungspräsidium Karlsruhe, das die 23-Kilometer-Strecke baut, sprach dann auch lieber von einem "Radkomfortweg." Michael Fröhlich vom Fahrradclub ergänzte: "Man muss den Leuten die Angst nehmen, dass wir hier eine Radautobahn bauen."