Radschnellwege

Pläne für "Fahrrad-Schnellweg" werden immer konkreter

Schnellweg-Trasse zwischen Heidelberg und Mannheim steht fest – Studie zeigt mögliche Verbindungen von Mannheim und Heidelberg nach Darmstadt auf

27.06.2019 UPDATE: 28.06.2019 06:00 Uhr 4 Minuten, 38 Sekunden
Grafik: RNZ-Repro

Von Carsten Blaue

Mannheim/Heidelberg. Die Rheinebene zwischen Darmstadt, Mannheim und Heidelberg soll ein Netz von Radschnellwegen bekommen. Die Fahrradautobahnen sollen möglichst viele Berufstätige dazu bewegen, vom Auto auf zwei Räder umzusteigen - für den Umweltschutz und gegen die Verkehrsbelastung in den Städten. Die Trasse zwischen Heidelberg und Mannheim steht fest. Für die Strecken in Richtung Darmstadt zeigt eine Machbarkeitsstudie mögliche Streckenführungen auf. Genaue Routen gibt es hier also noch nicht. Es scheint aber festzustehen, dass Weinheim der Knotenpunkt wird, an dem sich der Radschnellweg aus Richtung Darmstadt einerseits in Richtung Mannheim, andererseits längs der Bergstraße in Richtung Heidelberg gabelt. Die wichtigesten Fragen und Antworten:

Wo verläuft die Radschnellverbindung zwischen Heidelberg und Mannheim? Von Mannheim aus wird die rund 23 Kilometer lange Trasse auf nördlicher Neckarseite bis nach Ladenburg geführt. Hier ist derzeit das letzte Teilstück der L 597 im Bau. Dazu gehört auch eine Neckarbrücke. Über diese soll der schnelle Radweg an das südliche Neckarufer nach Seckenheim geführt werden. Von hier aus geht die Trasse über Edingen und Wieblingen in Richtung Heidelberger Innenstadt weiter.

Wann geht es los und was kostet die Radschnellverbindung? Laut Verband Region-Rhein-Neckar soll der Bau im Jahr 2022 beginnen. Die Kosten stehen noch nicht fest. Der Verband geht aber von 500.000 bis 600.000 Euro pro Kilometer aus. Bei einer Streckenlänge von 23 Kilometern macht das zwischen 11,5 und 13,8 Millionen Euro. Die Planungskosten betragen etwa 1,2 Millionen Euro. Davon trägt der Bund 765.000 Euro, das Land 405.000 Euro. Der Radschnellweg gilt als "Leuchtturmprojekt" in Baden-Württemberg. Übrigens: Trotz der enormen Ausgaben sollen sich die Radschnellwege rechnen, sagen die Planer. Sie legen ihren Kosten-Nutzen-Analysen die CO2-Einsparungen ebenso zugrunde wie den Saldo von Unfallschäden und die Betriebskosten von Autos.

Was ist das Besondere an einer Radschnellverbindung? Ein Radschnellweg verbindet Städte und Gemeinden möglichst auf direktem Weg auf einer vier Meter breiten Piste. Verkehrsknoten werden durch Unterführungen oder Brücken möglichst gemieden, um unnötige Standzeiten zu vermeiden. Das Thema Beleuchtung wurde als Wunsch öfter vorgebracht. Die Behörden peilen auf den Teilstrecken bis zu 2000 Nutzer pro Tag an.

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Was sagen die Betroffenen? Den Ladenburger Bauern falle ein Stein vom Herzen. sagt ihr Vorsitzender Steffen Linnenbach. Zusammen mit Dossenheimer Kollegen hatten sie eine Interessengemeinschaft gegründet und beim Regierungspräsidium Karlsruhe intensiv Lobbyarbeit betrieben. Ihr Ziel war klar. Sie wollten unbedingt verhindern, dass der Radschnellweg die Arbeit der Bauernhöfe in Neubotzheim und Schwabenheim beeinträchtigt. Das ist ihnen gelungen. Die Streckenführung ist eine Kombi-Lösung aus drei Varianten, die eine Machbarkeitsstudie aufgezeigt hatte.

Vom Kompromiss überrascht ist Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz: "Mit der vorgeschlagenen Trassenführung können unsere Landwirte sicher am besten leben. Aber ich denke, auch die Stadt insgesamt kann mit dieser Variante gut leben", so Schmutz. Die Radwegeverbindung von Ladenburg nach Mannheim werde deutlich besser. Aber: "Natürlich wäre eine noch bessere Verbindung nach Heidelberg wünschenswert." So bleibe es hier bei den bestehenden Radwegen. Diese seien auch künftig attraktiver als der neue Radschnellweg. Schmutz hofft, dass der Abschnitt von Ladenburg nach Mannheim bis zur Buga 23 in der Quadratestadt fertig ist.

Positiv fällt auch die Reaktion von Edingen-Neckarhausens Bürgermeister Simon Michler aus: "Für uns ist das eine gute Nachricht." Mit einer Streckenführung über die Doppelgemeinde sei so nicht zu rechnen gewesen. Zu klären sei jetzt auch, ob die Kommunen an der Strecke einen finanziellen Beitrag leisten müssen und in welcher Höhe, heißt es im Rathaus.

Der Fahrradclub ADFC Rhein-Neckar/Heidelberg begrüßt, dass es jetzt eine Entscheidung gibt und die Entwurfsplanung beginnen kann. Mit der Kombi-Lösung entstünden direkte Verbindungen, wo es bisher keine durchgehenden Radwege gegeben habe, so die Vorstände Norbert Schön und Bernhard Pirch-Rieseberg. Die Trasse habe das größte Potenzial in Bezug auf Bürger und Arbeitsplätze längs der Route. Konflikte, wie eine weitere Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen und Belange des Naturschutzes, könnten durch die Nutzung vorhandener Wege vermieden werden. Der ADFC weist darauf hin, dass die Strecke etwa 2,5 Kilometer länger ist als die direkte Verbindung. Umso wichtiger seien in der Entwurfsplanung Anschlüsse in Seckenheim und Ladenburg. Erst dann seien die Radverbindungen südlich und nördlich des Neckars gut. Für Edingen-Neckarhausen regt der ADFC eine Route näher am Ort an. Bei Wieblingen sollte sie parallel zu den RNV-Gleisen führen - verbunden mit einer Unterführung unter der Autobahn. In Heidelberg sei über die Unterführung im Ochsenkopf eine Route Richtung Bahnstadt möglich sowie über bestehende Radwege in Richtung Südstadt, Rohrbach und Kirchheim. Diese Strecken sollten ausgebaut werden, so der ADFC.

Die Stadt Heidelberg begrüßt die Variantenentscheidung ebenfalls. Dazu Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck in einer Stellungnahme: "Das Neuenheimer Feld wäre auch ein guter Start- und Zielpunkt für den Radschnellweg gewesen. Durch die neue Radwegeverbindung über den Neckar und die angeschlossene Radschnellverbindung ist aber auch eine gute Anbindung gewährleistet. In der Gesamtschau der vielen Verkehre im Neuenheimer Feld ist es also eine nachvollziehbare Entscheidung." Nächste Woche wird ein Vertreter des Regierungspräsidiums den aktuellen Stand im Heidelberger Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss vorstellen.

Welche Radschnellverbindungen soll es noch geben in der Rheinebene? In Heppenheim stellten die Behörden diese Woche eine Machbarkeitsstudie zu Radschnellwegen vor, die die Metropolregionen Rhein-Neckar und Rhein-Main verbinden sollen. Am Ende soll es eine durchgehende Verbindung von Darmstadt bis Mannheim sowie von Darmstadt bis Heidelberg geben. Von Darmstadt aus sieht die Studie eine Trasse entlang der hessischen Bergstraße über Zwingenberg, Bensheim und Heppenheim nach Weinheim vor (38 Kilometer). Hier gabeln sich die Strecken - nach Westen über Viernheim nach Mannheim (16 Kilometer), nach Süden entlang der badischen Bergstraße über Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim nach Heidelberg (17 Kilometer). Die Planer haben hier einen etwa eineinhalb Kilometer breiten Korridor mit unterschiedlichen Streckenverläufen im Blick - längs der B 3, aber auch durch die Felder und durch die Orte selbst.

Wie sehen hier der Zeitrahmen und die Kostenschätzung aus? Ein Baustart für die insgesamt gut 70 Kilometer Radschnellweg ist noch gar nicht absehbar. Dafür befindet sich das Projekt noch in einem zu frühen Planungsstadium. Fest steht aber, dass die Strecke Mannheim-Weinheim Vorrang haben soll. Die Verwaltung des Kreises Bergstraße rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von rund 46,5 Millionen Euro für den Bau aller Verbindungen. Davon sollen etwa 13,3 Millionen auf die Strecke zwischen Mannheim und Weinheim entfallen. Das Land Hessen werde für seine Kommunen an der Strecke 80 bis 90 Prozent der Kosten übernehmen, hieß es.

Wie könnte die Radschnellverbindung Heidelberg-Mannheim an die Bergstraßen-Achse angebunden werden? Da der Radschnellweg Heidelberg-Mannheim in Heidelberg südlich des Neckars enden wird, käme der von Odszuck angesprochenen Fuß- und Radwegbrücke zwischen Bergheim und dem Neuenheimer Feld als schneller Verbindung über den Neckar nach Norden eine besondere Bedeutung zu. Einen Grundsatzbeschluss des Heidelberger Gemeinderats zum Bau gibt es. Die Stadt hatte 15 Planungsbüros aufgefordert, Entwürfe vorzulegen, 14 wurden eingereicht. Im Mai wählte eine Jury fünf davon aus. Diese wurden der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei konnten Bürger ihre Anregungen vorbringen, die an die Planungsbüros weitergereicht wurden. Im März 2020 sollen verfeinerte Planungen vorliegen - als Basis für eine Kalkulation der Baukosten.

Wie kann man sich informieren? Zu Details der Radschnellverbindung zwischen Heidelberg und Mannheim gibt es am Mittwoch, 24. Juli, 18 Uhr, eine Infoveranstaltung des Regierungspräsidiums Karlsruhe in der Kulturhalle in Mannheim-Feudenheim. Schon ab 17 Uhr hängt die Planung an Stellwänden aus.

Info: Mehr Infos zu allen geplanten Radschnellwegen in der Rheinebene findet man im Internet unter www.m-r-n.com/was-wir-tun/themen-und-projekte/projekte/radschnellwege

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