Wo es lang geht, ist noch völlig offen
Rund 120 Interessierte kamen zur ersten Info-Veranstaltung - Noch viel Gesprächsbedarf

Die schnelle Verbindung soll den Radverkehr auf längeren Distanzen zwischen Heidelberg und Mannheim attraktiv machen. Foto: Pförtner
Von Carsten Blaue
Heidelberg. Die meisten kamen aus Heidelberg, viele aus Mannheim. Und beispielsweise auch aus Ladenburg, Eppelheim oder Neckargemünd. Und der allergrößte Teil von ihnen kam mit dem Fahrrad: Rund 120 Interessierte wollten am Donnerstagabend im Merian-Saal der Heidelberger Stadthalle dabei sein bei der Auftaktveranstaltung zur Öffentlichkeitsbeteiligung in der Planung des Radschnellwegs zwischen Mannheim und Heidelberg.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) als federführende Behörde im Verfahren informierte über den Stand der Dinge und auch darüber, wie Interessierte in die Entstehung der rund 22 Kilometer langen "Fahrradautobahn" eingebunden werden sollen. Über viele Details wird noch zu reden sein.
Außerdem gab es keine Präferenz für eine der drei Routen, die die Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg aufführt. Das zeigte eine spontane Umfrage und entspricht dem Planungsstand: "Noch ist nichts entschieden", so Jürgen Skarke, Abteilungspräsident des RP für Straßenwesen und Verkehr. Selbst wenn die Machbarkeitsstudie die Strecke nördlich des Neckars über Ladenburg und Ilvesheim favorisiert, weil hier die meisten Berufspendler und Schüler zu erreichen seien.
Gerade das war aber für einen Bürger das Argument, lieber eine Route südlich des Neckars ins Auge zu fassen, also entweder über Edingen und Seckenheim oder über Friedrichsfeld: "Zwischen Heidelberg und Ladenburg ist doch heute schon so viel los. Da kann man über eine andere Trasse sicher noch mehr Leute erreichen."
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Tanith Bauer sagte, alle Varianten würden jetzt noch mal im Detail geprüft. Sie ist im RP die Projektleiterin für den Radschnellweg, der eigentlich eine Radschnellverbindung ist, wie sie betonte. Denn nicht immer werde man zwischen Heidelberg und Mannheim den Radverkehr von Fußwegen trennen können. Vor allem innerorts. Und zwischen den Kommunen an der Strecke ist der landwirtschaftliche Verkehr zu berücksichtigen.
Auf das Problem wies ein Landwirt aus Neubotzheim hin: "Wir haben heute schon so viel Radverkehr. Wo soll ich da mit meinen großen Maschinen hin? Da komm’ ich nicht durch und muss mich heute schon beschimpfen lassen."
Da habe man in der Planung noch keine Erfahrungen, gestand Bauer: "Ich weiß nicht, was da auf uns zukommt." Die Bauern dürften begehrte Gesprächspartner für das RP werden, da sie auf allen Trassen betroffen sind und man von ihnen Land braucht.
Schließlich soll die Radschnellverbindung vier Meter breit sein. Dazu kommen neben dran noch 3,5 Meter für den Fußweg samt Grünstreifen, der Radfahrer von Fußgängern trennt. Darauf verwies Bauer ebenso wie auf die Ziele, die das Land als Kostenträger mit dem neuen Radweg verbindet: Dieser soll den Radverkehr für längere Distanzen attraktiv machen.
Angepeilt werden mindestens 2000 Nutzer pro Tag. Selbst neue Unterführungen und Brücken seien für die Radfahrer denkbar, damit sie schneller voran und nicht mit Autos in die Quere kommen. Apropos Brücke: Ein Teilnehmer regte eine Fahrradbrücke über den Rhein nach Ludwigshafen an.
Denn die Weiterführung der Trasse in die Pfalz sollte nicht aus den Augen verloren werden. Bei dem Wunsch, in den Orten an der Strecke für Zubringerwege zum Radschnellweg zu sorgen, verwies Bauer auf die Zuständigkeit der Rathäuser.
Eine weitere Anregung war die gute Anbindung an die Unternehmen längs der Route. Das konnte Dagmar Bross, Verkehrsreferentin der Industrie- und Handelskammer, auf Anfrage der RNZ nur unterstreichen: "Wir stehen voll hinter der Sache. Wir sollten damit die Firmen mit dem Großteil der Pendler erreichen."
Klar für die Strecke über Ladenburg sind Dana Kick und Marius Steigerwald, zwei Jugendgemeinderäte aus der Römerstadt: "Das würde Ladenburg besser an Heidelberg anbinden. Gerade für uns Jugendliche wäre das ein Vorteil, weil unsere Nahverkehrsverbindungen so schlecht sind", sagte Steigerwald im Gespräch.
Vom Radschnellweg zwischen Heidelberg und Mannheim erwartet Anja Schmiele (38) aus Heidelberg ein Sicherheitsplus: "Wir haben kein Auto. Mein Mann pendelt nach Ladenburg. Abends sind die Felder nur schlecht beleuchtet. Er hat auf der Strecke schon viele Unfälle erlebt", sagte sie vor der Veranstaltung.
"Der neue Radweg hat auf jeden Fall Zukunft", war auch Heinrich Heckmann (65) aus Feudenheim überzeugt. Er ist durch sein E-Bike zum Radfahrer geworden: "Nach Heidelberg brauche ich damit vielleicht zehn Minuten länger als mit dem Auto. Das nehmen die meisten doch aus reiner Bequemlichkeit und Gewohnheit."
Schließlich sehnt Michael Gallei (46) aus Edingen die neue Trasse ohne Schlaglöcher herbei: "Ich hab’ mir schon sechs Rennräder kaputt gemacht. Außerdem will ich nicht, dass mir noch länger Fußgänger und Autofahrer im Weg sind." Er und alle anderen können sich jetzt an Workshops oder Trassenbegehungen beteiligen, die das RP im weiteren Beteiligungsprozess anbieten will.
Dieser wird bis ins zweite Quartal 2020 dauern. Dann soll die Entwurfsplanung vorliegen. Die Entscheidung über die Trassenführung soll im nächsten Frühjahr fallen.
Info: Tanith Bauer ist unter der Telefon 0721/9262746 zu erreichen. Fragen per E-Mail an die Adresse radschnellverbindung.ma-hd@rpk.bwl.de



