Offener Streit um den richtigen Mannheimer Weg
Nördlich oder südlich des Neckars? - Mannheimer Bauausschuss diskutierte über die Route des Radschnellwegs Mannheim-Heidelberg

Von Gerhard Bühler
Mannheim. Schon im vergangenen Jahr zeichneten sich in den Diskussionen gravierende Meinungsverschiedenheiten über den Trassenverlauf des geplanten Radschnellwegs zwischen Mannheim und Heidelberg ab. Im Bauausschuss des Mannheimer Gemeinderats trat dieser Streit nun offen zutage.
In einem Beschlussantrag verlangte die CDU-Fraktion die Festlegung auf eine Trasse südlich des Neckars. In der folgenden Abstimmung bekam jedoch die vom Regierungspräsidium (RP) vorgesehene Kombi-Variante mit Teilstücken südlich und nördlich des Neckars eine klare Mehrheit.
Wie in der Sitzung deutlich wurde, prallten hier offenbar zwei verschiedene Auffassungen vom Radschnellweg aufeinander. Auf der einen Seite der Gedanke, möglichst schnell von A nach B zu kommen, wie bei einer "Rad-Autobahn". Diese Auffassung vertraten vor allem Vertreter von CDU, Mannheimer Liste (ML) und FDP. Auf der anderen Seite will das RP möglichst viele Gemeinden und Menschen an den neuen Radweg anschließen, um das Potenzial möglicher Nutzer zu vergrößern, wie es Projektplaner Axel Speer formulierte.
"Dass die Frage der Trasse offenbar schon geklärt ist, finden wir schwierig. Das ist ein ungutes Vorgehen. Der Gemeinderat kann es nur noch zur Kenntnis nehmen", so CDU-Stadtrat Thomas Hornung. Er hatte sich zunächst über eine fehlende Auseinandersetzung in den städtischen Gremien beschwert. Es gebe bei beiden Streckenvarianten schwierige Stellen. Dazu sei Seckenheim nicht mehr an den Schnellweg angebunden. Die CDU sei daher für die Südvariante, begründete er den CDU-Antrag. "Die Planung mit Kombi-Variante macht Sinn, weil dabei viele Gemeinden und Menschen mitgenommen werden", hielt dem Gerhard Fontagnier (Grüne) entgegen. Klaus Elliger, Leiter der Mannheimer Stadtplanung sprach hier von einem "Leiterprinzip". Gemeint ist damit, dass bereits vorhandene Radwege weiterhin funktionieren und den Schnellweg ergänzen sollen.
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"Der Radschnellweg ist eine Planung des Landes, kein städtisches Projekt", erinnerte Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) die CDU an den Bauherren und Geldgeber. Der Stadt stehe es offen, ihre eigenen Radwege zu verbessern, deutete er an. Wie Fontagnier hier anmerkte, sei die vom Land geplante nördliche Route deutlich teurer. Die Stadt solle sich daher besser um die südliche Trasse kümmern. "Radfahrer werden den direkten Weg nehmen. Dennoch sollten wir den zusätzlichen Mehrwert anstreben, viele Menschen mitzunehmen", sagte Stadträtin Isabel Cademartori (SPD).
Dass es an einigen Punkten der Strecke noch hakt und noch brauchbare Lösungen gefunden werden müssen, daraus machten die RP-Vertreter kein Hehl. Etwa im Abschnitt von Feudenheim bis zur Friedrich-Ebert-Brücke, wo sowohl eine Route südlich des Neckars am Luisenpark wie nördlich davon durch Neckarplatt und Pfeifferswörth in Frage kommt. Oder bei der Spessartstraße in Mannheim-Feudenheim. Der dortige Bezirksbeirat lehne die Variante ab, sagte ein Vertreter in der Sitzung. "Wir sammeln noch Anregungen, bisher sind 600 Hinweise von Bürgern eingegangen und werden derzeit noch geprüft", berichtete Katharina Kuch vom Team des RP. Bis zum avisierten Baubeginn im Jahr 2022 steht noch viel Planungsarbeit bevor.
Info: Alle Infos zum Radschnellweg Heidelberg-Mannheim sind im Internet unter https://www.radschnellweg-hd-ma.de/ abrufbar.