Überlegungen zur Zukunft von Patrick Henry Village: Stadtplaner Markus Neppl

Entsteht bald eine neue Bildungslandschaft auf dem Areal? Der Architekt stellte seine Pläne in der Südstadt-Chapel vor

11.08.2016 UPDATE: 12.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Im Kölner Stadtteil Ostheim realisierte das Büro "Astoc Architects and Planners" das Projekt "Buchheimer Weg" - eine Siedlung in Zeilenbauweise aus den fünfziger Jahren. Jetzt soll das Büro Ideen für PHV entwickeln. Foto: Jens Willebrand

Von Arndt Krödel

Im "Labor" der Überlegungen, Planspiele und Entwürfe, die von der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg für die Wissensstadt der Zukunft entwickelt werden, spielt auch das fast 100 Hektar große Areal des ehemaligen US-Areals Patrick Henry Village (PHV) eine wichtige Rolle. Vier Teams nähern sich mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen dem Objekt an, um Szenarien einer möglichen Nutzung zu gestalten. Mit dabei: Markus Neppl, freischaffender Architekt vom Kölner Büro "Astoc Architects and Planners". Mit seinem Team befasst sich Neppl mit dem Thema, wie Wissensquartiere von morgen, Bildungslandschaften und Lernorte in PHV aussehen können. Der Professor für Stadtquartiersplanung und Entwerfen an der Technischen Hochschule Karlsruhe stellte sich jetzt mit einem "Werkbericht" in Heidelberg vor, zu dem etliche Interessierte in die Chapel des Mark Twain Village in die Südstadt gekommen waren.

Fertige Konzepte für das PHV konnte und wollte der Vortrag nicht liefern, dafür aber Denkanstöße aus diversen Projekten, die Neppl und sein Architekturbüro auf nationaler wie internationaler Ebene realisierten. "Wir wollen an der Schnittstelle von Stadtplanung und Architektur arbeiten und uns nicht in eine Kategorie schieben lassen", definierte der Referent sein Credo, das sich durch alle Projekte ziehe. Die ehemalige US-Siedlung, so findet er, könnte eigentlich ein Stadtteil irgendwo in Deutschland sein. Hinzu kämen allerdings die eher isolierte Lage an der Autobahn und die besondere Geschichte von PHV. Er sei überrascht gewesen von der "merkwürdigen Wirkung" dieser Stadträume von "Little America". Strukturell habe PHV Ähnlichkeiten mit dem Astoc-Projekt "Buchheimer Weg" im Kölner Stadtteil Ostheim, eine Siedlung in Zeilenbauweise, die auch aus den fünfziger Jahren stammt.

Stufenweiser Abriss und Neubau - dieser Aufgabe hatte sich das Planungsbüro hier zu stellen. Der Entwurf der Architekten gab den Zeilen einen "leichten Knick" in der Mitte, wie Neppls Mitarbeiter Manuel Hauer erläuterte: Dadurch schaffe man es, die vorher ungegliederten Räume ein Stück weit miteinander in Beziehung zu setzen und auch zu formen. Es ergäben sich klar artikulierte öffentliche Freiräume: "Die Räume weiten und verengen sich entsprechend." Das Konzept einer "behutsamen Ergänzung" bestimmte ein weiteres Projekt der Stadtplaner, den Alten Schlachthof in Karlsruhe. Für das Kultur- und Kreativzentrum entstand ein dichtes Nebeneinander von Alt und Neu. "Trotzdem hat das Alte hier eigentlich die Strukturen vorgegeben", so Neppl. Für die Realisierung eines solchen Projekts brauche man aber viel Geduld.

In die brasilianische Megametropole São Paulo führte das Projekt "Mooca - Vila Carioca", ein sich über sieben Kilometer erstreckendes Areal in einer Talsenke, wo sich ausgediente Industrieproduktionsflächen sowie Infrastrukturbänder von Bahn, Schnellstraße und Expressbus entlang eines Flusses befinden. Hier folgte man laut Manuel Hauer im Grunde ähnlichen Strategien wie beim Karlsruher Schlachthof, allerdings in einem ganz anderen Maßstab. Bei dem Projekt komme man langsam zu einer Nutzungsmischung aus Wohnen, Bildung, Produktion, Gewerbe und Dienstleistungen, die eine Lösung sein könnte. "Diese Mischung sehen wir vielleicht auch für PHV", meinte der Architekt.

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Die Lösung für PHV hat Neppl noch nicht. Überhaupt sei er "selber gespannt, was aus der Versuchsanordnung PHV und Bildung herauskommt". Unter den vielen Facetten sieht er unter anderem die Forderung der Stadt nach Integration, nach räumlicher Verknüpfung. "Wir müssen immer maßgeschneiderte Lösungen fokussieren", ist er überzeugt. Wie IBA-Chef Michael Braum sagte, wolle man am PHV die "koproduzierte Stadtentwicklung" ausprobieren. Die von den einzelnen Teams erstellten Szenarien würden im Rahmen eines "dynamischen Masterplans" zusammengefügt, um sich Klarheit über die Vorstellungen von dieser Wissensstadt zu verschaffen.

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