1899 Hoffenheim

Warum Havard Nordtveit das Grätschen fehlt

Der Defensivmann äußert sich im Interview über die Corona-Krise und den Weg zurück zur Normalität

08.04.2020 UPDATE: 09.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Alles unter Kontrolle: Havard Nordtveit hofft auf die Fortsetzung der Saison. Foto: apf

Sinsheim. (sid) Seit einigen Tagen ist Havard Nordtveit beim Bundesligisten TSG Hoffenheim wieder im Training. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst verrät der Norweger, warum ihm das Grätschen fehlt, warum sich die Menschen auch in 20 Jahren noch über Corona unterhalten werden und in welchem Bereich sein Landsmann Erling Haaland schon jetzt Europas bester Spieler ist.

Havard Nordtveit, wie glücklich sind Sie, endlich wieder Rasen unter ihren Stollen zu spüren?

Das ist ein super Gefühl, jeder Fußballer will schließlich Fußball spielen. Jetzt hatten wir eine Pause, in der wir nur laufen oder Intervalle machen konnten, das ist für uns nicht optimal. Wir hoffen alle, dass wir bald wieder jedes Wochenende oder jeden dritten Tag bis zum Sommer spielen können.

Wie muss man sich das eingeschränkte Teamtraining von Hoffenheim vorstellen?

Das ist kein wirkliches Teamtraining, wir sind jeweils in Zweiergruppen hier, stehen höchstens mit vier Leuten auf dem Platz. Das Wichtigste ist, jetzt weiter an unserer Fitness zu arbeiten und bereit zu sein, wenn der Anpfiff wieder ertönt.

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Haben Sie die wochenlange Pause in den Beinen gespürt?

Du brauchst einfach regelmäßig den Ball am Fuß, das habe ich in den ersten Tagen schon gemerkt. Die Ballkontrolle war bei mir nie perfekt, aber den Kollegen merkt man auch an, dass sie drei Wochen ohne Ball trainiert hatten.

Hat es Sie als aggressiver Spieler gezuckt, mal in den Zweikampf zu gehen?

Klar, ich würde liebend gern grätschen, aber das kann ich jetzt nicht, dann kassiere ich eine Strafe. Wir dürfen nicht dichter als zwei Meter zueinander stehen, daran muss auch ich mich jetzt halten.

Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt?

Die ganze Welt wackelt. Aber die Menschen haben auch gezeigt, dass sie zusammenstehen und auf ihre Regierungen hören. Wir sitzen alle gemeinsam in diesem Boot und können es nur zusammen durchstehen.

Könnten Fußballspiele in diesen schweren Tagen Ablenkung verschaffen?

Man kann sich kaum vorstellen, wie viel der Fußball den Leuten in der ganzen Welt bedeutet. Klar, Gesundheit ist immer das Wichtigste, aber ich hoffe, dass es schnell wie möglich weitergeht – wenn auch ohne Zuschauer. Dass es für uns Spieler nicht optimal ist, vor leeren Tribünen zu spielen, ist in dieser Situation egal, schließlich stehen viele Arbeitsplätze im gesamten Fußball-Bereich auf dem Spiel.

Uli Hoeneß glaubt an eine "neue Fußballwelt" durch Corona. Sie auch?

Ich bin mir ganz sicher, dass nach ein paar Spielen oder in ein paar Monaten nicht wieder alles normal ist. In zehn, zwanzig Jahren werden wir immer noch über diese Coronazeit sprechen. 2020 wird auch in den nächsten Jahrzehnten ein ganz besonderes Jahr sein.

Ihre Familie lebt in Norwegen. Wie gehen Sie damit um, gerade jetzt von ihr getrennt zu sein?

Ich weiß immerhin, dass sie in guten Händen ist. Meine Familie wohnt in der Nähe meiner Schwiegereltern. Norwegen ist auch in dieser Lage ein gutes Land zum Leben.

Auch Norwegens EM-Qualifikationsspiel gegen Serbien wurde verschoben. Welche Auswirkungen hat das auf Ihren EM-Traum?

Wir waren alle heiß auf das Spiel, aber die Verlegung kann vielleicht auch positiv für uns sein, weil wir viele junge Spieler haben, denen noch mehr Erfahrung guttun würde. Wenn die noch etwas mehr Spiele bis zu den Play-offs bestreiten könnten, wäre das super.

Einer dieser jungen Spieler ist Erling Haaland, der in der Bundesliga grandios durchgestartet ist. Hat er in der norwegischen Nationalmannschaft einen Sonderstatus?

Nein, er ist kein Superstar in der Kabine. Er ist sich selbst treu geblieben und ein super Mensch. Er kommt ursprünglich nicht weit weg von meiner Heimat. Er ist ein bodenständiger Typ, schließlich ist er eigentlich ein Farmer, der mit Kühen groß geworden ist, wie ich. Er ist in Norwegen schon länger ein Superstar. Wir wussten bereits, wie gut er ist.

Wie gut ist er denn?

Im Strafraum ist er vielleicht jetzt schon der Beste in Europa. Er ist zudem super professionell, beschäftigt sich viel mit Dingen wie Schlaf und Ernährung. Er macht alles, was er kann, um der beste Spieler der Welt zu werden. Das kann durchaus klappen. Er hat jetzt schon die Grenzen gesprengt, man kann ihn kaum stoppen.

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