Nach Tiefschlag gegen Freiburg

Hoffenheims Neuaufbau stockt mächtig

Alfred Schreuder wollte in Hoffenheim wie sein prominenter Vorgänger Julian Nagelsmann ebenfalls Angriffsfußball spielen lassen, mit einer besseren Absicherung nach hinten. Bisher klappt beides nicht.

16.09.2019 UPDATE: 16.09.2019 12:18 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
TSG-Trainer Alfred Schreuder. Foto: APF

Von Ulrike John

Sinsheim. Wenn der stets offene und kritische Abwehrspieler und Fan-Liebling Ermin Bicakcic wortlos und mit finsterer Miene seinen Rollkoffer aus dem Sinsheimer Stadion zieht, dann ist das kein gutes Zeichen bei der TSG 1899 Hoffenheim. Nach dem 0:3 (0:2) im badischen Bundesliga-Duell gegen den SC Freiburg herrscht Ernüchterung bei den Kraichgauern. Der neue Trainer Alfred Schreuder kommt bei seiner Mammutaufgabe, nach dem Abgang von Starcoach Julian Nagelsmann und zahlreicher Leistungsträger ein schlagfertiges Team zu formen, nicht voran.

"Es ist ein gefühlter Tiefschlag, wobei wir eigentlich auf einem guten Weg sind", sagte Torhüter Oliver Baumann am Sonntagabend, ohne Letzteres belegen zu können. Die TSG findet sich nach vier Spieltagen auf Tabellenplatz 13 wieder - noch hinter Union Berlin. In gleich drei Spielen - bis auf das 3:2 gegen Werder Bremen - blieb der letztjährige Champions-League-Teilnehmer ohne Tor. Einmal mehr als unter Nagelsmann in der gesamten Vorsaison.

Kein Wunder, dass Schreuder sein Fazit bei der Pressekonferenz "ganz kurz" halten und die Partie "schnell abhaken" wollte. Der 46-jährige Niederländer ist ohnehin kein Mann der großen Worte, ein paar klare Aussagen traf er dann aber doch: "Wir haben es nicht gut gemacht, es hat uns Biss und Schärfe nach vorne gefehlt, um ins Tempo zu gehen."

Die Freiburger brachten die Hoffenheimer mit ihrem Pressing immer wieder in Verlegenheit und ließen die Hintermannschaft um Kapitän Kevin Vogt bei den Toren von Christian Günter (11. Minute), Janik Haberer (38.) und Nils Petersen (59.) vor 29.395 Zuschauern ganz schlecht aussehen. Und auch im Mittelfeld stimmt vieles noch nicht: Rückkehrer Sebastian Rudy und Florian Grillitsch agierten als Doppelsechs mutlos, Dennis Geiger rieb sich davor auf. "Da fehlt ein bisschen Tempo nach vorne, da muss einer der zwei Sechser mit nach vorne", erklärte auch Schreuder.

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Selten wurde so deutlich, was die TSG an ihren torgefährlichen und angriffsfreudigen Achtern Kerem Demirbay und Nadiem Amiri (zu Bayer Leverkusen) verloren hat. Zumal der Ex-Augsburger Konstantinos Stafylidis auf der linken Außenbahn noch nicht ansatzweise den zu Borussia Dortmund abgewanderten Nico Schulz ersetzen kann. Und auf der anderen Seite vergab Pavel Kaderabek gleich drei dicke Chancen in der ersten Halbzeit.

Den Angreifern Ihlas Bebou und Ishak Belfodil konnte mangels Zulieferung vor allem nach der Pause kein großer Vorwurf gemacht werden. Dennoch schmerzt die Hoffenheimer, dass der kroatische WM-Zweite und Club-Rekordtorjäger Andrej Kramaric weiter wegen Knieproblemen fehlt.

Die Fans quittierten den unsortierten Auftritt ihres Teams zur Halbzeit mit Pfiffen und am Ende mit ratlosem Schweigen. "Ich glaube, wir haben in allen Statistiken gewonnen - aber darauf kommt's leider nicht an", meinte Rudy. "Wir müssen hinten besser stehen und vorne die Dinger reinmachen. Die Niederlage tut wirklich weh."

Die Freiburger wirkten über die gesamte Spielzeit spritziger, zielstrebiger und auch taktisch besser eingestellt. "Wir brauchen uns nicht schlechter reden als wir sind", meinte Baumann nach dem Abpfiff, schob dann aber ernüchtert hinterher: "Einfach scheiße, das ist schlecht, das ist nicht gut für uns."

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