1899 Hoffenheim

Erst bayrische Lehrstunde, dann Zitterpartie

Beim 1:3 wackelte der Favorit aus München nach dem Anschlusstreffer

18.01.2019 UPDATE: 19.01.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Leon Goretzka (l.) trifft zum 1:0 für die Bayern. Hoffenheims Torwart Oliver Baumann reagiert zu spät. Kevin Vogt (M.) versperrt ihm die Sicht. Foto: apf

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Es sei schon wichtig, sich nicht schon vorher zu ergeben, "wenn der rote Bus einfährt". So hatte Hoffenheims Cheftrainer Julian Nagelsmann bereits vor dem Eröffnungsspiel der Bundesliga-Rückrunde eine couragierte Haltung von seinen Schützlingen eingefordert.

Um punkt 19.11 Uhr fuhren gleich zwei rote Bayern-Busse ins Sinsheimer Stadion ein, das nun PreZone-Arena heißt. Ab dem Anpfiff, knapp eineinhalb Stunden später, schien die TSG 1899 Hoffenheim freilich beim 1:3 (0:2) für den deutschen Rekordmeister vor Ehrfurcht zu erstarren.

Vor ausverkauftem Haus (30.150 Zuschauer) wachten die "Nagelsmänner" erst nach einem 0:2-Rückstand zur Pause und dem Mut machenden Anschlusstreffer von Nico Schulz (59.) so richtig auf. Zuvor hatten sie gegen die Kovac-Bayern keinen Zugriff erhalten – und erhielten unter den Augen von Bundestrainer Jogi Löw eine Lehrstunde nach 26 Tagen Winterpause.

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Beim 0:1 erst Weltklasse gegen Lewandowski, dann unglücklich bei Goretzkas abgefälschtem Schuss. Sonst tadellos.

Posch: Einige Male im Duell mit dem Usain Bolt des Fußballs Kingsley Coman.

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Einzelkritik

Baumann: Beim 0:1 erst Weltklasse gegen Lewandowski, dann unglücklich bei Goretzkas abgefälschtem Schuss. Sonst tadellos.

Posch: Einige Male im Duell mit dem Usain Bolt des Fußballs Kingsley Coman. Eine Herkulesaufgabe wie auch gegen Lewandowski.

Vogt: Wackelte einige Male und war beim ersten Bayern-Tor "mit im Spiel".

Hübner: Bis zur 87. Minute grundsolide. Dann zu spät gegen Lewandowski.

Kaderabek: Ohne die gewohnte Durchschlagskraft auf rechts. Ebenfalls nach der Pause verbessert.

Bittencourt: Nicht vom Glück verfolgt bei seinen Aktionen. Unauffällig.

Demirbay: Bemüht, fand aber nicht ins Spiel hinein. Hatte kurz nach der Halbzeit den Anschluss auf dem Fuß. Musste früh runter - nicht sein Tag.

Schulz: Im launigen Dialog mit Nationalmannschaftskollege Thomas Müller. Maßarbeit bei seinem Treffer.

Kramaric: Sein Schuss wurde geblockt und leitete den zweiten Bayern-Konter zum 0:2 ein. Fand nicht die entscheidende Lücke.

Joelinton: Knallhart gegen Martinez. Kam ansonsten kaum zum Zug.

Belfodil: Rackerte. Ohne Erfolg und mit Stockfehlern.

Grillitsch: Kam, sah und foulte Martinez - Gelb. Neuer fischte ihm den Ball gerade noch weg. Ordentlich.

Geiger: Bekam das gestreckte Bein von Kimmich ab - autsch.

Szalai: Kam zwölf Minuten vor Ende, hätte kurz darauf das 2:2 machen müssen. awi

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Die Bayern diktierten von Anfang an das Geschehen, hatten permanent Ballbesitz und überzeugten mit einer sehr guten Raumaufteilung. Die Direktabnahme von Lewandowski (10.), die kuriose Gelegenheit von Müller (19.), der den Ball auf dem Hosenboden beinahe im TSG-Gehäuse unterbrachte, das Getümmel vor Torhüter Baumann nach einer Kimmich-Ecke, bei dem Hummels aus kürzester Distanz Teamkollege Lewandowski auf der Linie anschoss (29.) – der Gästetreffer lag buchstäblich in der Luft.

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In der 34. Minute war’s soweit: Nach einer Flanke von Alaba kam Lewandowski mutterseelenallein aus sechs Metern zum Kopfball, den Baumann mit einem glänzenden Reflex parierte, doch beim prompten Nachschuss von Goretzka zum 0:1 ins kurze Eck sah der TSG-Keeper nicht allzu gut aus. Allerdings fälschte Vogt noch leicht ab.

Diese Führung des FCB-Starensembles war überfällig gewesen. Für die Hausherren, denen vollkommen die Ideen im Offensivspiel fehlten und keine wirkliche Torchance im ersten Abschnitt besaßen, sollte es noch schlimmer kommen. Kramaric zog von der Strafraumkante ab, wurde geblockt – und dann ging’s mit viel, viel Tempo in die Gegenrichtung. Gleich sechs Münchner schwärmten aus, Alabas wunderbaren Diagonalpass verwertete erneut Goretzka zum 0:2 (45.+1). Seine Direktabnahme sprang vom Innenpfosten ins Tor – "Hoffe" war im eigenen Stadion klassisch ausgekontert worden.

Erst nach Wiederbeginn zeigten die Blauen ihr anderes Gesicht. Sie attackierten viel früher, keine Spur mehr von "Angsthasenfußball", sondern endlich hielten sie voll dagegen und setzten ihrerseits den bis dato souveränen Tabellenzweiten unter Druck. Bittencourt (48.), die Doppelchance von Joelinton und Demirbay (53.), der Doppelwechsel von Grillitsch und Geiger, diese Signale deuteten die Veränderung der Dramaturgie an. Als Nico Schulz mit vollem Risiko und einem Aufsetzer in Stürmermanier zum 1:2 (59.) vollendete, war es vollends um die Dominanz des Titelverteidigers geschehen.

Der "Gigant" wackelte, die Hoffenheimer hatten ihre für sie ungewohnte Zurückhaltung abgelegt.

Doch es reichte im 100. Spiel von Nagelsmann als Bundesliga-Trainer nicht ganz. Bayern erwies sich in einem kritischen Moment als zu abgezockt, Müller legte quer auf Lewandowski auf, der zum 1:3 (87.) unhaltbar für Baumann einschob.

Wie bereits im Hinspiel mit dem gleichen Resultat waren die Bayern unterm Strich zu stark und eine Nummer zu groß.

Hoffenheim: Baumann – Posch, Vogt (56. Grillitsch), Hübner – Kaderabek, Bittencourt, Demirbay (56. Geiger), Schulz – Kramaric, Joelinton (78. Szalai), Belfodil.

München: Neuer – Kimmich, Hummels, Süle, Alaba – Müller, Goretzka, Martínez (90. Boateng), Thiago (78. James), Coman (73. Gnabry) – Lewandowski.

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden); Zuschauer: 30.150 (ausverkauft); Tore: 0:1 Goretzka (34.), 0:2 Goretzka (45.+1), 1:2 Schulz (59.), 1:3 Lewandowski (87.).

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