Neues Buch: Dahlmeier hätte fast WM-Triumph verpasst
Die beim Bergsteigen tödlich verunglückte Laura Dahlmeier schrieb als Biathletin einst Sportgeschichte. Doch beinahe wäre es nicht dazu gekommen, wie sie in einem ihrer letzten Interviews erzählte.

Berlin (dpa) - Den historischen WM-Triumph 2017 der in diesem Sommer beim Bergsteigen tödlich verunglückten Biathletin Laura Dahlmeier hätte es fast nicht gegeben. Nach zwei Schwächeanfällen vor dem letzten Rennen wollten Trainer und Teamarzt sie eigentlich nicht starten lassen. Das verriet die Sportlerin in einem ihrer letzten Interviews vor ihrem Tod für das neue Biathlon-Buch "Bock auf Biathlon" (Edel Sports), das an diesem Mittwoch erschienen ist.
Das Schlussrennen bei den Titelkämpfen in Hochfilzen lief Dahlmeier nur, weil sie sich vor dem Wettkampf gegen den Willen von Trainer und Mannschaftsarzt durchgesetzt hatte. Nach ihren beiden Schwächeanfällen in zuvor vier Tagen nach Einzel- und Staffel-Gold wollten die Verantwortlichen die damals 23-Jährige im abschließenden Massenstart aus Sorge um ihre Gesundheit draußen lassen.
Dahlmeier: "Sonst könnte ich nie zum Bergsteigen gehen"
"So, jetzt müssen wir noch mal reden. Ich gehe zum Bergsteigen, ich gehe zum Klettern. Ich kenne meinen Körper so gut wie kein anderer. Ich kann mich auf meinen Körper verlassen, und ich weiß, wenn ich sage, das passt, dass es passt. Denn sonst könnte ich nie zum Bergsteigen gehen. Dort haben einfache Fehler ganz andere Konsequenzen", erzählte Dahlmeier, die als erste Skijägerin bei einer WM fünfmal Gold holte, in dem Buch.
Dahlmeier hatte in Hochfilzen vor dem Schlusstag schon viermal Gold und einmal Silber geholt. Nach dem Einzel und der Staffel hatte sie Schwächeanfälle erlitten. So habe sie nach dem Einzel auf dem Weg zurück ins Quartier "gestützt werden müssen", erzählte die am 28. Juli bei einem tragischen Bergunfall in Pakistan verunglückte zweimalige Olympiasiegerin.
Nach dem Zieleinlauf als Staffel-Schlussläuferin "bin ich flach mit dem Gesicht voran in den Schnee gefallen und war weg". An der Pressekonferenz konnte sie nicht teilnehmen, bei Fotos sei ihr schwarz vor Augen geworden.
Dahlmeiers Versprechen: Könnt mir zu 100 Prozent vertrauen
Doch den Massenstart wollte sie sich nicht entgehen lassen. "Ich fühle mich echt gut und ich verspreche euch, dass es wieder passt und ihr mir 100 Prozent vertrauen könnt. Ich trage das eigene Risiko. Lasst mich starten. Das funktioniert", sagte Dahlmeier.
So ließen der damalige Cheftrainer Gerald Hönig und Teamarzt Klaus Marquardt, "obwohl sie sich vorher eigentlich völlig einig waren, mich nicht starten zu lassen, mich schweren Herzens starten", sagte Dahlmeier. "Und ich bedankte mich mit einer weiteren Goldmedaille."
Es gab nur einen Kompromiss. "Ich versprach: Ich höre sofort auf, wenn es nicht mehr geht. Ich laufe dann auch nicht ins Ziel. Ich mache keinen Blödsinn und es wird passen." Doch Dahlmeier lief ins Ziel - und schrieb mit ihrer fünften Goldmedaille bei der WM 2017 Sportgeschichte.
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