Nach dem Ende in Hoffenheim jetzt Barcelonas Lockruf erlegen
Alfred Schreuder assistiert Ronald Koeman, obwohl er eigentlich kein Co-Trainer mehr sein wollte

Von Nikolas Beck
Heidelberg. Als Alfred Schreuder vor etwas mehr als einem Jahr als neuer Cheftrainer der TSG Hoffenheim vorgestellt wurde, war der Karriereweg klar abgesteckt. Als zweiter Mann sah sich der Niederländer nicht mehr. Das Engagement bei der TSG Hoffenheim sollte in der Vita die erste Station des dauerhaften Cheftrainers Schreuder sein.
Nun kam alles ganz anders.
Wie der FC Barcelona, also der Klub, der sich nach der 2:8-Schmach im Champions-League-Halbfinale gegen Bayern München gerade komplett neu aufstellt, am gestrigen Freitag mitteilte, unterschrieb Schreuder wie Ex-Stürmer Henrik Larsson einen Vertrag bis 2022 als Co-Trainer. Also doch wieder Assistent. Diesmal von Landsmann Ronald Koeman.
Schon im Oktober 2015, als TSG-Sportdirektor Alexander Rosen versuchte, Alfred Schreuder als Assistent für Feuerwehrmann Huub Stevens in den Kraichgau zu holen, war Überzeugungskraft vonnöten. Er habe "schnell kapiert, dass Alfred kein klassischer Co-Trainer" sei, erinnerte sich Rosen im vergangenen Jahr: "Schon damals war seine klare Ambition, als Cheftrainer zu arbeiten."
Auch interessant
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Schreuder heuerte bei der TSG an, blieb auch unter Stevens-Nachfolger Julian Nagelsmann, zog Anfang 2018 weiter nach Amsterdam – und kehrte im vergangenen Sommer nach "Hoffe" zurück. Als Cheftrainer.
Dass die Rolle als erster "Bankvorstand" eine besonders anspruchsvolle ist, wurde Schreuder schnell bewusst. Eine seiner Erkenntnisse nach dem ersten halben Jahr in der Bundesliga sei gewesen, dass man als Trainer nicht immer alles beeinflussen könne. "Du musst auch mal loslassen oder ganz runterfahren. Das musste ich lernen", gestand er im Januar im großen RNZ-Interview. Fünf Monate und eine Coronapause später musste er gehen. Mit "Differenzen über die Ausrichtung des Klubs sowie den weiteren gemeinsamen Weg" wurde die Trennung vier Spieltage vor Schluss begründet.
Vorgänger Nagelsmann bezeichnete Schreuder einst in der Ansprache an die Spieler eher als "Hardliner". Mit Ex-Kapitän Kevin Vogt, inzwischen zurück bei 1899, hatte er sich überworfen. Mit Vorzeigeprofi Pavel Kaderabek kam es zu Reibereien, als der Tscheche ein Bundesligaspiel verpasste, weil sein Hund eingeschläfert werden musste.
Ob Schreuder, der sich als Co-Trainer einen exzellenten Ruf erarbeitet hatte, erkannt hat, dass er sich in der zweiten Reihe doch wohler fühlt? Oder war einfach die Aufgabe Barça zu reizvoll?
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich – wie so oft – irgendwo in der Mitte.