Von Daniel Hund
Hoffenheim. Dominik Martinovic, 23, stand vor der Sponsorenwand. Was heißt Wand? Es war eher ein Hauch von Nichts: Ein Rechteck aus Papier, eingerahmt von einem Gestell, das da mitten auf dem Rasen im Dietmar-Hopp-Stadion platziert wurde. Und da der Wind nur so durch das Hoffenheimer Schmuckkästchen pfiff, wackelte das Wändchen bedenklich.
Doch Martinovic blieb cool, als die TV-Kameras sich vor ihm ausbreiteten und er über das reden sollte, was zuvor passiert war. Und das war viel. Von ihm sogar sehr viel. Der Mann mit der leicht rötlichen Kurzhaar-Frisur hatte einen Dreierpack geschnürt, war Waldhofs Matchwinner beim 4:1 (0:0)-Sieg im Finale des badischen Rothaus-Pokals über den FC Nöttingen.
"Das", grinste er im RNZ-Gespräch, "das war mein erster Dreierpack im Profibereich überhaupt." Seine Laune war prächtig. Gefühlt redete er noch schneller, als er zuvor geschossen hatte: "Ich bin wirklich super-froh, dass ich der Mannschaft mit meinen Toren helfen konnte und wir jetzt diesen Pokal gewonnen haben."
Für ihn war’s ein historischer Moment, irgendwie aber auch für den Verein. Denn der letzte Pokal-Coup des SVW auf badischer Ebene liegt schon eine halbe Ewigkeit zurück. 21 Jahre um genau zu sein. Da kann man es im Anschluss eigentlich mal krachen lassen, oder Herr Glöckner? "Ich weiß da nichts genaues", lächelt der Trainer des SV Waldhof, "die Jungs haben die nächsten zwei Tage jedenfalls erstmal frei, das gab es während der Vorbereitung bislang noch nicht." Na, wenn das mal keine Party-Steilvorlage ist!? Glöckner sieht es anders. So: "Na ja, es könnte auch sein, dass der eine oder andere heute Abend tot ins Bett fällt."
Klar gemacht haben die "Buwe" den Pott nach der Pause. Da befanden sich die Blau-Schwarzen im Dauerfeuer-Modus: Super-Knipser Martinovic besorgte das 1:0, 3:0 und 4:0 (57./64./66.), zwischenzeitlich hatte Marcel Costly noch zum 2:0 getroffen (62.). "Da haben wir uns belohnt", sagte Jochen Kientz, 47. Waldhofs Sportlicher Leiter war beim Finale mittendrin statt nur dabei. Er saß in der zweiten Reihe, direkt hinter der Bank. Feuerte an, diskutierte, war mit viel Herzblut dabei. Danach war die Erleichterung groß: "Nöttingen hat das geschickt gemacht, sie haben mit versteckten und taktischen Fouls unseren Spielfluss gestört."
Dominik Martinovic tanzt Nöttingens Keeper Andreas Dups aus und schiebt zum vorentscheidenden 3:0 ein. Fotos: vafWobei man sich in der ersten Halbzeit selbst im Weg stand, auch da waren die Chancen schon da. Vier, fünf Hochkaräter. Was einmal mehr deutlich machte: Dem Waldhof fehlt noch ein echter Knipser. Einer, der vorne drin steht und den Ball über die Linie drückt. Ein Neuner mit Killerinstinkt. Die Suche läuft bekanntlich auf Hochtouren.
Ist der gefunden, würde man sich nochmals auf ein höheres Level heben. Denn das Potenzial ist groß. Einige Hochgeschwindigkeits-Fußballer stehen im Kader. Martinovic ist einer von ihnen.
Anton Donkor, 22, ein anderer. Der kam zu Beginn der zweiten Halbzeit für Marcel Hofrath auf der rechten Verteidiger-Position. Das 1:0 ging entscheidend mit auf seine Kappe. In Usain-Bolt-Manier raste er die linke Flanke runter, schaute kurz hoch und servierte Martinovic den Ball wie auf dem Silbertablett.
So kann’s gehen – auch in der Dritten Liga. Doch die ist noch weit weg. Vorher ist DFB-Pokal. Und da wartet ein echtes Schwergewicht. Zwischen dem 11. und 14. September – der genaue Termin steht noch nicht fest – empfängt der SV Waldhof den SC Freiburg. Glöckner freut sich schon: "Das ist ein Super-Zeitpunkt und ein toller Gradmesser. Wir werden dann sehen können, wo wir stehen."
Auch Martinovic ist heiß auf die Breisgau-Brasilianer. Er sagt: "Wir werden im Training weiter Gas geben, uns verbessern und dann schauen, was gegen diesen Gegner drin ist."
Viel Geld für einen Drittligisten ist jetzt schon drin. Der Sieg über Nöttingen spülte rund 175.000 Euro in die Kasse.
Auch dank Martinovic.
SV Waldhof: Scholz - Costly, Seegert, Verlaat, Hofrath (46. Donkor) - Schuster, Saghiri (76. dos Santos) - Ünlücifci (68. Kouadio), Ferati (64. Gouaida), Garcia - Martinovic
FC Nöttingen: Dups - Fuchs, Ulusoy (70. Neziraj), Kranitz (70. Heinrich), Bilger, Brenner, de Santis (80. Durmus), Manduzio (84. Uslu), Hecht-Zirpel, Gür, Elfadli
Tore: 1:0 Martinovic (57.), 2:0 Costly (62.), 3:0 Martinovic (65.), 4:0 Martinovic (67.), 4:1 de Santis (69.)
Schiedsrichter: Nikolai Kimmeyer (Mainz)