Wie entfesselt zum ersten Ligasieg
Heidelberger Basketballer bezwingen zuvor ungeschlagene Würzburger mit 85:51 und spielen ein drittes Viertel wie aus einem Guss.

Von Jürgen Berger
Heidelberg. Die MLP Academics sorgten am Samstagabend für ein Heidelberger Basketballfest im SNP Dome. Die wie entfesselt aufspielenden Jungs vom Neckar holten gegen die zuvor ungeschlagenen Würzburg Baskets im fünften Anlauf ihren ersten Bundesliga-Erfolg in dieser Saison. Und was für einen. Am Ende hieß es 85:51 (44:34) für das Heimteam. Die Arena bebte.
"Das war mit Abstand unsere beste Saisonleistung. Wir hatten nach der Verletzung von DJ eine Next-Man-Up-Mentalität", sagte Sportchef Alex Vogel.
Schon im ersten Viertel präsentierten sich die Academics vor 3973 Zuschauern von ihrer besten Seite. Ohne den verletzten DJ Horne (Kapselverletzung am Daumen der Wurfhand), für ihn stand Kevin McClain in der Startaufstellung, legten die Heidelberger los wie die Feuerwehr. Der Einsatz stimmte, die Körpersprache, die Verteidigung und auch die Trefferquote.
Die Würzburger hatten sichtlich Probleme, diese furiose Heimmannschaft in Schach zu halten. Und die Fans im SNP Dome nahmen die Energie auf dem Parkett auf und unterstützten ihr Team lautstark. Es lief einfach. Sogar von der Dreierlinie, was zuletzt eine Problemzone gewesen war. Am Ende des ersten Viertels versenkten Sam Williamson und Marcel Keßen ihre Distanzversuche - und so ging es mit einer 25:16-Führung in die erste kurze Pause.
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Danach lief es weiter rund. Als Belohnung stand nach zwölf Minuten ein 33:19 für die Jungs vom Neckar auf der Anzeigetafel. Wer hätte das nach der Champions-League-Niederlage gegen Legia Warschau am Mittwochabend mit der Verletzung von Horne gedacht?
Dem Topscorer, der mit bandagierter Hand am Spielfeldrand saß, gefiel, was er sah. Der 24-Jährige verfolgte das Geschehen mit einem Lächeln im Gesicht. Die Würzburger, die zuletzt nach ihrem perfekten Ligastart im DBB-Pokal und in der Champions League verloren hatten, erhöhten nun die Intensität, spielten körperlicher. Doch die Academics hielten dagegen. Nach 16 Minuten hatten die Franken ihren Rückstand dann auf sechs Zähler verkürzt (32:37). Jetzt wackelten die Schützlinge von Danny Jansson etwas. Es schlichen sich Unkonzentriertheiten ein. Zum Glück für sie unterliefen den Franken ebenfalls leichte Fehler.
Der Heidelberger Head Coach gab nun dem 18-jährigen Noah Koch eine weitere Chance. Und der zeigte einen engagierten Auftritt. Das galt auch für Ersek, der einen weiteren Dreier zur 44:34-Halbzeitführung versenkte. Insgesamt trafen die Academics 5 von 11 Dreiern in der ersten Hälfte.
Im dritten Viertel legte Dusan Neskovic direkt den nächsten Dreier nach. Michael Weathers gelang kurz darauf nach einem Steal ein Korbleger, der die stark verteidigenden Heidelberger mit 15 Punkten in Vorlage brachte (49:34/22.). Und es ging weiter so. Nach einem krachenden Dunking von Marcus Weathers hieß es 53:36 - und Würzburgs Trainer Sasa Filipovski nahm eine Auszeit.
Das Academics-Kollektiv funktionierte in dieser Phase perfekt, die mitgereisten Würzburger Anhänger im Oberrang verstummten.
In der Folge spielten sich die Heidelberger in einen Rausch. Williamson schraubte die Führung nach 26 Minuten auf 24 Zähler! Und der sichtlich angefressene Filipovski nahm die nächste Auszeit.
2:27 Minuten vor Ende des dritten Abschnitts kassierte Niklas Würzner ein technisches Foul - es war sein fünftes. Die Jungs vom Neckar ließen sich davon jedoch nicht aus dem Konzept bringen, sie drehten sogar noch mehr auf und gingen mit einer 69:40-Führung in die letzten zehn Minuten. Das war's. Das letzte Viertel wurde eine Heidelberger Machtdemonstration.
Heidelberg: Michael Weathers 14 (2), Neskovic 14 (4), Osunniyi 11, Williamson 10 (1), Ersek 8 (2), Marcus Weathers 8, Seric 7, Keßen 6 (2), McClain 5 (1), Würzner 2, Koch.
Würzburg: Mintz 12 (1), Thompson 11, Carr 11 (1), Muenkat 4, Stove 4 (1), Edigin 2, Skladanowski 2, Ivey 2, Herzog 2, Petric 1, Saffer.
Stenogramm: 6:0 (2.), 9:4 (4.), 13:6 (6.), 25:16 (1. Viertel), 33:19 (12.), 36:26 (14.), 37:32 (16.), 44:34 (Halbzeit), 49:34 (22), 60:36 (26.), 69:40 (3. Viertel), 72:42 (34.), 79:74 (36.), 85:51 (Endstand).
Zuschauer: 3973




