Hoffes Reserve holt Punkt dank Profi-Unterstützung
Mit viel Fingerspitzengefühl: TSG Hoffenheim II kommt dank Keeper, Spielmacher und Stürmer von den Profis zu einem 1:1 gegen Erzgebirge Aue.

Von Christoph Offner
Hoffenheim. Jens Härtel dürfte beim Blick auf den Spielberichtsbogen keine Freudensprünge gemacht haben. Denn dort sah der Trainer des FC Erzgebirge Aue am Sonntagmittag, dass die TSG Hoffenheim II in Torwart Luca Philipp, Spielmacher Umut Tohumcu und Stürmer David Mokwa dreifache Verstärkung von den Profis bekommen hatte.
"Darauf kann man sich nicht vorbereiten. Aber man muss bei Zweiten Mannschaften immer damit rechnen. Und ängstlich darf man trotzdem nicht sein", sagte Härtel. Denn: "Die Spielweise ändert sich deswegen nicht. Und es macht den Jungs, die von oben kommen, nicht immer Spaß." Die Bundesliga-Kicker, so der 56-Jährige, würden in der 3. Liga "nicht immer funktionieren".
Doch beim 1:1 (1:0) von "Hoffe zwo" gegen die "Veilchen" taten sie genau das. Philipp hielt, was es zu halten gab. Beim Ausgleich von Tristan Zobel (57.) war der Keeper machtlos. Tohumcu gab dem TSG-Spiel Struktur, war Dreh- und Angelpunkt – und stand goldrichtig als er zur frühen Führung traf (2.). "Luca und Umut haben einen Riesen-Job gemacht", befand auch Trainer Stefan Kleineheismann.
Nach dem furiosen 4:0 in der Vorwoche beim VfL Osnabrück legten die Kraichgauer los wie die Feuerwehr. Ayoube Amaimouni-Echghouyab fing einen schwachen Pass von Zobel ab, lief verfolgt von zwei Abwehrspielern aufs Tor, kam im Strafraum zwar ins Straucheln, doch der Ball landete genau vor Tohumcu, der nur noch einschieben musste.
In der 14. Minute bediente der deutsche U21-Nationalspieler Amaimouni-Echghouyab im Strafraum. Der Mann mit dem Zungenbrecher-Namen dribbelte Zobel im Strafraum einen Knoten in die Beine, schloss aber zu unplatziert ab. Danach? Passierte lange nichts mehr. Erst mit dem Pausenpfiff verhinderte Philipp bei einem Kopfball von Jannic Ehlers den Ausgleich (45.).
Tohumcu blieb in der Kabine. "Das war so abgesprochen. Aber ich denke, Umut hätte uns auch in der zweiten Halbzeit gutgetan", sagte Michael Feichtenbeiner. Ohne den 21-Jährigen traf die TSG "manches Mal die falsche Entscheidung", war "nicht ganz so sauber, nicht ganz so klar", befand der Akademieleiter. Das ärgerte auch Kleineheismann. "Wir sind – schon nach der Führung – etwas passiv geworden, hatten zu viele einfache Ballverluste." Das bestraften die Gäste: nach einem Eckball köpfte Zobel ein.
Danach war "Hoffe zwo" bemüht, kam bis auf Amaimouni-Echghouyab, der aus spitzem Winkel an Martin Männel scheiterte (84.) aber zu keinen zwingenden Möglichkeiten. Für Kleineheismann war es "trotzdem ein Punktgewinn". Er sagte: "Man darf nicht vergessen, dass wir ein Aufsteiger sind." Wenn auch einer der etwas anderen Art.
Das jüngste aller 20 Drittliga-Teams, das nun mit 18 Punkten auf Platz acht liegt, verfügt über viel individuelle Qualität. Weil von den Hochbegabten trotzdem einer auf die Bank muss, wenn Spieler aus dem Profi-Kader dazustoßen, ist Kleineheismann auch als Moderator gefordert.
Am Sonntag traf es Llugiqi, der – trotz gutem Spiel in der Vorwoche – für Tohumcu weichen musste. "Stefan vermittelt das den Jungs mit sehr viel Fingerspitzengefühl. Und am Ende gehört das bei einer Zweiten Mannschaft eben auch einfach dazu", sagte Feichtenbeiner – auch, wenn das ebenfalls nicht für Freudensprünge sorgen dürfte.
Hoffenheim: Philipp – Hör, Lührs, Lässig, Bähr (61. Erlein) – Reisig, Tohumcu (46. Llugiqi), Duric (89. Dagdeviren) – Amaimouni-Echghouyab, Ntusu (61. Hennrich), Zeitler (61. Labes). – Trainer: Kleineheismann
Aue: Männel – Fallmann, Majetschak, Zobel, Seidel (90.+1 Simnica) – Uhlmann – Clausen (80. Weinhauer), Guttau (84. Fabisch), Stefaniak, Ehlers (80. Schmid) – Malone
Schiedsrichter: Felix Grund (Haidlfing)
Zuschauer: 1200
Tore: 1:0 Tohumcu (2.), 1:1 Zobel (57.)




