Raus aus dem Albtraum
Laura Philipp siegt nach ihrer Covid-19-Erkrankung beim Ironman 70.3 Kraichgau.

Von Achim Wittich
Bad Schönborn. Ein böses Frühlingserwachen gab es Anfang Mai für Laura Philipp. Die Weltklasse-Triathletin aus Neckargemünd musste wenige Tage vor der Ironman-WM in St. George ihren Flug nach Amerika stornieren. Die von vielen Experten als Favoritin gehandelte Ausnahmeathletin war geschockt, als beim Corona-Test zwei rote Striche sichtbar wurden. "Es ist ein Albtraum", schrieb die 35-Jährige völlig konsterniert.
Dabei hatte die Saison für Philipp gerade grandios begonnen. Mit neuem Streckenrekord (3:53:03 h) hatte die gelernte Physiotherapeutin zwei Monate zuvor beim 70.3-Wettkampf in Dubai triumphiert und lief dabei der Titelverteidigerin Daniela Ryf aus der Schweiz beim abschließenden Halbmarathon davon.
Entscheidung beim Laufen
Vier Wochen nach ihrem positiven Corona-Test stand Laura Philipp am Sonntag beim Ironman 70.3 Kraichgau wieder auf der Sonnenseite des Profisportlerlebens. Nach 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren im "Land der 1000 Hügel" und den abschließenden 21,1 Kilometer Laufen auf dem Rundkurs in Bad Schönborn überquerte sie nach 4:19:04 Stunden lächelnd die Ziellinie und hatte wieder einmal auf ihrer Paradedisziplin alles klar gemacht. Die Zweitplatzierte Daniela Bleymehl (Essen/4:22:35) hatte beim zweiten Wechsel nur sechs Sekunden zurück gelegen, konnte aber der glänzenden Läuferin Philipp dann nicht mehr Paroli bieten.
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Bleymehl hatte allerdings sogar darüber nachdenken müssen, am Morgen erst gar nicht in den Hardtsee in Ubstadt-Weiher einzutauchen. "Es ging mir nicht gut und deshalb habe ich überlegt, ob ich starte", sagte die 33-Jährige, die im April beim Ironman South Africa ihren vierten Sieg über die Langdistanz gefeiert hatte.
Zum Glück wieder gut ging es dafür ihrer Bezwingerin, die nach ihrer Erkrankung natürlich nicht gewusst hatte, auf welchem Wettkampfniveau sie sich bewegen würde. "Es war echt richtig hart heute und es ist schon so, dass mir ein bisschen Leistungsfähigkeit abhanden gekommen ist", gab Philipp nachher zu.
Das konnte ihre Freude jedoch kein bisschen trüben. Ganz im Gegenteil: Denn die nun 17-fache Siegerin über die Halbdistanz hatte am Ende nicht nur souverän triumphiert , sondern war auch noch mit persönlichem Streckenrekord unterwegs gewesen.
Eines ist klar: Kann Philipp ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen an den Start gehen, ist sie am 6. Oktober beim Klassiker auf Hawaii mehr als nur eine Mitfavoritin. Zur Erinnerung: Bei ihrer ersten und wegen Corona bisher auch letzten Teilnahme 2019 verpasste sie als sogenannter "Rookie" nur knapp das Podium und wurde auf Anhieb Vierte. Und das, obwohl eine lange Verletzungsproblematik für eine sehr schwierige Vorbereitung gesorgt hatte.
Bei den Männern hatte der 30-jährige und eigentlich auf der Kurzdistanz beheimatete Justus Nieschlag in 3:48:21 Stunden die besten Beine und konnte sich Fredy Funk (24) vom Leib halten. Der Münchner hatte zweieinhalb Minuten Rückstand auf den Schnellsten (3:50:53). Der Sieger konnte kaum noch richtig laufen, war "zu schnell losgefahren" und hatte sich "nicht super verpflegt". Dennoch reichte es zum Triumph.
Triathleten sind mit einer unendlichen Willensstärke ausgestattet.
Ergebnisse unter: www.ironman.com/im703-kraichgau
