Dank Miami-Absage stehen Ampeln für 2019 auf Grün
Rechteinhahber senkt Forderungen - Sebastian Vettel macht WM spannend

Sebastian Vettel könnte auch 2019 den Streckenplan von Hockenheim studieren: Das Motodrom seht vor einer Rückkehr in die Formel 1. F: dpa
Von Christoph Ziemer
Spa-Francorchamps. Erst tanzte er, dann ließ er sich in Feierlaune die Ferrari-Fahne reichen. Nichts konnte Sebastian Vettels blendende Laune nach der Zieldurchfahrt im Parc Fermé von Spa bremsen. Denn dass sich der Heppenheimer derart überlegen aus der Sommerpause zurückmelden würde, hätten bei Ferrari wohl selbst kühnste Optimisten nicht erwartet. Wie einen Schuljungen hatte der Ferrari-Pilot Lewis Hamilton kurz nach dem Start stehen lassen und dominierte anschließend die Jagd durch die belgischen Ardennen nach Belieben.
"Ein tolles Rennen war das", feierte Vettel seinen 52. Grand-Prix-Sieg und zog mit seinem Sieg in Spa in der ewigen Bestenliste auch an Alain Prost vorbei. "Es ist jetzt wichtig, dass es weiter vorangeht und wir das Auto weiter verbessern. Der Speed ist jedenfalls da", befand der Hamilton-Jäger, der vor dem Heimspiel in Monza den Rückstand auf Lewis Hamilton auf 17 Punkte verkürzte.
Ein Heimspiel könnte Vettel indes auch nächstes Jahr in Hockenheim erwarten. Laut Informationen der FAZ soll sich der Hockenheimring mit dem Formel 1-Rechteinhaber Liberty Media auf eine Verlängerung des ausgelaufenen Vertrags geeinigt haben. Dabei sollen die Amerikaner ihre Forderung von 25 Millionen Euro Antrittsgeld deutlich gesenkt haben. Zudem soll der Automobilclub von Deutschland finanziell aushelfen. Unterschrieben werden soll der neue Kontrakt im September - zumindest für das Jahr 2019.
"Wir arbeiten am Deutschland-Rennen", bekräftigte Formel 1-Vermarktungschef Sean Bratches, der allerdings noch keinen Vollzug melden will. Durch die überraschende Absage des fest eingeplanten Rennens in Miami befindet sich der Hockenheimring für 2019 in einer guten Verhandlungsposition, da die TV-Sender für ihre Millionen mit 21 Rennen planen - und sich nicht mit einem weniger zufriedengeben wollen.
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Für 2020 allerdings gibt es mit Miami, Hanoi, Kopenhagen und Assen gleich mehrere Konkurrenten, die wohl auch deutlich mehr Antrittsgeld zahlen würden als Hockenheim. Zumindest für 2019 steht die Startampel im Motodrom aber auf Grün.
Ganz im Gegensatz zu Mercedes. Denn in Belgien sahen die Silberpfeile Rot. Die Ferrari-Dominanz in der entscheidenden Phase der WM hat Mercedes auf dem falschen Fuß erwischt. "Seb ist Zeiten gefahren, an die ich zu keinem Zeitpunkt herankommen konnte", klagte der erfolgsverwöhnte Hamilton, den am Sonntag sein gewohntes Regenglück nach langer Zeit im Stich ließ. Lange Zeit musterte der Brite Vettels Ferrari interessiert nach der Zieldurchfahrt - und kam zum Schluss, dass dieser "viele Tricks" aufweise. Eine Verschwörungstheorie?
Natürlich nicht. So habe er das nie gemeint, beteuert Hamilton: "Nein, das habe ich nie gesagt. Trick ist einfach ein Wort für etwas Besonderes. Ich weiß ja gar nicht, welche Teile am Ferrari sind, von daher könnte ich es gar nicht sagen." Was der Weltmeister aber sicherlich behaupten darf, ist, dass die Scuderia derzeit einen großen Entwicklungsvorsprung auf Silber aufweist.
"Er ist an mir vorbeigefahren, als wäre ich überhaupt nicht da gewesen", zeigte sich Hamilton noch am Sonntagabend sichtlich geschockt. "Wir hatten hier ein richtig gutes Upgrade. Aber Ferrari hatte ein noch größeres. Ich denke, wir müssen einfach härter arbeiten."
Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff fand angesichts des drohenden Verlustes des WM-Titels nach dem Rennen klare Worte. Man müsse sich nun bei Mercedes fragen, wie man den Rückstand auf Ferrari so schnell wie möglich aufholen wolle: "Ich habe viele Defizite erkannt, die dazu geführt haben, dass wir die erwartete Leistung nicht abrufen konnten."
Der Chef der Silberpfeile klagt über sichtbare Defizite in langsamen Kurven, bei der Traktion und beim Reifenverschleiß - eine durchaus üppige Mängelliste für einen WM-Aspiranten. "Monza war immer gut zu uns", hofft Wolff auf ein besseres Wochenende auf dem Vollgaskurs vor den Toren Mailands. Denn sonst wird wieder Sebastian Vettel die Ferrari-Flagge schwenken.



