Formel 1 in Hockenheim

Am Ring setzt man weiter auf die Königsklasse

Georg Seiler über die Zukunft der Formel 1 in Deutschland

22.07.2018 UPDATE: 23.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Georg Seiler. Foto: czi

Hockenheim. (czi) Ausverkauftes Haus am Sonntag, gute Stimmung rund um die Strecke - war das wirklich der Abschied der Formel 1 aus Deutschland? Im RNZ-Gespräch zeigt sich Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, erstaunlich optimistisch, dass die Königsklasse weiterhin im Motodrom gastiert.

Georg Seiler, war das wirklich das letzte Rennen der Formel 1 in Deutschland?

Wir haben nie gesagt, dass das eine Abschiedsvorstellung ist. Unser Vertrag mit der Formel 1 ist jetzt ausgelaufen und wir arbeiten fest an der Zukunft für die Formel 1 in Hockenheim.

Hat Sie der Ansturm auf die Tickets überrascht?

Das würde ich nicht sagen. Die Formel 1 hat in dieser Saison gezeigt, was sie kann. Die Duelle und Technik stimmen, auch der Sound kommt wieder zurück. Und dass die ganzen Holländer zu uns kommen, war dank Max Verstappen zu erwarten. Wir haben übrigens auch mehr Zuschauer als viele andere Strecken. Das Zuschaueraufkommen ist sehr gut. Fakt ist aber, dass alle anderen Länder Fördergelder erhalten. Überall gibt es Geldgeber, außer bei uns. Trotzdem: Wenn wir die Formel 1 fortsetzen könnten, erwarte ich sogar mehr Zuschauer als an diesem Wochenende. Mit mobilen Tribünen passen noch mehr rein, unsere normalen Tribünen sind ausverkauft.

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Woran klemmt denn die Vertragsverlängerung?

Optimistisch bin ich zunächst immer. Wir befinden uns gerade in einer Verhandlungsphase, von der ich hoffe, dass sie kurzfristig beendet sein wird. Wenn es um viel Geld geht, braucht das eben auch Zeit. Und die nehmen wir uns, damit wir einen guten Vertrag - wenn überhaupt - bekommen. Alle Varianten sind letzten Endes gut, solange sie dazu beitragen, dass die Formel 1 in Hockenheim bleibt.

Das Land Baden-Württemberg hat dem Hockenheimring beim Umbau 2002 finanziell geholfen. Sehen Sie hier auch das Bundesland in der Pflicht, finanzielle Unterstützung zu geben?

Wir haben vom Land 15 von 67 Millionen Zuschuss erhalten. Dieser war eigentlich für die Zukunft der Formel 1 gedacht - mit dem Vertrag, der gerade ausgelaufen ist. Leider haben wir mit diesem nicht das erreicht, was wir wollten. Speziell, was die Rückzahlungen unserer Verbindlichkeiten aufgrund der zwischenzeitlichen Verluste betrifft. Es wäre schön, wenn sich das Land daran erinnern und uns helfen würde. Auch der Bund wäre gefordert. Vielleicht passiert in nächster Zeit ja etwas, aber unsere Hoffnung darauf ist eher gering. So wie die Dinge stehen, liegt das finanzielle Risiko derzeit auf unserer Schulter - und das können wir in Zukunft nicht tragen.

Fühlen Sie sich von der Politik auch ein Stück weit allein gelassen?

Natürlich. Vielleicht wacht man ja jetzt auf, wenn die Formel 1 in Deutschland in Gefahr ist. Ich kann es nur hoffen. Wir werden alles tun, was möglich ist. Wir wollen die Formel 1 nicht verlieren. Dazu sind aber auch Partner nötig, die in der Formel 1 tätig sind und auch wollen, dass die Königsklasse in Deutschland ist. Diese suchen wir. Nur: Die kommen nicht von alleine - eigentlich müssten sie das aber tun.

Sie haben sich mit Bernie Ecclestone immer sehr gut verstanden. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu dem neuen Rechteinhaber Liberty Media beschreiben?

Bernie hat mich erst am Freitag auf meinem Handy angerufen und uns alles Gute für das Rennen gewünscht. Daran sieht man die Verbundenheit, die wir immer zu ihm hatten. Liberty ist eine neue Gesellschaft, die gute Ansätze und ein gutes Management hat und jetzt dabei ist, Erfahrung zu sammeln. Alle Zeichen stehen gut. Natürlich braucht Liberty aber auch Rennstrecken, die viel Geld bezahlen. Die haben sie. Für Deutschland muss noch ein guter Vertrag gefunden werden. Ich glaube schon, dass Liberty auch auf die Traditionsrennstrecken schaut. Wir waren jetzt 36 Jahre im Kalender. Bei den Verhandlungen hatten wir durchaus das Gefühl, dass Liberty die Situation erkennt und uns helfen will. Klar ist aber auch, dass man keine Verträge machen kann mit Summen, die weit unter denen anderer Strecken liegen. Da muss eine Kooperation bestehen, die passt. Und daran arbeiten wir beide.

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