Finale Ligure

Martin Staiger wird Zweiter bei 24-Stunden-Mountainbike-WM

Der Dossenheimer Martin Staiger belegt bei der 24-Stunden-Mountainbike-WM den zweiten Platz in seiner Altersklasse. "Ein ganz verrücktes Abenteuer".

10.06.2022 UPDATE: 11.06.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Lächelnd meistert Martin Staiger auch die schwierigsten Passagen des über 12-Kilometer langen Rundkurses am Golf von Genua. Foto: sportograf.com

Von Achim Wittich

Dossenheim/Finale Ligure. Er hat es wieder getan. Martin Staiger aus Dossenheim ist keiner, der die Beine stillhalten kann. Je größer die sportliche Herausforderung ist, desto lieber nimmt der Leiter Kommunikation am NCT Heidelberg sie an.

Jetzt war Staiger nicht zum ersten Mal einen ganzen Tag und eine Nacht lang auf dem Mountainbike unterwegs. Bei der 24-Stunden-WM im italienischen Finale Ligure am Golf von Genua belegte er – gerade in der Altersklasse M55 angekommen – den Silberrang und freute sich über Platz 22 in der Gesamtwertung.

Um 11 Uhr am Freitag, den 27. Mai, machte sich Staiger auf zur ersten Runde – am Ende sollte er die Schleife insgesamt 24-mal absolviert haben.12,3 Kilometer lang war eine Durchfahrt. Als der Ausdauerprofi am Samstag um 11 Uhr das Ziel erreichte, lagen 296 Kilometer und stolze 7700 Höhenmeter hinter ihm. "Das ist die Mutter aller Schlachten", sagt Staiger über die "legendär anspruchsvolle Strecke", die einen engen, kurvigen und welligen Parcours bereit hält und bei der unter anderem auch Felstreppen zu überwinden sind.

Was die eh schon unglaubliche Leistung noch stärker unterstreicht, ist die Tatsache, dass der ehemalige Top-Marathonläufer wie alle seiner Konkurrenten gegen eine "brutale Hitze" ankämpfen musste. Das Thermometer zeigte mörderische 38 Grad Celsius an. Weit über 20 Liter Flüssigkeit habe er zu sich genommen, kleine Salzbrezeln halfen, doch die "Staigersche Lieblingsverpflegung" versagte diesmal ihren Dienst. Gerade mal eine einzige Maultasche brachte der promovierte Geophysiker und Kommunikationsberater weg, dabei hat die schwäbische Spezialität schon bei so vielen extremen Wettkämpfen beste "Arbeit" geleistet.

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Trotz der selbst für den Torturen gewohnten Staiger außerordentlichen Strapazen war eines immer klar: "Aufgeben stand nicht zur Debatte", sagt er im Rückblick.

Im Ziel waren die Erleichterung und der Stolz groß, die extremen Belastungen in Ligurien erfolgreich gemeistert zu haben. Foto: Weber

Wie immer bestens unterstützt von "Family and Friends" konnte der Extremsportler auf seine Wettkampferfahrung vertrauen und teilte seine Kräfte klug ein. "Ich bin sehr konstant gefahren", so Staiger, der sich – auch das ist eine Gewohnheit – mit Zwischenergebnissen erst im zweiten Rennabschnitt versorgen ließ. Das zahlte sich aus: Nur Thomas Widhalm war eine Klasse für sich und in seiner Altersklasse schneller. Der Österreicher kam in der Gesamtabrechnung auf den achten Platz.

Wenn Martin Staiger über die Vorbereitung für ein solches – für einen Otto-Normalradler – unvorstellbares Unternehmen spricht, lässt er seinen Schelm aufblitzen: "Viel fahren, ein bisschen laufen und ein paar Kräftigungs- und Stabilisationsübungen", erklärt er schmunzelnd. Im Winter sind es gar nicht mehr als etwa acht Stunden pro Woche auf dem Untersatz. Im Rennen fährt Staiger übrigens ein hoch technisiertes Bike, das mit einer Funk-Elektro-Schaltung versehen ist, die sich beim Benutzen anfühlt, als würde man einen Lichtschalter drücken.

Um kräftig Trainingskilometer in die Beine zu bekommen, wird der Besuch bei den Eltern in Stuttgart einfach zum Anlass genommen, aufs Auto zu verzichten. Und ein 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn braucht er auch nicht. Die Strecke in die Landeshauptstadt wird auf dem "Drahtesel" zurückgelegt.

Was ihn antreibe, fragen wir im knapp einstündigen Gespräch und da kommt die Antwort im Höchsttempo. "Es bleibt ein ganz verrücktes Abenteuer", sagt Staiger und wir sind sicher, dass der Mann mit der künstlichen Hüfte auch 2023 wieder über Stock und Stein unterwegs sein wird.

Die RNZ bleibt gerne an seinem Hinterrad.

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