Sinsheimer Werderstraße

Kritik an den Plänen für sieben Mehrfamilienhäuser

Sie sind zu hoch und zu massiv: Mehrere Gemeinderäte sorgten für strammen Gegenwind beim großen Wohnprojekt in der Werderstraße.

11.05.2022 UPDATE: 12.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Ein Investor möchte hier etwa 170 Wohnungen bauen. Gerne hätte die RNZ die Visualisierung, die im Gemeinderat gezeigt wurde, veröffentlicht. Eine endgültige Antwort, ob dies möglich ist, erhielt die Zeitung trotz mehrerer Anrufe beim Architekturbüro nicht. Foto: C. Beck

Von Christian Beck

Sinsheim. Betonklötze, die "in ihrer Massivität nicht zu überbieten" sind – so bezeichnete SPD-Gemeinderat Jens Jochen Roth die Pläne für das Bauprojekt in der Werderstraße. Er ist nicht der einzige Kritiker des Projekts im Rat. Und auch einige Anwohner, die als Zuhörer in die Gemeinderatssitzung gekommen waren, hielten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Dass an der Stelle, an der sich momentan noch die Firma WMS befindet, sieben Mehrfamilienhäuser, teilweise fünf Vollgeschosse plus ein Dachgeschoss hoch, mit insgesamt rund 170 Wohnungen entstehen könnten, löste vielfach Ablehnung aus.

Festzuhalten ist: Das Bauprojekt befindet sich in einem frühen Stadium. In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es um die frühzeitige Offenlage des Bebauungsplans. Das wurde in Sinsheim bisher noch nie gemacht, berichtete Oberbürgermeister Jörg Albrecht.

Hintergrund ist, dass für die Firma WMS gerade ein neuer Standort in der Neulandstraße gebaut wird. Auf dem bisherigen Standort könnten Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen entstehen, zudem eine Kindertagesstätte. In der Mitte des Ensembles ist eine Begegnungsfläche geplant. Eineinhalb Stellplätze pro Wohnung sollen vorgeschrieben werden. Das Gelände ist nicht in städtischer Hand, am Ende entscheidet aber der Gemeinderat, ob und wie das Projekt gebaut wird. Nun gehe es darum, Einwendungen zu sammeln, die fachlich bewertet werden müssten und dann auch dem Investor "Ten Brinke" mitgeteilt würden, erklärt der OB.

Nach der jüngsten Sitzung zeichnet sich jedoch bereits ab, dass Änderungsbedarf besteht. Wesentlicher Kritikpunkt ist die Höhe: Von "Bauchweh bei der Geschosszahl" sprach Friedhelm Zoller (CDU), Alexander Hertel (Aktiv für Sinsheim) nannte die "Stockwerkszahl doch ein bisschen gewaltig". Harald Gmelin (Freie Wähler) sprach von "riesigen Klötzen, deutlich über der Umgebungsbebauung" – die Planung enthalte somit "in diesem Bereich genau das, was wir nicht wollten", dies "entspricht nicht dem Charakter unserer Stadt". Er bezeichnete das Projekt als rein renditeorientiert. Einige Zuhörer applaudierten nach seinen Äußerungen. Und auch SPD-Rat Roth erhielt Beifall, unter anderem, nachdem er "höchste Bedenken" angemeldet hatte, ob diese Bauten zu einem lebenswerten Sinsheim passen. Man müsse die grundsätzliche Frage stellen, wie es städtebaulich weitergehen soll, er regte einen Bürgerdialog an.

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Manche Räte konnten dem Bauprojekt aber auch positive Aspekte abgewinnen: "Generell begrüßen wir innerörtliche Bauflächen", sagte Zoller, und auch weitere Räte sprachen sich grundsätzlich für Nachverdichtung aus, allerdings nicht um jeden Preis. Auch das Vorhaben, dass 15 Prozent der Wohnungen eine Sozialbindung haben sollen, gefiel. Laut Grünen-Rat Alex Riederer "könnte die Quote durchaus etwas höher sein". Hertel erwähnte, dass neue Häuser auch junge Familien anziehen. Und auf Nachfrage von Anja Wirtherle (Grüne) erklärte Sebastian Falke, der als Leiter des Amts für Stadt- und Flächenentwicklung die Pläne vorgestellt hatte, dass statt Wohnungen dort auch weiterhin eine gewerbliche Nutzung denkbar gewesen wäre.

Eher uneins waren sich die Räte bei der Zahl der Stellplätze: Gmelin forderte eine Vorgabe von zwei pro Wohnung, da sonst die Autos auf öffentlichem Gelände stünden. Riederer vertrat die Ansicht, dass die Menschen in Zukunft weniger Autos nutzen. Der Vorlage des Gemeinderats ist allerdings zu entnehmen, dass der Verkehr nach dem Bau der Wohnungen an der Zufahrt der Hauptstraße zur B39 und B292 zunehmen wird und der Gemeinderat "zeitnah die Umgestaltung der Kreuzungen anstoßen" muss.

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