Obstbaubetriebe kämpften mit Hitze und Trockenheit
Auch Äpfel können Sonnenbrand bekommen: Eine Umstellung auf ökologischen Anbau kommt für keinen infrage.

Von Max Rieser
Schriesheim. Wie der Name schon sagt, ist die Weinstadt zwar vor allem für ihre Trauben bekannt. Doch es reifen dort noch weit mehr Früchte heran. Und die Obstbaubetriebe hatten zwar teilweise ähnliche Probleme, wie die Winzer, teilweise unterscheiden sich die Herausforderungen aber doch. Wie die Saison verlief und wie die Landwirte dem Klimawandel begegnen, hat die RNZ erfragt.
> Obsthof Jäck: "Die Saison war bis auf die Wetterkapriolen zufriedenstellend", fasst Johannes Jäck zusammen. Mit den Kapriolen meint er vor allem die übermäßige Hitze und den zu geringen Niederschlag. Das mache ihm schon seit seiner Übernahme des Obstbaus 2014 zu schaffen: "Früher musste nur manchmal durch Bewässerung nachgeholfen werden, heute würde es ohne Zusatzbewässerung gar nicht mehr gehen."
Durch dieses Werkzeug kann dem Übel der Trockenheit aber immerhin begegnet werden, größere Probleme mache den Früchten aber der Sonnenbrand. Neben Zwetschgen, Mirabellen und Kirschen sind es vor allem Äpfel, die Jäck kultiviert. Die hatten gerade im sehr heißen September Probleme mit der Sonne. Durch zu starke Sonneneinstrahlung verfärbt sich die Schale braun. Das ist noch kein Beinbruch, denn bei Jäcks werden die optisch nicht idealen Früchte zu Saft oder Apfelwein verarbeitet – auf die Qualität der Früchte hat ein leichter Sonnenbrand keinen negativen Einfluss. Ist die Verbrennung aber zu stark, stirbt das Gewebe ab, und die betroffenen Stellen werden faul und matschig, also ungenießbar. Dagegen pflanzt Jäck neue Sorten, wie den Apfel "Pia", der laut ihm "fast keinen Sonnenbrand bekommt." Ein Problem, das die Obstbauern mit anderen Landwirten teilen, sind gestiegene Preise, auch für den Pflanzenschutz. Eine Umstellung auf Bio ist für Jäck aktuell aber nicht vorstellbar: "Man denkt schon immer darüber nach, aber die Kosten sind trotzdem hoch, und es ist sehr viel Arbeit." Die zu stemmen wird ebenfalls schwieriger, denn es seien kaum Arbeitskräfte verfügbar. Momentan erntet Jäck die Spitzensorten wie Fuji und Topaz. Insgesamt hat er 15 Sorten im Sortiment, die man im Hofladen und beim Hoffest am Dienstag, 3. Oktober, kosten und kaufen kann.
> Obsthof Heberle: Ähnliches berichtet Rosmary Heberle. Gerade die regnerische Zeit im Juli habe dem Obst gutgetan, sagt sie, und auch das aktuelle Wetter mit kühlen Nächten sei für Kernobst ideal. Die Familie baut neben Äpfeln auch Birnen, Zwetschgen, Johannisbeeren, Tafeltrauben und Kürbisse an. Letztere hätten auch unter der Trockenheit gelitten, wodurch es weniger Ertrag als sonst gegeben habe: "Das, was gewachsen ist, sieht aber sehr gut aus", erklärt sie.
Pilzdruck, wie im Weinbau, hätte man bei den Äpfeln nicht gehabt: "Da war es noch zu früh für Schorfpilz und Mehltau." Erst später habe auch sie vor allem mit Sonnenbrand und Trockenheit zu kämpfen gehabt. Bei Heberles begegnet man diesem Problem ebenfalls mit Gießen. Allerdings, und das auch aus Nachhaltigkeitsgründen, nur so wenig wie möglich durch Tröpfchenbewässerung. Ökologischer Anbau sei auch bei ihnen ein Thema: "Ich würde es gern schon lange machen", sagt sie. Deshalb setze sie Pflanzenschutzmittel nur reduziert ein. Eine Umstellung sei für sie aber nicht tragbar. Bei Schädlingen wie dem Apfelwickler sei man auf Hilfsmittel angewiesen, damit der Ertrag nicht zu sehr leidet. Alle Produkte "rund um den Apfel" bekommt man zwischen August und Dezember in Heberles Hofladen. Dazu zählen auch Spezialitäten wie Apfel-Secco.
> Obsthof Spieß: Im Frühjahr, sagt Karlheinz Spieß, habe er gedacht: "Oh, das könnte ein gutes Jahr werden." Doch dann kamen kalte Winde im April, die bei seinen Kirschen einen Verlust von 80 Prozent verursachten. Ein herber Schlag, denn Kirschen sind eins von zwei Hauptstandbeinen des Betriebs. Neben Zwetschgen. Und für die lief es enorm gut, berichtet Spieß: "Unterm Strich war es ein sehr gutes Zwetschgenjahr. Wir hatten perfekte Ware und mussten fast nichts aussortieren." Im Frühjahr hätte es so viele Früchte gegeben, dass der Ertrag reduziert werden musste.
Da es in Schriesheim kaum Brunnen gebe, wie Spieß bemängelt, konnte er fast nicht wässern. Dass die Zwetschgen die Trockenheit trotzdem so gut überstanden haben, ist ihm "selbst etwas unerklärlich", gesteht er.
Bis auf eine kleine Menge an der hofeigenen Hütte vermarktet Spieß sein Obst nicht selbst, sondern verkauft es an den Großmarkt, was für den Betrieb nicht immer leicht zu stemmen ist, denn: "Wir kriegen unser Geld immer erst sechs bis acht Wochen nachdem wir geliefert haben." Manchmal könne man das Geld aber durchaus früher brauchen. Vor allem in Zeiten, in denen "die Kosten um ein Drittel gestiegen sind, die Erzeugerpreise aber nicht", gibt er zu bedenken.
Eine Umstellung auf Bio kommt auch für ihn nicht infrage. Zum einen sei er zu alt, um seinen Betrieb "komplett umzukrempeln", zum anderen müsse er die Mehrarbeit wieder auf den Preis aufschlagen, und Obst wie Kirschen und Zwetschgen seien mittlerweile ohnehin ein "Luxusprodukt" geworden.