Sandhausen

Die Große Runde zur SVS-Erweiterung tagt geheim

Der Runde Tisch präsentierte den Gemeinderäten Alternativen zur Rodung. Der Neubau des Stadions an anderer Stelle ist eine Variante.

03.12.2020 UPDATE: 04.12.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Wie geht es mit dem Vereinsgelände des SV Sandhausen weiter? Die verschiedenen Möglichkeiten werden dem Gemeinderat am Samstag erstmals vorgestellt. Foto: Priebe

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Ein neues Stadion an anderer Stelle? Und wenn ja, wo? Oder doch nur eine Erweiterung um zwei Sportplätze? Fans des SV Sandhausen (SVS) müssen sich genauso wie alle anderen Interessierten noch gedulden, bis sie mehr über die Erweiterungspläne des Fußballzweitligisten erfahren: Auch vor dem vierten Termin des Runden Tischs sind die bisher besprochenen Alternativen zur anfangs geplanten Rodung von 2,5 Hektar im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt streng geheim.

Am morgigen Samstag stellt die zehnköpfige Runde in der Festhalle ihre Ergebnisse dem Gemeinderat vor. Vor dieser nicht-öffentlichen Versammlung gibt die RNZ einen Überblick über den aktuellen Stand des wohl umstrittensten Projekts der jüngeren Sandhäuser Geschichte:

Hintergrund

> Die Deutsche Fußball Liga (DFL) fordert für Zweitligisten ein sogenanntes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), das über mindestens drei Sportplätze verfügt. Dabei lassen die nicht eindeutig formulierten Auflagen Raum zur Interpretation. Auch auf mehrmalige

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> Die Deutsche Fußball Liga (DFL) fordert für Zweitligisten ein sogenanntes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), das über mindestens drei Sportplätze verfügt. Dabei lassen die nicht eindeutig formulierten Auflagen Raum zur Interpretation. Auch auf mehrmalige Nachfrage der RNZ waren hierzu von der DFL keine klaren Angaben zu erfahren. Im Sommer 2019 zitierte Bürgermeister Georg Kletti im Gemeinderat aus einer Antwort der DFL auf eine entsprechende Anfrage des SV Sandhausen (SVS): "Somit kann man klarstellen, dass ein Club für den Lizenzbetrieb in der Zweiten Bundesliga mit NLZ über fünf Trainingsplätze verfügen sollte." Laut dem SVS ist das Stadion als Spielstätte dabei nicht mitzuzählen. Zudem nutzt der Zweitligist neben den beiden Sportplätzen am BWT-Stadion auch das im Besitz der Gemeinde befindliche Walter-Reinhard-Stadion. So meinen einige Kritiker des Projekts bis heute, dass dem Fußballclub ein weiterer Sportplatz reichen würde, um die Auflagen zu erfüllen und den Bedarf zu decken. luw

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Worum geht es? Seine Erweiterungspläne begründet der SVS insbesondere mit den Auflagen der für Spielbetrieb und Lizenzierung verantwortlichen Deutschen Fußball Liga. Durch einen Beschluss des Gemeinderats im April 2018 wurde ein Bebauungsplanverfahren zum Bau zweier Sportplätze südlich des BWT-Stadions eingeleitet. Für dieses Projekt "Sportzentrum Süd" hätten im Schutzgebiet Schwetzinger Hardt rund 2,5 Hektar Wald gerodet werden müssen. Dagegen formierte sich nach einer Bürgerveranstaltung im März 2019 heftiger Widerstand. Daraus entstand die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI), die den Gemeinderat letztlich zum Umdenken bewegte: Im Oktober 2019 entschied das Gremium, die Pläne fürs "Sportzentrum Süd" auf Eis zu legen und einen Runden Tisch für die Suche nach "Alternativstandorten außerhalb des Schutzgebiets" einzurichten. Teil dieses Beschlusses war auch die "Hausaufgabe" an den SVS, "Kontakt mit den benachbarten Fußballvereinen in Walldorf, St. Ilgen und Nußloch aufzunehmen, um weitere Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen".

Wer sitzt am Runden Tisch? Die Runde besteht aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, der vier Ratsfraktionen, der BI sowie betroffener Vereine: Bürgermeister Georg Kletti, Ortsbaumeister Michael Schirok, Uwe Herzog (CDU), Thomas Schulze (SPD), Ernst Klinger (FDP), Ralf Lauterbach (GAL), BI-Sprecherin Petra Weiß, SVS-Präsident Jürgen Machmeier und mit Ralf Kuhn vom FC Sandhausen sowie Michael Pfeffer vom Tennisclub 1970 die Vorsitzenden der zwei SVS-Nachbarn.

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Welche Alternativen sind im Gespräch? Darüber wurde unter den genannten Teilnehmern Stillschweigen vereinbart. Bekannt gegeben wurde damals nur, dass bei den ersten beiden Sitzungen im Januar und Februar "drei Alternativen" besprochen wurden, "die weiterverfolgt und vertieft geprüft werden" sollten. Nach Recherchen der RNZ könnte mindestens eine dieser Varianten einen Umzug des FC Sandhausen und die Rodung von ungeschütztem Wald zwischen Sonnenweg und Jahnstraße vorsehen. Die so frei werdende Fläche könnte der Fußballzweitligist für zwei weitere Sportplätze nutzen. Bei der dritten und bisher letzten Runde im November kam nun eine neue Möglichkeit ins Spiel: Laut damaliger Pressemitteilung von Bürgermeister Kletti wäre damit "eine komplette Verlagerung des BWT-Stadions und der bereits bestehenden und durch den SVS genutzten Trainingsplätze" verbunden. Wo die zwei für einen Stadionneubau samt Trainingsplätzen vorgesehenen Flächen liegen, blieb ebenfalls geheim. Auf Nachfrage äußerte sich Kletti auch nicht dazu, ob beide Standorte auf Sandhäuser Gemarkung liegen.

Warum ist noch so vieles geheim? "Der Runde Tisch konnte bisher nur so konstruktiv arbeiten, weil es keine Einflüsse von außen gab", erklärte Rathauschef Kletti diese Woche auf RNZ-Nachfrage. Nur so könne sich nun der gesamte Gemeinderat unvoreingenommen ein Bild von den bisherigen Vorschlägen machen, ohne dass bisherige Zwischenergebnisse bereits "von außen" bewertet würden. Demnach sei es das einzig richtige Vorgehen, den Räten am Samstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Varianten zu präsentieren. 

Wie geht es weiter? Bürgermeister Kletti betont: "Nichts wird im geheimen Kämmerlein entschieden." Nach der Versammlung am Samstag müssten "die politischen Entscheidungsträger" – also die Gemeinderäte – die ihnen präsentierten Varianten "erst mal sacken lassen". Wann diese dann veröffentlicht werden, sei noch nicht klar. Fest stehe nur: "Die endgültige Entscheidung findet in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung statt."

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