SV Sandhausen plant Erweiterung

Wald muss für neue Trainingsplätze weichen

Dafür soll der Bebauungsplan geändert werden - Gemeinderat leitet Verfahren ein

26.04.2018 UPDATE: 27.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Zwei Trainingsplätze für zwei Hektar Wald: Geht es nach dem SV Sandhausen, dann soll im Süden der Inwo-Tribüne des Hardtwaldstadions für einige Bäume bald das letzte Stündlein schlagen - doch sollen anderswo zwei neue Hektar Wald entstehen. Foto: Popanda

Von Werner Popanda

Sandhausen. Definitiv beschlossen ist der "Bebauungsplan Sportzentrum Süd" und damit die Erweiterung des Areals des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) um zwei neue Trainingsplätze im Süden der Inwo-Tribüne des Hardtwaldstadions zwar noch nicht. Doch gab der Gemeinderat in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung mit seinem nahezu einstimmigen Votum zur Einleitung besagten Plans das erste grüne Licht.

Zu einem puren Selbstläufer dürfte die Umsetzung des Vorhabens aller Voraussicht nach nicht werden. Begründet wurde dieses in der Beschlussvorlage damit, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) vom SVS fordert, dessen Nachwuchsleistungszentrum müsse fünf anstelle der bisherigen drei Trainingsplätze umfassen.

Nun berichtete Ortsbaumeister Michael Schirok, dass der aufgezeigte Standort "in mehrfacher Hinsicht nicht problemfrei ist". So sei diese Fläche unter anderem nach dem Flächennutzungsplan nicht als potenzielle Baufläche oder Sportfläche ausgewiesen, weshalb eine Änderung dieses Planes erforderlich sei. Obendrein nehme die Maßnahme "Wald in Anspruch".

Daher sei eine Waldumwandlungsgenehmigung unausweichlich und die entfallende Waldfläche müsse "auch ausgeglichen werden, also Wald an anderer Stelle gepflanzt werden". Ebenso sei es Fakt, dass die Waldfläche im Schutzgebiet "Schwetzinger Hardt" liege. Folglich würde eine Rodung respektive Umnutzung von Wald in Sportfläche eine Befreiung von den Festsetzungen dieses Schutzgebietes erfordern.

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Nicht minder wichtig seien auch die Belange des Artenschutzes und Naturschutzes. So müsse nachgewiesen werden, dass keine schützenswerte Arten vorhanden seien. Nicht zuletzt sei mit diesem Bereich eine Wasserschutzzone betroffen.

Unterm Strich, hielt Michael Schirok fest, sei das Projekt "alles andere als leicht zu bewältigen". Und da es für die Verwaltung "schlichtweg nicht möglich ist, die ganzen Probleme alleine zu lösen", setze man auf "externe Hilfe", wobei speziell der Umwelt- und Naturschutzbereich von Fachleuten bearbeitet werden müsse.

Zuvor hatte Bürgermeister Georg Kletti darauf hingewiesen, dass der SVS zu den besten 36 Fußballmannschaften in Deutschland gehöre, im Nachwuchsbereich 360 Aktive in 20 Teams vorweise, die Gemeinde bundesweit bekannt gemacht habe und mit seinen 175 Beschäftigten nach der Gemeinde mit ihren 240 Beschäftigten der zweitgrößte Arbeitgeber vor Ort sei.

Nicht unerwähnt lassen wollte der Rathauschef ferner, dass der SVS "jährlich gut zehn Millionen Euro Kaufkrafteffekte in Sandhausen und im Rhein-Neckar-Kreis generiert". Noch dazu nehme der SVS eine "ethisch-moralische Verantwortung wahr, indem er unterschiedlichste Kooperationen mit Schulen und anderen Organisationen sucht und lebt".

Wohl mit der Absicht, die Zahlen ins rechte Licht zu rücken, merkte Georg Kletti schließlich an, dass Sandhausen eine Gesamtgemarkungsfläche von 1400 Hektar aufweise, von denen knapp die Hälfte, nämlich 680 Hektar, Wald seien. Selbstredend werde man dann, wenn man zwei Hektar Wald "herausnehmen" würde, zwei Hektar Wald an anderer Stelle wieder ansetzen.

Seiner Meinung, demnach sei es "nicht so, dass wir die letzten Bestände des Regenwaldes zerstören", schlossen sich bis auf CDU-Gemeinderat Peter Köllner alle Ratsmitglieder an. Für die restliche CDU-Fraktion nannte Uwe Herzog als Zustimmungsgrund, dass aufgrund der Enge auf dem SVS-Gelände ein vernünftiger Trainings- und Spielbetrieb schlichtweg nicht möglich sei.

Namens der SPD-Fraktion führte Matthias Horn argumentativ ins Feld, dass die beiden neuen Plätze die aktuell "eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten deutlich verbessern würden". Für die FDP-Fraktion war wiederum laut Volker Liebetrau "schnell klar, dass es nur eine Ausweiche Richtung Süden gibt". Besonders auf die "Frage der Waldumlegung und Wiederaufforstung" werde die AL-Fraktion ein Augenmerk haben, kündigte Gerhard Hettinger an.

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