Sandhausen

Fast 1700 Unterschriften gegen "Sportzentrum Süd" überreicht

Streit kochte in Gemeinderatssitzung erneut hoch - Bürger fragten nach Alternativen zu den aktuellen Plänen

01.10.2019 UPDATE: 02.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Die Gesichter sprechen Bände: Petra Weiß, Sprecherin der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz", überreichte die Unterschriften an Bürgermeister Georg Kletti. Foto: Hebbelmann

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Einen Aktenordner mit fast 1700 Unterschriften gegen das Projekt "Sportzentrum Süd" hat die Bürgerinitiative (BI) "Pro Waldschutz" in der jüngsten Gemeinderatssitzung an Bürgermeister Georg Kletti überreicht. BI-Sprecherin Petra Weiß übergab die Liste im Rahmen des Tagesordnungspunktes "Fragestunde". Sie erklärte, dass die Unterschriften ausschließlich von Sandhäusern stammten.

Auch viele weitere der über 50 anwesenden Bürger wandten sich in der Sitzung mit Fragen und Anregungen an die Verwaltung. Einem Großteil ging es dabei ebenfalls um die geplante Rodung von rund 2,5 Hektar Wald im Schutzgebiet Schwetzinger Hardt zur Erweiterung des Geländes beim Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS). Dabei sollen neben zwei Sportplätzen für ein von der Deutschen Fußball Liga (DFL) gefordertes Nachwuchsleistungszentrum auch 140 Parkplätze entstehen.

"Diese Unterschriften zu sammeln, hat uns keine große Mühe gemacht", erklärte Weiß. "Die Leute haben teilweise sogar an der Tür geklingelt, um zu unterschreiben." Die BI habe fast ausschließlich positive Rückmeldungen auf ihre Proteste erhalten, negative Reaktionen könne man "an einer Hand abzählen". "Die Unterzeichner sind alles Leute, denen was an Sandhausen liegt", sagte die BI-Sprecherin. "Die wollen alle ernst genommen werden und präferieren eine gelebte Demokratie." Die Zuhörer reagierten mit Applaus, worauf Kletti daran erinnerte, dass in Ratssitzungen laut Gemeindeordnung "weder Miss- noch Beifallsbekundungen" erlaubt seien.

Das hinderte einige Bürger aber nicht daran, im weiteren Verlauf der "Fragestunde" erneut zu applaudieren. So etwa auf den emotionalen Appell einer Sandhäuserin: Sie rief das "Waldsterben" ins Gedächtnis und fragte, warum Verwaltung und Gemeinderat trotzdem an dem im April 2018 getroffenen Einleitungsbeschluss zum Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" festhalten würden. Bürgermeister Kletti erklärte, dass "noch nichts endgültig beschlossen" sei. Schließlich stünden die Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange ebenso noch aus wie die Beratung und Entscheidung über das Bebauungsplanverfahren im Gemeinderat.

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Neben der Debatte um die Auslegung der DFL-Statuten treibt die Projektgegner insbesondere die Frage nach alternativen Flächen für die Sportplätze um. So erinnerte ein Bürger an eine letztlich nicht zustande gekommene Kooperation zwischen dem FC Badenia St. Ilgen und dem SVS. Ein weiterer Sandhäuser berichtete, dass der FC Sandhausen bereit sei, mit dem SVS über die gemeinsame Nutzung eines Kunstrasenplatzes zu reden. Kletti habe aber in der Vergangenheit gesagt, "es gäbe keine Alternative zur Abholzung". "Das habe ich nie gesagt", entgegnete der Bürgermeister.

Angesichts der - ebenso wie in vorangegangenen Gemeinderatssitzungen - zahlreichen kritischen Stellungnahmen von Bürgern zum "Sportzentrum Süd" meinte der Rathauschef zudem: Er fühle sich seit einigen Sitzungen wie in einem Prozess. "Ich komme mir vor wie auf der Anklagebank."

Später meldete sich ein nach eigener Aussage "leidenschaftlicher SVS-Fan", der aber "entsetzt über den Gemeinderat" sei. "Was ist, wenn der Wald abgeholzt wird und Präsident Jürgen Machmeier aber in ein paar Jahren geht?" Der Verein könne an sportlicher Bedeutung verlieren, habe dann aber Wald für ein Nachwuchsleistungszentrum gerodet, das er nicht brauche. "Wenn Ihr das macht, dann seid Ihr unten durch", sagte der Bürger in Richtung der Gemeinderäte.

Abschließend zeigte sich eine Bürgerin besorgt um das Bild, das die Gemeinde nach außen abgebe. "Die Rodungspläne sind rufschädigend", sagte sie. Daher bat auch sie die Verwaltung darum, alternative Flächen und mögliche Kooperationen mit anderen Vereinen zu prüfen.

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