Der große Pendler-Check (plus Video)
75.000 Arbeitnehmer pendeln in der Region. Die RNZ analysiert die täglichen Menschenströme.

Von Benjamin Miltner
Region Heidelberg. Deutschland, deine Pendler. Jeden Morgen machen sich – auch zu Pandemiezeiten – Millionen Menschen per Auto, Bahn, Bus oder Fahrrad auf den Weg zur Arbeit und abends wieder zurück nach Hause. Auch in der Region rund um Heidelberg. Die RNZ gibt einen Überblick über die pendelnden Arbeitnehmer im Umland der Universitätsstadt, ihre Bewegungen sowie Zahlen zu den örtlichen Unternehmen. Grundlage hierfür sind die Gemeindedaten der Bundesagentur für Arbeit zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Die Auspendler
Die ganz große Mehrheit der Arbeitnehmer rund um Heidelberg verlässt für den Job täglich den Wohnort. In Gaiberg sind etwa 96, in Spechbach und Wiesenbach jeweils 92 Prozent der Beschäftigten sogenannte Auspendler. Aber auch größere Kommunen wie Dossenheim, Nußloch (je 91) und Sandhausen mit 90 Prozent sind vorne mit dabei. Kein Wert fällt unter die 80er-Marke, am hinteren Ende der Statistik liegen Schönau mit 81, Meckesheim, Neckargemünd und Neckarsteinach mit je 84 und Lobbach mit 85 Prozent Auspendlern. Ganz anders sieht es in Heidelberg aus, wo mit 25.000 der 54.700 Beschäftigten nur 46 Prozent zum Arbeiten die Stadt verlassen. In den 17 Orten rund um die Universitätsstadt sind es mit gut 48.000 von 55.000 immerhin 88 Prozent der Beschäftigten, die auspendeln; mit den knapp 21.000 Einpendlern und gut 6000 Binnenpendlern innerhalb der jeweiligen Kommune kommt man auf über 75.000 tägliche Pendelbewegungen.
Die Einpendler
Auch interessant
Höchst gelegener Ort, höchste Quote an Einpendlern: Dieser sicher nur zufällige Zusammenhang trifft auf Wilhelmsfeld zu. Im Luftkurort werden 804 der insgesamt 936 Arbeitsstellen und damit 86 Prozent der Jobs von Einpendlern erledigt. Eine ähnlich hohe Quote von Arbeitnehmern von außen weisen Meckesheim und Nußloch mit je 83 und Eppelheim mit 82 Prozent auf. Am anderen Ende der Zahlenreihe stehen dagegen Heiligkreuzsteinach und Schönau, wo "nur" 58 und 61 Prozent der örtlichen Arbeitsstellen von Einpendlern eingenommen werden – und entsprechend die Anteile der sogenannten Binnenpendler mit 42 und 39 Prozent besonders hoch sind. Ebenfalls unter oder an der 70er-Marke bei der Einpendlerquote liegen Spechbach mit 67 und Gaiberg mit 68 Prozent sowie überraschend auch Leimen und Sandhausen (je 70).
Das Pendlersaldo
Was wäre, wenn Heidelberg nicht gut 160.000, sondern 200.000 Einwohner hätte? Das "hätte" kann man streichen. Denn Heidelberg wächst den Tag über um jene knapp 40.000 Arbeitnehmer oder eben um 23 Prozent seiner Bevölkerung, die mehr stadteinwärts- statt -auswärtspendeln. Die Unistadt ist also nicht nur was Ausflüge angeht ein Magnet. Rund um Heidelberg ist das sogenannte Pendlersaldo aber überall klar negativ – es pendeln also mehr Menschen aus dem Ort zum Arbeiten woanders hin, als dass andere Arbeitskräfte in die 17 Orte der Region rund um Heidelberg zum Arbeiten kommen. Einzige Ausnahme: Meckesheim. Der Gemeinde im Elsenztal gelingt es nicht nur, die meiste Kaufkraft am Ort zu behalten (die RNZ berichtete), sondern auch die sogenannte Tagesbevölkerung. Die 1769 Aus- und 1766 Einpendler halten sich ziemlich genau die Waage und ergeben statistisch keinen relevanten Wert, während in Neckargemünd sieben und in Wilhemsfeld acht Prozent der Bevölkerung tagsüber "ausfliegen". Alle anderen Kommunen rund um Heidelberg liegen klar im zweistelligen Bereich, von Bammental und Neckarsteinach (jeweils -16 Prozent) über Lobbach und Nußloch (je -19) bis hin zu Mauer (-27), Heiligkreuzsteinach (-28), Sandhausen (-29), Gaiberg (-31) und Spechbach mit -32 Prozent.
Die Pendlerbewegungen
In Meckesheim pendeln statistisch gesehen genauso viele Menschen ein wie aus. Wie ist das Verhältnis bei den 16 anderen Kommunen rund um Heidelberg? In Neckargemünd treffen auf einen Ein- etwa 1,31 Auspendler, in Wilhelmsfeld liegt der Wert bei 1,33, in Eppelheim bei 1,77, in Neckarsteinach knapp unter sowie in Bammental und Nußloch knapp über 2. Krasser wird das Verhältnis bei Dossenheim mit 3,15, das scherzhaft als Schlafstätte des Neuenheimer Feldes der vielen Studenten und Mitarbeiter an Universität und Co. genannt wird, sowie Leimen mit 3,27. Noch einmal ganz andere Dimensionen nimmt das Verhältnis von Aus- zu Einpendlern in Heiligkreuzsteinach mit Faktor 5 an, in Spechbach mit Faktor 5,8 und in Gaiberg gar mit Faktor 10,6. Und wohin zieht es die Arbeitnehmer? Nach Heidelberg. Nicht alle, aber sehr viele. Dementsprechend liegt der Wert der Unistadt unter 1 – auf 10 Ein- kommen hier etwa 4 Auspendler.
Die Betriebe
Welcher Ort hat – gemessen an der Zahl der Einwohner – die meisten Betriebe? Auch hier liegt Meckesheim vorne mit drei Unternehmen pro 100 Einwohner. Da kann selbst Heidelberg mit 2,9 Betrieben pro 100 Einwohner nicht mithalten, rund um die Unistadt haben Bammental (2,8), Lobbach (2,6) und Neckargemünd mit 2,5 die nächsthöheren Werte. Ganz am Ende steht Gaiberg mit rund einem Betrieb pro Hundertschaft Einwohner, es folgen Spechbach mit dem Wert 1,4, aber auch Neckargemünd (1,8) und Dossenheim (1,9) bleiben unter dem Wert 2. Ebenfalls interessant: Mit im Schnitt 13,6 Arbeitnehmern sind die Betriebe in Wilhelmsfeld und Meckesheim rund um Heidelberg die größten und liegen damit ziemlich genau im Schnitt des gesamten Rhein-Neckar-Kreises, ebenso Eppelheim mit 13,5 Angestellten pro Unternehmen. Zweistellige Werte erreichen hier auch Neckargemünd (11,5), Neckarsteinach (10,8) und Nußloch (10,7). Die kleinsten Betriebe im Durchschnitt befinden sich dagegen in Gaiberg mit 4,7 Arbeitenden pro Unternehmen, es folgen Wiesenbach mit 5,3 und Heiligkreuzsteinach mit 5,5.
Die Pendler-Statistik der Region
Ort // Anzahl Einwohner // Anzahl Beschäftigte // Anzahl Einpendler // Anzahl Auspendler
> Bammental // 6565 // 2398// 1026 // 2079
> Dossenheim// 12.651 // 5017// 1453 // 4580
> Eppelheim// 15.268 // 6621// 3334 // 5885
> Gaiberg // 2392 // 845 // 76 // 809
> Heiligkreuzst. // 2621 // 1041// 183 // 911
> Leimen// 27.044// 11.754// 3172// 10.365
> Lobbach // 2431 // 972 // 351 // 824
> Mauer // 4050 // 1653 // 392 // 1497
> Meckesheim // 5171 // 2117// 1766 // 1769
> Neckargemünd// 13.344 // 4861// 3120 // 4101
> Neckarsteinach // 3860 // 1466 // 632 // 1235
> Nußloch// 11.295 // 4680 // 2079 // 4245
> Sandhausen// 15.242 6492// 1477 // 5873
> Schönau // 4404 // 1676 // 485 // 1361
> Spechbach // 1622 // 672 // 107 // 620
> Wiesenbach // 3096 // 1187// 260 // 1095
> Wilhelmsfeld // 3168 // 1200 // 804 // 1068
> Region Heidelberg// 134.224// 54.652 // 20.717 // 48.317
> Stadt Heidelberg// 161.485 // 54.694 // 61.678 // 24.969
> Rhein-Neckar-Kreis // 548.355// 224.653// 73.626// 119.970
> Kreis Bergstraße // 270.994// 107.431// 28.428 // 59.741