Rauenberg

Bürgermeister stellt sich 2023 zur Wiederwahl

Im Gespräch mit der RNZ blickt Peter Seithel zurück und schildert aktuelle Vorhaben.

03.01.2023 UPDATE: 03.01.2023 06:00 Uhr 6 Minuten, 5 Sekunden
Eine enorme Aufwertung hat Rotenberg mit der 2014 gestarteten Ortskernsanierung erfahren, die 2022 mit einem großen Fest abgeschlossen wurde. Foto: Pfeifer
Interview
Interview
Peter Seithel
Bürgermeister von  Rauenberg

Von Sebastian Lerche

Rauenberg. Die Sorgen sind nicht weniger geworden, gerade angesichts der Finanzlage und der überall steigenden Preise. Trotzdem wurde in Rauenberg einiges bewegt und viele Projekte wurden darüber hinaus angestoßen. Bürgermeister Peter Seithel umreißt im Gespräch mit der RNZ das Wichtigste.

Herr Seithel, die entscheidende Frage zuerst: Treten Sie in diesem Jahr zur Wiederwahl an?

Peter Seithel: Ja, klar, habe ich vor. Wir haben ganz viel vorbereitet in den letzten Jahren, was jetzt anläuft, das möchte ich alles weitermachen.

Die Coronakrise ist noch nicht vorbei, die Energiekrise ist da: Was ist die größere Herausforderung?

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In der Tat, wir haben gerade mehrere Krisen parallel. Wir haben das eine noch nicht abgehandelt und das nächste kommt. Corona ist noch nicht aus der Welt, aber was mehr im Fokus ist, ist die Energiekrise: Die wird sich in allen Bereichen auswirken.

Mit welchen Probleme haben Sie aktuell besonders zu kämpfen?

Wir müssen mit den steigenden Energiekosten umgehen. Wir haben aber das Glück, das der Gaspreis bei uns fürs nächste Jahr noch vertraglich gesichert ist. Beim Strom gibt es einen Sprung, da hatten wir zuerst mit einer Verfünf- oder Versechsfachung des Preises gerechnet. Das hätte bei uns Mehrkosten von 900.000 Euro ausgemacht. Wir haben nachverhandelt und einen Abschluss gemacht, der das auf rund 300.000 Euro reduziert.

Wir haben einen Krisenstab, haben uns auf Notlagen vorbereitet, mit den Netzbetreibern eine Gasmangellage und mögliche Stromausfälle besprochen. Wir tragen unseren Teil dazu bei, die geforderten 20 Prozent Energie einzusparen.

Gibt es Dinge, die trotz allem gut geklappt haben?

Unsere Schulsozialarbeit hatte einen guten Start. Und dass wir weitere Bushaltestellen barrierefrei ausbauen konnten, lief gut. Wie es da weitergeht, hängt aber von den Zuschüssen ab. Wir hatten einige Personalwechsel. Aber wir haben glücklicherweise einen sehr guten Ruf, sodass es gelungen ist, bei allem Fachkräftemangel passende Personen zu finden. Auch im Bereich der Erzieherinnen und Erzieher – da ist es schon lange schwierig – schaffen wir es, gerade so, Stellen wiederzubesetzen.

Was mich wirklich freut: wie meine Mannschaft mitzieht. Alle im Rathaus, der Bauhof, bei Kinderbetreuung oder Schule. Das war toll, wie sich alle engagiert haben, über das normale Maß hinaus.

Mit den ganz großen Projekten sind wir gut vorangekommen. Das Malschenberger Feuerwehrhaus konnten wir fertigstellen, in Rotenberg ist die Stadtkernsanierung zu Ende gegangen mit einem ganz tollen Einweihungsfest.

Und natürlich haben wir viel vorausgeplant, zum Beispiel Baugebiete – nicht nur am Rand, sondern auch in der Innenentwicklung.

Lassen Sie mich da einhaken: Sie bringen einige kleinere Neubaugebiete auf den Weg: Wie können die passend und verträglich für den Ort gelingen?

Der Regionalplan skizziert uns ja vor, was möglich ist. Wir haben zwei, drei Gebiete zu entwickeln begonnen, um den Ort sinnvoll abzurunden, und haben zwei Jahre Zeit, das auszuplanen. Aber die Abrundungen, die jetzt kommen, haben ganz klare Vorgaben, bestimmte Größen, maximal 10.000 Quadratmeter, und sie müssen sich an die vorhandene Bebauung anschließen. Die Gemeinde kann nun mit den Grundstückseigentümern sprechen, ob sie das Verfahren mitmachen, vieles ist noch in kleineren Umlegungsbesprechungen abzuklären.

Wir haben ja auch die Innenentwicklung gestartet. Wir sind in ein Zuschussprogramm gekommen und ein Fachbüro legt Suchlupen auf die Stadt, um Potenziale aufzutun, brachliegende Flächen, wo gebaut werden könnte.

Drei Kindertagesstätten widmen Sie sich in den nächsten Jahren: zweien in Rauenberg und einem in Malschenberg. Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen? Wie sieht der Zeitplan aus?

Das ist eine tolle Aufgabe, manchmal fällt das Wort "Luxusproblem", aber damit gehen wir gerne um: dass wir immer noch viele Kinder und damit Zuspruch haben bei den Betreuungsplätzen. In Rauenberg und in Malschenberg verfolgen wir städtische Projekte weiter.

An der Mannaberg­schule wird es ein viergruppiger Kindergarten mit einer Mensa, die mit der Schule verbunden wird. Dieser Kindergarten "Mittendrin" ist wegen des Bedarfs schon gestartet, im Untergeschoss der Kulturhalle – inzwischen sind es zwei Gruppen. Der Kindergarten soll einen integrativen Charakter haben, also Kinder mit Behinderung mit aufnehmen. Da sind wir mit der Baugenehmigung fertig, im Frühjahr geht es in die Ausschreibung – ein längeres, europaweites Verfahren. Baubeginn soll 2023 sein.

Und in Malschenberg?

Nach einer Machbarkeitsstudie steht fest: Den Kindergarten zu sanieren, hat keinen Sinn. Es war nie ein Gebäude, das für Kinderbetreuung ausgelegt war. Der neue Kindergarten muss größer werden, um den Bedarf in Malschenberg zu bedienen. Das lässt sich auf dem bisherigen Grundstück nicht machen. Aber direkt gegenüber auf dem Brunnenberg: Ein drei- oder viergruppiger Kindergarten lässt sich auf dem Grundstück abbilden – mit Mensa, die auch von der Schule genutzt werden kann.

Ab 2026 haben wir ja die Verpflichtung, eine Ganztagsbetreuung in den Grundschulen anzubieten. So wollen wir uns zukunftssicher aufstellen. Da müssen wir aber noch weiter planen, übers Jahr 2023 hinweg.

Und der dritte, St. Josef?

Der Kindergarten St. Josef in der Schulstraße in Rauenberg ist in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde. Da stand eine Sanierung an und es laufen die Gespräche, das Gebäude nicht nur punktuell anzupacken, sondern einen Sanierungsplan für den gesamten Kindergarten zu erstellen. Das wird auch ein größeres Projekt, erste Überplanungen gibt es, St. Josef könnte also früher unterwegs sein als der Malschenberger Kindergarten.

Alle Kommunen haben zurzeit die Sorge, wie sie Geflüchtete unterbringen können. Wie geht Rauenberg damit um?

Uns sollten für 2022 rund 100 Personen zugeteilt werden, aktuell haben wir rund 60 geschafft. Die haben wir insbesondere auch deswegen aufnehmen können, weil uns große Solidarität aus der Bevölkerung begegnet ist, viele waren bereit, Flüchtlinge privat aufzunehmen. Parallel haben wir Gebäude in städtischem Besitz genutzt – alles, was wir zur Verfügung hatten, ist belegt – oder welche angemietet.

Dieses Jahr hatten wir Schwierigkeiten, alle unterzubringen, dann kriegt man die Anzahl ins nächste Jahr übertragen – und 2023 müssen wir außerdem noch mal mit 100 Personen rechnen. Dieses und nächstes Jahr 200 Personen: Das ist schon ein Wort, wenn Sie privat als Paar schon Schwierigkeiten haben, eine Mietwohnung zu finden. Wir wollen aber auf jeden Fall vermeiden, Hallen zu beanspruchen.

Seithel im Gespräch mit RNZ-Redakteur Sebastian Lerche (li.) zur groß angelegten Sanierung der Schönbornstraße. Foto: Pfeifer

Was Straßensanierungen angeht, wollen Sie demnächst die Schönbornstraße in Rauenberg umgestalten: Was gab den Ausschlag, sie zu priorisieren?

Straßensanierung ist immer ein Zusammenspiel von drei Bereichen: Wasser, Abwasser und Straßendecke. Kanalbefahrungen haben den Zustand des Kanalnetzes skizziert und eine Art Ampelkarte in verschiedenen Farben ergeben, an denen man direkt erkennt, wo als nächstes Sanierungen anstehen. Dann ist die Frage: Wie alt sind die Wasserleitungen? Meistens sind sie aus den 60er oder 70er Jahren. Und bei den Straßenoberflächen sind wir dieses Jahr fundierter eingestiegen, eine Fachfirma hat den Zustand systematisch bewertet.

In der Schönbornstraße wird es eine größere Baustelle, das gibt kein reines Wiederneumachen von Kanal, Wasserleitungen, Straße und Gehweg: Wir wollen einen Straßenraum oben, der bestmöglich ausgestaltet wird. Damit es gut aussieht und funktioniert – dass sich der Verkehrsfluss steuert. Über Buchten und Bäume wollen wir ordnen, wo geparkt werden darf. Wir wollen die Kreuzungsbereiche neu herausarbeiten, da dort hin und wieder Unfälle passieren.

Und an Gebäudesanierungen stehen in nächster Zeit Mannaberghalle in Rauenberg, Brunnenberghalle in Malschenberg und Rotenberger Bürgerhaus an …

Für alle unsere Gebäude haben wir energetische Sanierungskonzepte gemacht, die Hülle spielt eine Rolle, die Fenster, Heizung, wie ist das Haus in Schuss? Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht: Mannaberghalle und Brunnenberghalle wurden gewählt, weil es ein sehr interessantes Zuschussprogramm gibt. 75 Prozent sind möglich und wir erfüllen offenbar alle Kriterien und haben die Anträge rechtzeitig gestellt. So eine Förderquote hilft uns sehr – falls wir zum Zug kommen. Die beiden Hallen sind daher im Haushaltsplan, wir wissen aber nicht, ob wir loslegen können.

Und das Bürgerhaus in Rotenberg?

Auch das gehört zu den Gebäuden, die in den nächsten Jahren saniert werden sollten. Das ist aber noch nicht so gefestigt, die anderen beiden Gebäude sehe ich wegen der Chance auf Zuschüsse als vorrangig an. Auch an der Mannabergschule steht baulich einiges an.

Ein Aufreger war der Ölfilm im Waldangelbach, der bis nach Wiesloch gewandert ist. Wurde die Ursache gefunden? Und eine permanente Lösung?

Im ersten Moment waren Filter und Ölsperren die Akutmaßnahmen, da hat die Feuerwehr tagesaktuell agiert. Dann haben wir ein Ölfiltersystem errichten lassen, um das Wasser zu reinigen. Danach haben wir mit dem Wasserrechtsamt nach der Ursache geforscht. Es gab verschiedene Theorien, letztlich hat sich gezeigt, dass das Öl von einem Grundstück im Gewerbegebiet Hohenaspen stammt, das steht, soweit ich weiß, jetzt fest. Hier hat das entsprechende Fachamt beim Landratsamt übernommen, weitere Untersuchungen gestartet, die fachliche Abwicklung, Ursachenforschung, Beweissicherung, das lag dann nicht mehr in unserer Hand.

Was hat Sie 2022 besonders geärgert?

Ich muss ein bisschen überlegen, das ist ein gutes Zeichen. Aber eines ist da: Wenn ich sehe, was die Kommunen alles leisten, und dann sehe, wie die übergeordneten Stellen handeln. Beim Energiesparen haben wir alle Klimmzüge gemacht, alles bewegt und durchdacht. Und dann rühmt sich das Regierungspräsidium damit, das Patrick-Henry-Village tagsüber nicht mehr zu beleuchten. Ein leer stehendes Gebäude, auch noch umzäunt, wird aus Sicherheitsgründen tagsüber beleuchtet? Und wir müssen uns damit befassen, in welcher Gasse wir noch eine Stunde das Licht dimmen? Das passt nicht zusammen.

De Kerweeröffnung. Foto: Pfeifer

Was war Ihr persönliches Highlight?

Wieder ein Grußwort vor einer vollen Halle zu halten. Dass die Leute wieder zusammenkommen und wieder feiern können. Wenn man über die Kerwe läuft. Wie lange haben wir darauf gewartet? Richtig schön war, zur blauen Stunde vom Weihnachtsmarkt ein Foto vom Balkon zu machen. Da stand ich, blickte auf den Platz hinunter, hörte die Geräuschkulisse, sah die vielen Menschen, das Karussell, da geht einem das Herz auf. Das tut uns allen so gut, das ist auch etwas, was meinen Beruf ausmacht. Über das freue ich mich richtig.

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