Neckargemünd

Stadt verzichtet in dieser Badesaison auf feste Eintrittspreise

Freies Baden im Freibad, Spende erwünscht - Terrassenschwimmbad öffnet Ende Juni

17.06.2020 UPDATE: 18.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Auch gestern liefen im Kleingemünder Terrassenfreibad die Saisonvorbereitungen – im Bild Schwimmmeister Andreas Dittrich. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Während die Freibäder in Bammental und Leimen bereits seit Anfang dieser Woche geöffnet sind, blieben die Pforten des Kleingemünder Terrassenfreibades geschlossen. "Für uns war von Anfang an klar, dass wir uns nicht an einem Wettbewerb der frühesten Öffnung beteiligen", machte Bürgermeister Frank Volk in einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung des Gemeinderates zur Freibadöffnung am Dienstagabend deutlich. "Wir gehen in aller Gründlichkeit vor." Und so beschloss das Gremium nach ausführlicher Diskussion, dass das Freibad am Montag, 29. Juni, geöffnet werden soll. Und es gibt eine große Besonderheit: Der Eintritt ist frei, aber Besucher werden um eine freiwillige Spende gebeten. Der Begriff "Freibad" bekommt damit eine ganz neue Bedeutung.

"Der Krisenstab der Stadt hat sich sehr ausführlich mit der Freibadöffnung befasst", berichtete Volk. "Die Verordnung kam sehr kurzfristig am 4. Juni abends und galt ab 6. Juni morgens." In der Praxis sei eine schnelle Öffnung so nicht umsetzbar. Nun könne man von den ersten Erfahrungen der umliegenden Freibäder profitieren. Volk wies darauf hin, dass nicht alle Freibäder im Rhein-Neckar-Kreis öffnen – so zum Beispiel nicht jenes in Brühl.

Dort sorge das Freibad jedes Jahr für ein Defizit von 700.000 bis 800.000 Euro – dieses Jahr würden durch Corona-Maßnahmen noch einmal 100.000 Euro hinzukommen. "Bei uns ist es genau so", machte Volk deutlich. "Wir wollen aber öffnen." Das Freibad sei ein Anziehungspunkt und gerade in diesem Sommer wichtig, da viele Menschen nicht in den Urlaub fahren, sondern zu Hause Erholung suchen. "Oberste Priorität" habe der Infektionsschutz, betonte der Rathauschef. "Die Nutzer sollen sicher baden gehen." Man wolle nicht für einen neuen "Hotspot" sorgen.

Wie in den meisten Bädern, werde es auch in Kleingemünd einen "Mehrschichtenbetrieb" geben. Statt drei soll es aber nur zwei Schichten geben: von 9 bis 13 und von 15 bis 19 Uhr. Morgens und mittags wird das Bad geräumt und desinfiziert. Die maximale Besucherzahl ergebe sich aus der Verordnung und wurde auf 800 pro Schicht, also 1600 pro Tag festgelegt. "An 116 von 139 Tagen hätte diese Kapazität im vergangenen Jahr ausgereicht", so Volk. "Nur nicht an knallheißen Wochenenden."

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Um die Wartezeit am Eingang zu verringern ist ein Online-Ticketvorverkauf geplant, bei dem Badegäste auch gleich die notwendigen Daten zur Nachverfolgung bei einem Infektionsfall angeben müssen. "Wenn das erst jeder an der Kasse machen würde, dauert es zu lange", so Volk. Jede Viertelstunde werden 70 Personen ins Bad gelassen. Die Buchung ist nur drei Tage im Vorfeld möglich.

Vor dem Eingang wird eine "Aufstellfläche" markiert. Die Eröffnung findet an einem Montag und nicht am Wochenende statt, um einen Ansturm zu vermeiden. Attraktionen wie Sprungturm und Rutsche bleiben geschlossen, weil eine Aufsichtskraft vorgeschrieben ist und Abstände nur schwer eingehalten werden können. Ebenfalls nicht nutzbar sind Duschen und Spinde, weil diese mit großem Aufwand desinfiziert werden müssten. Der Kiosk ist geöffnet. An heißen Tagen soll ein Sicherheitsdienst eingesetzt werden, der auf das Einhalten der Abstände achtet und die Räumung des Bades unterstützt.

Eine Saisonkarte wird es nicht geben, da der Eintritt wegen der Kapazitätsgrenze nicht garantiert werden könne, so Volk: "Da wäre Unmut programmiert." Um langwieriges Kassieren zu vermeiden, habe die Verwaltung eine "innovative Idee" erarbeitet: Statt ein festes Entgelt von zum Beispiel zwei Euro – der Eintritt für den ganzen Tag kostete bisher für Erwachsene 4,50 Euro – schlug Volk vor, auf einen festen Eintrittspreis zu verzichten und eine Spendendose aufzustellen.

Als Richtbeitrag gelten zwei Euro für Erwachsene und ein Euro für Ermäßigte. "Das erhöht den Durchfluss und wir können mehr Menschen ein Schwimmvergnügen ermöglichen", so Volk. "Auch würde es weniger Beschwerden geben." Der Bürgermeister meint, dass Neckargemünder großzügig spenden: "Durch den freiwilligen Eintritt werden wir vielleicht sogar mehr Einnahmen erzielen." Dieser Idee folgte der Gemeinderat bei einer Enthaltung.

Die Mehrkosten durch das Buchungssystem, das zusätzliche Desinfizieren und den Einsatz von mehr Personal bezifferte Volk auf 100.000 bis 150.000 Euro. "Das gehört zur Wahrheit", so Volk. "Aber das Freibad ist unsere Hauptattraktion im Sommer." Die Öffnung werde eine "enorme Herausforderung".

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