Neckargemünd

Laut Polizei lebt es sich "hier sicher und ruhig"

Weniger Straftaten, weniger Aufklärung: Die Polizei zieht eine positive Bilanz für das vergangene Jahr.

04.09.2025 UPDATE: 04.09.2025 04:00 Uhr 5 Minuten, 55 Sekunden
Das Polizeirevier in Neckargemünd ist für ein großes Gebiet zuständig. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Wolfgang Metzger ist auf "Abschiedstour". Der Leiter des Neckargemünder Polizeireviers wechselt im kommenden Jahr in den Ruhestand. Somit war er auch im Neckargemünder Gemeinderat zum letzten Mal zu Gast, um die aktuelle Kriminalstatistik vorzustellen. Und passend zum Abschied hatte er ein Geschenk: nämlich positive Zahlen.

Revierchef Wolfgang Metzger. Foto: privat

Der erfahrene Polizist schob gleich vorweg, dass dies auch dem neuen Cannabiskonsumgesetz zu verdanken sei. "Viele Straftaten sind nun keine mehr", sagte er. Der Rückgang lasse sich größtenteils darauf reduzieren. So sei die sogenannte Häufigkeitsziffer – also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner – von 7147 im Jahr 2023 auf 6995 im Jahr 2024 gesunken.

In Baden-Württemberg lag der Rückgang bei 1,2 Prozent, im Bereich des Mannheimer Polizeipräsidiums allerdings bei 4,8 Prozent. Dies sei auch deutlich weniger Diebstählen und Sachbeschädigungen zu verdanken. Im Rhein-Neckar-Kreis lag der Rückgang sogar bei satten 11,6 Prozent. Die landesweite Häufigkeitsziffer lag bei 4952, jene des Polizeipräsidiums bei 6663, wobei es deutliche Unterschiede zwischen Mannheim (9796), Heidelberg (7914) und dem Rhein-Neckar-Kreis (4306) gebe.

Für das Polizeipräsidium gelte, dass die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr nach einem Rückgang in der Pandemie wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht habe. So habe man einen Anstieg bei Sexualdelikten um 6,4 Prozent vor allem durch die Verbreitung von Inhalten über Smartphones registriert. "Jugendliche verkennen, dass es Straftaten sind", wusste Metzger.

"Durch die Verbreitung entstehen gleich weitere Straftaten." Die Polizei sei sehr dahinter, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Positiv sei der deutliche Rückgang bei Wohnungseinbrüchen. Die Verschärfung des Strafmaßes von mindestens einem Jahr trage zu der Entwicklung bei. Jede Tat sei aber eine zu viel. Die Polizei leiste hier mit einem eigenen Dezernat akribische Ermittlungsarbeit: "Die drehen jeden Stein um." In 20 Prozent der Fälle konnten die Täter ermittelt werden.

Einen deutlichen Zuwachs wiederum gab es bei betrügerischen Anrufen von angeblichen Polizeibeamten von 288 auf 348 Fälle. Diese treffen vor allem die ältere Generation, die der Polizei besonders stark vertraue. "Das haben die Kriminellen gemerkt", so Metzger. "Die echte Polizei verlangt zum Beispiel nie, dass Geld in einem Topf unter einem Auto abgelegt wird." Eine deutliche Abnahme gebe es bei Enkeltricks und Schockanrufen.

"Ich bin knapp 41 Jahre Polizeibeamten", sagte Metzger. "Die Steigerung der Gewalt gegen Kollegen macht mich traurig." Die Zahl wuchs um 5,7 Prozent auf 552 Fälle im Polizeipräsidium. 307 Beamte wurden leicht verletzt, einer schwer und einer in Mannheim vorsätzlich getötet: Rouven Laur, der Verbindungen nach Neckargemünd hatte.

Dann kam Metzger zur Entwicklung in Neckargemünd, wo die Häufigkeitsziffer zuletzt bei 3515 lag. Die Zahl der Straftaten sei in seiner Zeit ab 2021 von 598 auf 479 zurückgegangen. "Wenn es so weitergeht, sind wir in Neckargemünd auf einem guten Weg", betonte er. "Wir leben hier sehr sicher und ruhig."

Die Aufklärungsquote sei zwar von 63 auf 53 Prozent gesunken, doch dies sei auch "fremdgesteuert". Durch das Aufdecken von Serien zum Beispiel werde die Zahl in die Höhe getrieben.

Positiv sei, dass es 2024 keine Straftat gegen das Leben gab und die Zahl von Sexualdelikten mit 13 zumindest gleich blieb – bei einer hohen Aufklärungsquote von 77 Prozent. Die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte und Delikte gegen die Freiheit stieg von 69 auf 74 – bei 95 Prozent Aufklärung.

Die Zahl der Diebstähle ging von 136 auf 98 zurück, jene von Vermögen- und Fälschungsdelikten stieg von 104 auf 129 bei 38 Prozent Aufklärung. Bei Sachbeschädigungen gab es eine Zunahme von 60 auf 91 bei 46 Prozent Aufklärung. Deutlich zurück ging die Zahl der Drogendelikte durch die neue Gesetzeslage.

Auch zum Verkehr gab Metzger einen Überblick. 2024 gab es in Neckargemünd 293 Unfälle – 27 weniger als im Vorjahr. Davon waren 194 Kleinstunfälle. Acht Personen wurden leicht verletzt – 18 weniger als 2023. Es gab keine Schwerverletzten und keine Toten. Die Zahl der Radunfälle ging um vier auf sieben zurück. Zweimal trugen Radler keinen Helm und fünfmal waren Pedelecs involviert.

Fünf Radler wurden leicht verletzt. Unfälle mit Fußgängern gab es keine und damit sechs weniger. Die Zahl der Lkw-Unfälle stieg von acht auf zehn, jene mit Motorrädern sank von neun auf vier. Hier gab es lediglich drei Leichtverletzte. Positiv auch: Es gab lediglich einen Unfall mit Kindern – vier weniger. Und keinen Unfall auf einem Schulweg.

Die Zahl der Unfallfluchten stieg leicht um zwei auf 74. "Das ist halt so in einer Stadt mit engen Straßen", meinte Metzger dazu. Von den 293 Unfallverursachern waren 14 zwischen 18 und 24 Jahren jung und 26 über 65 Jahre alt. Alkohol spielte bei zwei Unfällen eine Rolle, Drogen gar nicht.

"Wir haben einen enorm großen Revierbereich", gab Metzger zu bedenken. Zwischen Heiligkreuzsteinach und Meckesheim würden 31 Kilometer liegen, zwischen Gaiberg und Lobbach seien es 13 Kilometer. "Das ist eine Herkulesaufgabe", betonte Metzger, der um Verständnis bat, wenn es mal länger dauert und die Polizei nicht sofort da ist.

Und am Ende wurde Metzger noch persönlich: "Es war mir immer ein Anliegen, für Neckargemünd das Beste herauszuholen." Er sei noch ein "Schutzmann vom alten Schlag", der immer Mensch bleiben wollte. "Ich war manchmal nicht einfach, wenn es um den Ermittlungserfolg geht", wusste er.

Ende des Jahres sei nun für ihn "Feierabend", offiziell aber erst Mitte 2026. Dies fühle sich gut an. "Andere Hände werden es anders machen, aber genauso gut", zeigte er sich überzeugt. "Wir haben viele gute junge Führungskräfte." Bürgermeister Jan Peter Seidel kündigte eine offizielle Verabschiedung Metzgers an. Der sagte nicht sofort "Ja", sondern: "Schauen wir mal."



"Herausragende Ereignisse" im Jahr 2024 

Bei der Präsentation der Kriminalstatistik im Neckargemünder Gemeinderat ging Revierleiter Wolfgang Metzger auf "herausragende Ereignisse" im Jahr 2024 näher ein.

> Beim zehnjährlichen Hochwasser Ende Mai habe die Zusammenarbeit zwischen den gesamten Blaulichtfraktionen, dem Bauhof und dem Ordnungsamt der Stadt reibungslos funktioniert. Schnell sei ein Krisenstab aufgestellt worden – unter dem Vorsitz der Feuerwehr. "Wir haben uns als Hauptamtliche untergeordnet", betonte Metzger. Neckargemünd sei sehr gut aufgestellt.

> Eine Serie von Diebstählen von Grabschmuck gab es ab dem Spätjahr 2024. Durch die Beobachtung einer Zeugin sei man hier auf die Spur des Täters gekommen, der festgenommen werden konnte. Auf sein Konto gehen insgesamt 50 Taten im Revierbereich und darüber hinaus. "Seither ist Ruhe", so Metzger.

> Eine Serie an Diebstählen von E-Bikes im Revier gab es ab Sommer 2024. Aber nicht nur hier: "Unzählige weitere Tatorte" in Mosbach, Buchen, Rheinland-Pfalz und Hessen habe es gegeben, so Metzger. Insgesamt gehe es um 120 Fälle – 20 davon im Rhein-Neckar-Kreis. Der Polizei gelang es, Täter aus dem osteuropäischen Raum zu ermitteln, die einen Schaden von 400.000 Euro angerichtet hätten.

> Eine Serie an Sachbeschädigungen an Autos gab es im Juli 2024 in Neckargemünd und Dilsberg. 29 Taten seien aufgeklärt worden. Die Täterin: eine ältere Dame mit Messer. Sie wurde von einer Zeugin beobachtet und festgenommen.

> Eine Serie von Betrügereien an älteren Menschen durch falsche Handwerkerleistungen und entsprechende Rechnungen beschäftigte die Beamten ab Sommer 2024. 85 Tatorte im Rhein-Neckar-Kreis und Hessen konnten ermittelt werden. Der Schaden: rund 600.000 Euro. Der Täter sei inzwischen verurteilt und sitze im Gefängnis.



Stadträte würdigten die Arbeit der Neckargemünder Polizei

Das sagten die Stadträte zur Kriminalstatistik für Neckargemünd:

> Steffen Wachert (Freie Wähler) dankte Revierleiter Wolfgang Metzger angesichts des nahenden Ruhestands für seine Arbeit, die Präsenz und das stets offene Ohr: Metzger sei für die Menschen ein verlässlicher Ansprechpartner und immer erreichbar gewesen. "Kurz, klar und lösungsorientiert", so Wachert.

Der Polizist sei sehr geschätzt, auch dank der Polizei lebe man gut und sicher. "Viele Probleme halten sich bei uns in Grenzen", einte Wachert. Metzger habe seine Arbeit unaufgeregt gemacht und dabei den Blick immer aufs große Ganze gerichtet. Wachert wünschte viel Freude im Ruhestand "ohne Einsätze".

> Hermino Katzenstein (Grüne) hatte ein lachendes und ein weinendes Auge, wie er sagte. Er lobte die hervorragende Polizeistatistik: "In Neckargemünd lebt es sich besonders sicher." Dies habe man Metzger und dessen Team zu verdanken. Katzenstein sprach noch den Unfall in der Hollmuthstraße mit sechs beteiligten Fahrzeugen vor Kurzem an.

Metzger erklärte, dass dieser als ein Unfall in die Statistik eingeht. Hier habe eine junge Dame ein Auto falsch bedient und ein "kleines Trümmerfeld" hinterlassen. "Das kommt vor", meinte er. "Es ist niemand zu Schaden gekommen – den Rest regelt die Versicherung."

> Maximilian Bernauer (CDU) betonte, dass sich die Bürger nicht nur wohl, sondern auch sicher fühlen können. Schockierend sei aber die Zunahme der Betrugsdelikte durch falsche Polizeibeamte um 20 Prozent. Ebenfalls erschreckend seien die zunehmenden Angriffe auf echte Polizisten. Der Rückgang bei Schockanrufen spreche für die gute Präventionsarbeit.

> Jens Hertel (SPD) dankte für die immer reibungslose Zusammenarbeit. Die Bürger könnten sich dank der Präsenz der Polizei sicher fühlen ohne es zu merken. Zur niedrigeren Aufklärungsquote merkte er an, dass darin die Drogendelikte fehlen, die meist zu fast 100 Prozent aufgeklärt worden seien. Bei Delikten mit Handys sei es wichtig, dass Kinder auch von Eltern an die Hand genommen werden, so Hertel.

> Dirk Weinmann (SPD) fand: "Bei uns ist die Welt noch halbwegs in Ordnung." Die Polizei mache eine gute Arbeit und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen sei beispielhaft, wusste der Feuerwehrkommandant aus eigener Erfahrung: "Es ist nur ein Anruf notwendig." Es gebe nichts Negatives zu berichten.

> Adam Zietak (Grüne) lobte, dass es keinen Unfall mit Kindern auf Schulwegen gab. Angesichts des kürzlichen Unfalls auf der Bammentaler Straße – ein Auto prallte gegen einen Ampelmast – wollte er wissen, ob der dortige Schulweg sicher sei und welche Maßnahmen ergriffen werden können. Metzger sprach von einem sehr sicheren Schulweg. 100-prozentige Sicherheit gebe es nie. Einen Unfall in diesem Ausmaß habe es all die Jahre zuvor nicht gegeben.

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