Jahresrückblick Malsch

Dorfmitte soll ein Ort der Begegnung werden

Malschs Bürgermeisterin Sibylle Würfel blickt im RNZ-Gespräch zurück auf das abgelaufene Jahr und voraus auf das neue Jahr 2018

03.01.2018 UPDATE: 04.01.2018 06:00 Uhr 4 Minuten, 27 Sekunden

Der neu gestaltete Schulhof der Malscher Schule: Schüler, Eltern und Lehrer haben an dem Projekt aktiv mitgearbeitet und ihre Gestaltungsideen eingebracht. Die offizielle Einweihung findet in Abstimmung mit der Schule statt. Foto: Pfeifer

Malsch. (oé) Mit einer Investitionssumme von rund 76.000 Euro war die Neugestaltung des Schulhofs gewiss nicht das teuerste Vorhaben des alten Jahres in Malsch (die Dachsanierung der Letzenberghalle für rund 187.000 Euro hat da deutlich mehr gekostet). Kommunalpolitisch war der Schulhof dennoch ein erstrangiges Thema, das sich durch das ganze Jahr hindurch zog: Lehrer, Eltern und Schüler wurden frühzeitig in den Entscheidungsprozess einbezogen und konnten in Workshops eigene Ideen und Vorstellungen zur Neugestaltung des Schulhofs einbringen und entwickeln. "Ein solcher Beteiligungsprozess braucht natürlich Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen", sagt Bürgermeisterin Sibylle Würfel in ihrem Jahresabschlussgespräch mit der RNZ. Trotzdem sei ein solcher Prozess "total sinnvoll", ist die Rathauschefin überzeugt.

Wünscht ihren Mitbürgern alles Gute im neuen Jahr: Bürgermeisterin Sibylle Würfel. Foto: Pfeifer

Bei der Schulhofgestaltung jedenfalls hat sich die Mitnahme aller Beteiligten offenbar rundum gelohnt. Der Start der Baumaßnahme verzögerte sich zwar, weil die erste Ausschreibung wegen zu hoher Kosten aufgehoben werden musste. Die zweite Ausschreibung mit veränderten Vorgaben war dafür erfolgreich, die Bauarbeiten wurden der Bürgermeisterin zufolge "zu unserer großen Zufriedenheit ausgeführt" und das Geld "richtig gut investiert". Mit dem Ergebnis scheinen alle zufrieden zu sein. "Jedenfalls habe ich noch nichts Nachteiliges gehört", schmunzelt Sibylle Würfel. In der Tat bietet der neue Schulhof alles, was das Herz begehrt: Ruhezonen ebenso wie Angebote und Flächen für Spiel und Bewegung. Selbst die Tischtennisplatte fehlt nicht. "Unfallkasse und TÜV haben alles abgenommen und ihr Plazet gegeben", der Schulhof kann also schon genutzt werden. Der Termin der offiziellen Einweihung wird in Absprache mit der Schule aber erst noch festgelegt, sagt die Bürgermeisterin.

Bürger bringen Ideen ein

Weil es beim Schulhof so gut geklappt hat, hat die Gemeinde auch bei einem anderen Projekt die Bürgerbeteiligung großgeschrieben: bei der Neugestaltung der Dorfmitte mit der Dorfscheune und dem hinteren Dorfplatz. "Auch hier hoffen wir am Ende auf eine große Zufriedenheit", ist die Bürgermeisterin optimistisch. Vor allem für die Neugestaltung des hinteren Dorfplatzes waren die Bürger aufgerufen, eigene Wünsche und Vorschläge zu artikulieren. Sei es auf einer eigens durchgeführten Informationsveranstaltung oder auch in schriftlicher Form. Von beidem wurde reger Gebrauch gemacht, die Ideen wurden im Gemeinderat präsentiert und flossen ein in einen ersten Entwurf, den Planer Wolfgang Müller-Hertlein voraussichtlich schon in der Januarsitzung des Gemeinderats präsentieren wird.

Die Neugestaltung des Dorfplatzes wird Sibylle Würfel zufolge "das große Thema" für 2018. "Wir müssen das Projekt auf den Weg bringen, damit wir Fördergelder beantragen können", sagt die Rathauschefin. Und diese Förderzusagen brauche man, "allein schaffen wir das nicht". Da trifft es sich gut, dass das Projekt im Sanierungsgebiet liegt, auch wenn dies den zeitlichen Druck etwas erhöhen mag. Dabei ist zunächst an die planerischen Vorarbeiten gedacht, die eigentliche Umsetzung fasst man dann für 2019 ins Auge. Entstehen soll der Bürgermeisterin zufolge im Grunde eine Begegnungsstätte für die Bürger, wobei allerdings die Erfordernisse des Mälscher Marktes (etwa Platz für ein Karussell) im Hinterkopf behalten werden müssten.

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Bereits im neuen Jahr realisiert werden soll dagegen ein anderes zentrales Element der künftigen Malscher Ortsmitte: die alte Dorfscheune. Nachdem im alten Jahr Konzept und Pläne entwickelt wurden, soll das Bauvorhaben nun im Frühjahr ausgeschrieben und zum Sommer hin begonnen werden, so die Hoffnung der Bürgermeisterin. Da "nichts aufgerissen wird" und es sich vor allem um einen Innenausbau handelt, sieht Sibylle Würfel auch keine Konflikte mit den Festen der kommenden Saison. Ziel ist es, das historische Gebäude zu erhalten, es optisch aufzuwerten und dem Dorfleben dienstbar zu machen, indem hier Toiletten, eine Spülküche, eine Durchreiche zur Bewirtung, ein Lager- und ein Mehrzweckraum entstehen. All das "hoffentlich für unter 400.000 Euro", wie die Bürgermeisterin sagt. Ebenfalls in der Januarsitzung soll der endgültige Plan vorgestellt und verabschiedet werden.

Von Anfang an spielte Malschs jüdisches Erbe bei den Plänen für die neue Dorfmitte eine wichtige Rolle. Denn rund um den geplanten neuen Dorfplatz standen einst Synagoge, jüdische Schule und eine Mikwe, ein rituelles Bad. An dieses jüdische Vermächtnis zu erinnern, sieht auch eine Initiative von Malscher Bürgern als ihre Aufgabe an. Geschehen soll dies vor allem mittels "Stolpersteinen", die den Opfern des Holocaust individuell gewidmet sind. Die ersten acht Stolpersteine wird der Künstler Gunter Demnig am Montag, 19. Februar, um 9 Uhr verlegen (am Vorabend wird es um 17 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Zehntscheuer geben).

"Wir dürfen nicht vergessen"

Die Stolpersteine erinnern an die Familien Heß und Hamburger/Hilb, die wie andere Leidensgenossen auch im Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurden. Rolf Heß und Ruth Hamburger wurden damals als Kinder Opfer dieser Deportation, überlebten aber wie durch ein Wunder Krieg und Holocaust und stehen heute in enger Verbindung mit der Malscher Stolpersteininitiative. Angehörige der hochbetagten Ruth Luftman (geborene Hamburger) werden sogar zu der feierlichen Zeremonie in Malsch erwartet.

Für die Bürgermeisterin, die die Schirmherrschaft übernommen hat, geht damit ein "Herzensanliegen" in Erfüllung. Ihr ist wichtig, dass die Verlegung der "Stolpersteine" in enger Abstimmung und im Einverständnis mit den Überlebenden und ihren Familien geschieht und auch im Einvernehmen mit den heutigen Hausbesitzern. Malschs Gemeinderat hatte das Für und Wider dieser Form des Gedenkens ebenso intensiv wie behutsam abgewogen und am Ende mit großer Mehrheit für die Verlegung der "Stolpersteine" votiert. Sicherlich könne man auf ganz unterschiedliche Art und Weise gedenken, sagt die Bürgermeisterin. Wichtiger noch als das "Wie" ist ihr jedoch das Gedenken selbst: "Wir dürfen nicht vergessen und müssen aus der Geschichte lernen." Gerade die nachfolgenden Generationen müsse man darauf aufmerksam machen, was passieren könne, "wenn sich falsches Gedankengut zusammenschließt".

Ein besonderer Höhepunkt des vergangenen Jahres war die erste Malscher Weinwanderung - eine "konzertierte Aktion" des Verkehrs- und Heimatvereins unter Werner Kessler, der Malscher Winzer und der Gemeinde, die am ersten Augustwochenende eine wahre "Völkerwanderung" auf den Letzenberg auslöste. Wohl weit mehr als tausend Weinfreunde genossen an diesem Tag den exzellenten Mälscher Wein, die herrlichen Fernblicke und das Bilderbuchwetter in einem paradiesischen Fleckchen Erde. "Malsch und Wein ist eben nicht zu trennen", lautet das zufriedene Fazit der Bürgermeisterin. Deshalb wird es auf jeden Fall auch eine Neuauflage der Weinwanderung geben. Die Vorbereitungen laufen schon und auch der Termin steht bereits fest: der Sonntag, 5. August.

Auch sonst kann die Rathauschefin mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden sein. Die Kindergarten-Situation ist ihren Worten zufolge "völlig entspannt", im Krippenbereich hat man sogar "ein paar Plätze in Reserve", sodass man bei Engpässen anderswo zur Not auch aushelfen könnte. Und der katholische Kindergarten ist gerade dabei, sein Außengelände zu verschönern, wobei die Gemeinde mit einem Zuschuss von 80.000 Euro hilft.

Das kleine Baugebiet "Krähhecke" ist inzwischen baureif, die Bushaltestellen in der Gemeinde sind modernisiert und nutzerfreundlich gestaltet, die Integration der Flüchtlinge macht dank der Integrationsbeauftragten und der engagierten ehrenamtlichen Helfer (die im neuen Jahr von einem überörtlich tätigen Integrationsmanager entlastet werden) "gute Fortschritte" und auch die Anstrengungen im Klimaschutz zeigen Ergebnisse: So wurden im Schutzgebiet Hochholz-Kapellenbruch 14 Hektar Ackerland in Wiese umgewandelt und im Frühjahr startet Malsch zusammen mit St. Leon-Rot die "Energiekarawane" im Gewerbegebiet Rot-Malsch, um die dortigen Gewerbetreibenden in Sachen Energiesparen zu beraten.

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