Aus Ackerland in Malsch sollen wieder Wiesen werden
Malschs Rat beschließt Umwandlung von 14 Hektar Fläche im Kapellenbruch

Wie feucht das Malscher Kapellenbruch ist, zeigen die derzeitigen Wasserstände in dem Gebiet. Durch die Umwandlung der Ackerflächen (im Hintergrund) in Wiesen soll der moorige Boden wieder als CO2-Speicher genutzt werden können. Foto: Kloé
Malsch. (oé) Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Hochholz-Kapellenbruch hat sich in den zurückliegenden Jahren in ein biologisch äußerst wertvolles Gebiet mit vielen seltenen Arten zurückverwandelt. Dies ist auch die Folge einer sukzessiven Umwandlung von Acker- in Grünland. Die Gemeinde Malsch will diesen Weg nun fortsetzen, indem der Gemeinderat beschloss, aus 14 Hektar Gemeindeland, das bisher als Acker genutzt wurde, wieder Grünland zu machen. Die 14 Hektar sind Teil eines insgesamt 27 Hektar großen ehemaligen Allmend-Grundstückes im Besitz der Gemeinde. 13 Hektar wurden bislang schon als Grünland genutzt. Nun soll auch der Rest wieder zur Wiese werden.
Wie die Umweltbeauftragte Dr. Brigitta Martens-Aly erläuterte, kehrt man damit zur ursprünglichen Nutzungsart zurück und schützt gleich mehrere Umweltgüter auf einmal. Das Malscher Kapellenbruch ist ein verlandetes Flussbett (Kinzig-Murg-Rinne) und wurde traditionell als Weidelandschaft mit feuchten und nassen Wiesen genutzt. Erst durch Entwässerungsmaßnahmen während des "Dritten Reichs" wurde dort Ackerbau möglich. Allerdings war diese Nutzung immer schon problematisch. Zum einen gab es in nassen Jahren wegen der hohen Grundwasserstände Ertragseinbußen. Zum anderen überwiegen die ökologischen Nachteile. So geraten Dünger und Pflanzenschutzmittel nur zu leicht ins Grundwasser. Vor allem aber entweichen beim Umbrechen des anmoorigen Bodens schädliche Klimagase, die ansonsten im Boden gebunden bleiben. Allein durch die Umwandlung der 14 Hektar Ackerland in Wiesen können der Umweltreferentin zufolge jährlich 210 Tonnen Treibhausgase eingespart werden, das wäre etwa doppelt so viel, wie die Malscher Straßenbeleuchtung im Jahr verursacht. Insofern sei Moorschutz auch Klimaschutz.
Zudem erwartet sich Frau Martens-Aly auch neue Impulse für die Artenvielfalt in dem Schutzgebiet. Seltene Feuchtwiesenbrüter wie Kiebitz, Braunkehlchen und Bekassine würden gelegentlich dort gesichtet und ihre Chancen auf Bruterfolge würden sich durch eine Umwandlung der Äcker in extensive Wiesen nochmals deutlich erhöhen, so die Umweltbeauftragte.
Nicht zuletzt hat die Flächenumwandlung auch finanziell einen positiven Aspekt für die Gemeinde. Durch die Maßnahme könnte sie sich "bescheiden gerechnet" rund 1,3 Millionen naturschutzrechtliche Ökopunkte auf ihrem Ökokonto gutschreiben lassen. Diese Ökopunkte seien handelbar, so die Umweltexpertin. Wenn die Gemeinde das Guthaben also nicht selbst benötige, könne sie es unter bestimmten Voraussetzungen verkaufen. Der monetäre Wert sei nicht fix, aufgrund bestehender Faustzahlen ließe sich jedoch ein Wert von rund 320.000 Euro ermitteln.
Wie Frau Martens-Aly betonte, soll die Fläche keineswegs der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Das Grünland will man auch weiterhin verpachten, sodass der Gemeinde keine zusätzlichen Kosten für die Bewirtschaftung entstünden. Ob es allerdings die gleichen Pächter wie bisher seien, müsse man schauen. Es gebe auch andere Interessenten, zumal die Landwirtschaft auch von den Flächenprämien lebe. Laut Bürgermeisterin Sibylle Würfel sind von der Flächenumwandlung zwei Landwirte betroffen, die vorab informiert wurden. "Das ist nichts, was wir über die Köpfe der Landwirte hinweg entscheiden."
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Auch Nachteile für das im Bruch liegende Gewerbegebiet Rot-Malsch, wo es immer wieder Probleme mit hohen Wasserständen gibt, sieht Brigitta Martens-Aly keine. Auf eine entsprechende Frage von Konrad Fleckenstein (Freie Wähler) erläuterte sie, dass die Wasserhaltekraft des Bodens durch die geplante Maßnahme vergrößert werde. Sie könne daher ausschließen, dass sich die Umwandlung von Ackerland in Wiesen "verschlechternd" auf das unweit gelegene Gewerbegebiet auswirke.
Im Anschluss signalisierte Konrad Fleckenstein ebenso Zustimmung wie Robert Krippl für die CDU. Letzterer sprach von einem "Gebot der Stunde", Moorböden als natürliche CO2-Speicher zu nutzen. Dr. Bettina Lieske (Grüne) hob ebenfalls die "große Wirkung" auf den Klimaschutz hervor und sprach von dem "sehr wichtigen Signal", dass sich Naturschutz auch lohnen könne und sogar zu Geld machen lasse.



