Weinfreunde kamen in Scharen nach Malsch (plus Fotogalerie)
Die erste Weinwanderung am Letzenberg war ein voller Erfolg - Die Menschen genossen Wein, Wetter und herrliche Ausblicke

Das Wetter am Sonntag war ideal: sonnig, aber nicht zu heiß. Kein Wunder, dass die Weinwanderung am Letzenberg eine glänzende Resonanz fand. Zu Hunderten pilgerten die Weinfreunde den Letzenberg hinauf und genossen die herrliche Aussicht und die Gastfreundschaft der Malscher Winzer. Fotos: Sabine Hebbelmann
Von Sabine Hebbelmann
Malsch. Die Mälscher Winzer hatten für ihre erste Weinwanderung fleißig die Werbetrommel gerührt, aber mit diesem Andrang hatte dann doch keiner gerechnet: Bei herrlichem Wetter pilgerten am Sonntag die Menschen in Scharen zum Letzenberg: Rüstige Rentner, junge Familien mit Bollerwagen, Pärchen jeden Alters, Leute mit Hund und Gruppen von Teenagern zogen gut gelaunt durch die Weinberge, in denen die Trauben des Jahrgangs 2017 bereits heranreifen.
Solange der Vorrat reichte, konnte sich an der Reblandhalle jeder mit einem Weinglas ausrüsten. Und wer das Glas nicht in der Hand halten wollte, versorgte sich dazu mit einer passenden Umhängetasche. Die gelben Pfeile und ein schicker Flyer mit eingezeichneter Route und den einzelnen Stationen halfen bei der Orientierung.
Am Stand von Weingut Becker kommen Liebhaber trocken ausgebauter Burgundersorten auf ihre Kosten. Herbert Becker nimmt sich trotz des Andrangs Zeit, über die Umstellung auf Ökoweinbau zu berichten, die er gemeinsam mit seinem Sohn Alexander gestemmt hatte. 2017 werde der erste Jahrgang sein, der zertifiziert ist, sagt er stolz.
Herbizide habe er ohnehin noch nie gespritzt. Und beim Pflanzenschutz setze er wie alle Winzer um den Letzenberg auf die sogenannte Verwirrmethode. In den Reben hängen Dispenser in Spaghettiform, die mit Sexuallockstoffen dafür sorgen, dass sich Männchen und Weibchen des schädlichen Traubenwicklers nicht mehr finden. "Die Kontrolle ist strenger als beim Finanzamt", sagt Becker über das Öko-Label. Das Kellerbuch werde geprüft und von jedem Grundstück würden regelmäßig Proben gesammelt. Doch der Aufwand lohne sich. Schließlich stehe die Qualität für ihn an erster Stelle und nicht zuletzt habe er schon viele neue Kunden gewinnen können.
Die nächste Station ist das Weingut Bös. Auch hier steht nicht der Ertrag, sondern der Geschmack im Vordergrund. Zu "Bösecco" und Rosé wird Herzhaftes gereicht, hausgebackenes Brot mit Schmalz und Landjäger. "Haben Sie ein Kärtchen", fragt jemand Inhaber Rüdiger Bös, der sich als Gemeinderat angeregt über Lokalpolitik unterhält.
Die Teilnehmer sind voll des Lobes. Das ist eine schöne Gelegenheit, die Erzeugnisse der hiesigen Winzer zu probieren und etwas von der Region zu sehen, sagt eine Dame. "Toll dass sie das angeboten haben." Und sehen lässt sich rund um den Letzenberg bei bester Fernsicht tatsächlich viel. Entlang der Bergstraße schweift der Blick zum Weißen Stein, weiter in den Odenwald mit den Windrädern, über die Hügellandschaft des Kraichgaus und die Rheinebene mit den Kühltürmen von Philippsburg, bis er sich in der lang gestreckten Silhouette des Pfälzer Waldes verliert.
Ein Paar aus Walldorf ist mit dem Fahrrad nach Malsch geradelt. "Man muss es sich erarbeiten", sagen sie nach einem steileren Abschnitt etwas aus der Puste. "Wunderschön, die Ausblicke über die Weinberge, man sieht, wie schön der Kraichgau ist."
"Will jemand einen Harry?" Bei Lara’s Kantinchen aus Ludwigshafen hat jedes Sandwich einen Namen. Der kleine urige Truck hat neben der Wallfahrtskapelle am Gipfel des Letzenbergs Stellung bezogen. Die Sandwiches gibt es mit Pastrami, dünnen Scheiben geräucherten und gewürzten Fleischs, oder auch mit gratiniertem Camembert. Ein Stück weiter bietet ein Café Mobil Kaffeespezialitäten an.
Am Stand von Weingut Fleckenstein beugt sich Manfred Fleckenstein über eine Truhe Marke Eigenbau, die mit Crash-Eis gefüllt ist und holt noch eine Flasche Secco heraus. Strom gibt es ja im Weinberg nicht. Auch er kommt mit dem Nachschub kaum hinterher. Bitte noch mehr Antipasti! Beim Weingut Hummel probiert ein Weinliebhaber einen Auxerrois. "Sehr gut, fruchtig - eine alte Rebe, die wiederentdeckt wurde", lobt er und seine Frau ergänzt: "Die Aktion ist gut für die Winzer, sie können ihren Wein präsentieren."
Die gute Stimmung wird beim Weingut Kempf noch befeuert, wo die "Mälscher Buwe" das Badener Lied anstimmen. Harald Kempf, Inhaber des Weingutes Kempf, gehöre normalerweise auch dazu, betonen sie. Doch der sei gerade unterwegs, Nachschub holen. Auch der Winzerkeller Wiesloch, der sich neuerdings "Winzer von Baden eG" nennt, ist mit einem Stand vertreten. Auch dort dasselbe Bild: Es herrscht Hochbetrieb.
An der Reblandhalle hält Werner Keßler, Vorstand des Verkehrs- und Heimatvereins Malsch, die Stellung. Die 1200 Weingläser sind ihm längst ausgegangen und auch die 300 Stück, die er noch nachgeordert hatte, sind unterwegs. Er ist überwältigt von der großen Resonanz und den vielen positiven Rückmeldungen. Die einjährige Vorbereitungszeit mit den Winzern habe sich gelohnt, stellt er zufrieden fest.
Als Keßler vor zwei Jahren gewählt wurde, hatte er sich unter anderem vorgenommen, den Weinwanderweg mit Leben zu füllen. "Die Weinwanderung war meine Idee", sagt er stolz. Nach dem großen Erfolg soll sie im kommenden Jahr auf jeden Fall wiederholt werden.























