Alte Dorfscheune soll neue Malscher Ortsmitte prägen
Malschs Gemeinderat trifft Grundsatzentscheidung zu Erhalt und Sanierung des historischen Gebäudes - Zentrale Funktion für den Dorfplatz

Hier soll Malschs neue Ortsmitte entstehen. Die alte Dorfscheune spielt bei dem Konzept eine zentrale Rolle. Sie wird erhalten, ausgebaut und so künftig nutzbar gemacht. Foto: Kloé
Malsch. Es bleibt dabei: Die alte Dorfscheune wird als zentrales Element der künftigen Dorfmitte erhalten bleiben. Außerdem nimmt die Kommune rund 375.000 Euro in die Hand, um das historische Gemäuer zu sanieren und künftig nutzbar zu machen. So müssen der Keller trocken gelegt und die Statik aufwendiger verbessert werden als bisher angenommen. Auch die Außenfassade soll neu gestaltet werden. Innen ist eine behindertengerechte Toilettenanlage angedacht, außerdem eine Spülküche mit Lagerräumen und Durchreiche, sodass das Gebäude für Veranstaltungen dienen könnte, die Gemeinde und Vereine auf dem vorderen Dorfplatz durchführen. Damit entschied sich der Gemeinderat für die weitestgehende und wegen der zusätzlichen statischen Anforderungen auch teuerste Variante.
Ein entsprechendes Raumkonzept hatte Planer Wolfgang Müller-Hertlein bereits Ende Februar im Gemeinderat vorgestellt. Damals wurde im mittleren Bereich der Scheune auch ein zum Dach hin offener Raum für unterschiedliche Nutzungen vorgesehen. Das Projekt soll nun im Rahmen der noch bis 2019 laufenden Ortskernsanierung umgesetzt werden. Dank der Zuschussmittel aus dem Sanierungstopf (60 Prozent der förderfähigen Kosten) und aus dem Ausgleichsstock (32.000 Euro) beläuft sich der Eigenanteil der Gemeinde auf lediglich noch 152.000 Euro. Was die konkrete Umsetzung und Ausführung angeht, so ist dem Planer zufolge noch nichts festgelegt. Hier bleibt der Gemeinderat "Herr des Verfahrens", wie Gemeinderat Hans-Peter Haußmann (Freie Wähler) auf entsprechende Nachfrage erfuhr.
Bei der jetzigen Grundsatzentscheidung votierten alle Gemeinderäte erneut für den schon früher beschlossenen Erhalt des Gebäudes; dessen Abriss oder gar ein Verkauf des Grundstücks wurde einhellig abgelehnt. Beim Sanierungs- und Ausbaukonzept gab es jedoch zwei Gegenstimmen aus den Reihen der CDU-Fraktion.
Planer Müller-Hertlein hatte vor der Abstimmung nochmals eindringlich für die Bewahrung historischer Bausubstanz geworben. "Greifbares historisches Wissen" sei heutzutage selten geworden. Umso mehr müssten Kommunen historische Gegenstände und Gebäude "beispielhaft erhalten". Dabei verwies Müller-Hertlein im konkreten Fall auch auf eine entsprechende Empfehlung des Landesdenkmalamts. Er sah hier eine "produktive Musealisierung" und eine "im besten Sinne erhaltende Erneuerung".
Die Dorfscheune soll nach den Vorstellungen des Planers als Funktionsgebäude "Anker- und Bindeglied" zwischen dem bereits fertigen vorderen Dorfplatz und dem noch zu gestaltenden hinteren Platz werden, der wegen seines jüdischen Erbes "künftiger Erinnerungsort" der Gemeinde werden soll. Hier entstünde damit ein neuer Mittelpunkt, "den es bisher nicht gab" und der die Lebensqualität in der Ortsmitte verbessern soll. Müller-Hertlein sprach sich dabei für eine baldige Umsetzung der Pläne für den hinteren Dorfplatz aus.
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Er und auch Bürgermeister-Stellvertreter Robert Krippl (er leitete die Sitzung für die erkrankte Bürgermeisterin) machten zudem darauf aufmerksam, dass selbst bei einem Abriss der alten Scheune ein "Raumteiler" für beide Platzhälften (etwa in Gestalt eines offenen, überdachten Pavillons) notwendig wäre.
Auch Konrad Fleckenstein (Freie Wähler) machte auf diesen Umstand aufmerksam. Für ihn sind Erhalt und Ausbau der Scheune in der jetzt vorgesehenen Form die einzige "zukunftsfähige Lösung", die zudem alle Optionen offen halte und nichts verbaue. Alles andere sei nicht geeignet, "den Dorfkern so zu beleben, wie wir das wollen", meinte Fleckenstein. Zweifel hatte er allerdings, ob sich die Neugestaltung des hinteren Platzes finanziell so rasch stemmen lasse, wie das der Planer wünsche. Dies brauche wohl seine Zeit, fürchtete er.
Uwe Schnieders (CDU) erinnerte an die kontroversen Diskussionen der Vergangenheit zum Thema Dorfscheune, die es auch in seiner Fraktion gegeben habe. Aus seiner Sicht komme nur die jetzt vorgeschlagene Variante in Frage, merkte Schnieders an, allerdings spreche er hier nicht für die ganze Fraktion. Dort hatte es schon im Februar kritische Stimmen gegeben, ob Aufwand und Nutzen bei der Dorfscheune noch in einem vernünftigen Verhältnis stünden. Jetzt sind die Kosten wegen der aufwendigeren Statik sogar nochmals höher geworden.
Namens der Grünen wiederum plädierte Claus Stegmaier dafür, "mutig an die Entscheidung heranzugehen". Damit sich die Menschen im Ortskern wohlfühlen könnten, sei es "unabdingbar", historische Gebäude und Plätze in ihrem Charme zu erhalten und zu entwickeln. Dies habe seinen Preis. Er selbst könne sich nur schwer vorstellen, wie der Dorfplatz ohne die alte Scheune aussehen sollte, meinte Stegmaier. Auch er sprach sich für die von der Verwaltung vorgeschlagene Variante aus.



